Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
aufzustehen.
»Wer zum Teufel war das?«, zischte Caro.
»Vampire? Suchen die etwa uns?«, fragte April.
Gabriel nickte ernst. »Wir haben nicht viel Zeit. Wahrscheinlich glauben sie, wir wären nur hergekommen, um uns ein bisschen zu amüsieren, aber wenn sie uns mit den Kräutern erwischen, werden sie sofort wissen, was los ist.«
Caro hob vielsagend die Brauen, doch April schüttelte den Kopf.
»Nein, wir können erst gehen, wenn wir alles gefunden haben, was auf der Liste steht. Wir lassen uns doch von ein paar naseweisen Vampirtypen nicht verjagen.«
»Auf dich mag das ja zutreffen, Miss Superfurie«, erklärte Caro, »aber ich habe nur meine Pflanzenfibel, um mich zu verteidigen.« Sie sah zwischen April und Gabriel hin und her, dann stieß sie einen Seufzer aus. »Okay, was brauchen wir noch?«
April warf einen Blick in ihr Notizbuch.
»Alraune.«
»Die kenne ich«, sagte Gabriel und schloss die Augen, als müsse er sich konzentrieren.
Einen Moment lang standen sie wortlos da.
»Äh, die Blutsauger«, zischte Caro. »Ich will ja nicht die Pferde scheu machen und behaupten, dass sie vorhaben, uns in dieser Sammelgrube zu verscharren, aber der Verdacht liegt nahe.«
»Still«, unterbrach April, ohne den Blick von Gabriel zu lösen.
»Wir müssen in Richtung Norden«, sagte er und bog auf einen weiteren Pfad.
»Hey, wo gehen wir hin?«, zischte Caro, doch Gabriel war verschwunden. Sie wandte sich an April. »Wo geht er hin?« April zuckte nur die Schultern und folgte ihm. Gabriel bewegte sich mit einer Sicherheit zwischen den Bäumen hindurch, über die Felder und um Wohnsiedlungen herum, als wäre es helllichter Tag.
»Wie jemand, der demnächst den Löffel abgibt, wirkt er jedenfalls nicht«, maulte Caro.
Schließlich gelangten sie zu einem baumreichen Wald. Gabriel blieb kurz stehen, sah sich um und hob prüfend die Nase. Dann erst trat er zwischen die Bäume, die ihn augenblicklich zu verschlucken schienen. »Noch mehr Wald? Wo sind wir eigentlich?«
»Das ist der North Wood«, antwortete Gabriel. »Wir sind an der Grenze des Friedhofs von St. Pancras.«
»Schon wieder ein Friedhof? Na, toll«, bemerkte Caro.
»Aber hier ist es irgendwie anders«, meinte April. »Spürst du es nicht?«
Es war zwar ebenso dunkel, wenn nicht sogar noch dunkler als in den Coldfall Woods, doch von der bedrückenden Atmosphäre war nichts zu spüren. Vielleicht hatte ja auch sie den Tod wahrgenommen. Selbst Caro schien sich nicht mehr ganz so unbehaglich zu fühlen.
»Was ist mit deinen Freunden mit den spitzen Zähnen?«, fragte sie Gabriel.
Er schüttelte den Kopf und nahm den Boden in Augenschein. »Hier werden sie nicht herkommen.«
Gabriel ging voraus. Caro drehte sich zu April um.
»Wenn wir das nächste Mal einen Ausflug ins Grüne machen, erinnere mich daran, dass wir deinen Freund nicht mitnehmen. Mit dem Spaß hat er’s nicht so, was?«
April knipste die Taschenlampe an und warf einen Blick in ihr Buch.
»Die Alraune ist eine Wurzel, die unter Bäumen wächst«, las sie laut vor. »Und zwar der Legende nach nur unter solchen, an denen irgendwann einmal ein Mann gehängt wurde.«
»Das wird ja immer schöner«, seufzte Caro. »Ich nehme zurück, was ich vorhin gesagt habe. Hier ist es genauso unheimlich wie in dem anderen Wald. Aber wachsen Wurzeln nicht unter der Erde? Wie sollen wir sie da finden?«
Gabriel kehrte zu ihnen zurück. »Gib mir mal den Spaten.«
Er trat unter einen hohen Baum und hob einen schmalen Streifen Boden aus, in dem er zu wühlen begann. Schließlich zog er ein knollenförmiges Etwas heraus, das wie die schmutzverkrustete Version einer Ingwerwurzel aus dem Supermarkt aussah.
»Woher wusstest du, wo du sie findest?«
Er hielt Caro die hellorangefarbene Wurzel unter die Nase.
»Ich habe es gerochen.«
Caro schnüffelte vorsichtig daran und verzog das Gesicht. »Für mich riecht das Ding einfach nur nach Erde.«
»Genau das ist der springende Punkt.«
Sie fuhren herum. Eine alte Frau mit zwei Rottweilern stand hinter ihnen auf einer kleinen Lichtung. Die gebleckten Zähne der beiden angeleinten Hunde verrieten April, dass sie nicht allzu begeistert von den Besuchern waren. Gabriel trat vor und stellte sich zwischen die Mädchen und die Frau.
»Lass uns in Ruhe«, sagte er leise. Verblüfft registrierte April den kampflustigen Ausdruck auf seinen Zügen.
Einer der Hunde sprang hoch und versuchte, nach ihm zu schnappen, wobei er seine riesigen Fangzähne
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