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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Hand und führte sie den Hügel hinauf, vorbei an dem Kreis mit der riesigen Zeder in der Mitte und dem Beer-Grab mit dem hohen Pyramidendach.
    »Wohin gehen wir?«
    »Hier entlang.« Lächelnd erklomm er eine Treppe, die strahlend weiß im silbrigen Mondlicht vor ihnen lag, und trat auf eine breite, von einer niedrigen Balustrade umgebene Terrasse. Hier und da drang Unkraut und Moos aus den Ritzen, was den eindrucksvollen Anblick jedoch in keiner Weise schmälerte.
    »Wo sind wir?«, fragte April.
    »Über den Katakomben. Die Anlage wurde erbaut, weil man von dieser Stelle aus einen einzigartigen Ausblick über London hat. Damals sind die Leute hier entlangspaziert und haben sich unterhalten.«
    »Ein ziemlich ungewöhnlicher Ort, finde ich.«
    »Nein, damals war es wunderschön. Überall wuchsen Blumen, die Wege waren blitzsauber und die Bäume gestutzt, damit man den atemberaubenden Ausblick genießen konnte.«
    April verspürte einen Anflug von Eifersucht bei der Vorstellung, dass Gabriel in der Vergangenheit mit anderen Mädchen hier gewesen war. Sei froh, dass er überhaupt hier ist, tadelte sie sich im Geiste.
    »Stimmt«, sagte sie. »Es ist wirklich schön.«
    »Nein. Du bist schön«, sagte Gabriel, beugte sich vor und küsste ihren Hals, während seine Hände in ihre Manteltaschen glitten. Sie stöhnte leise auf. Oh Gott, wie sehr mir das gefehlt hat , dachte sie und presste sich gegen ihn.
    »Ich wünschte mir so sehr, ich könnte dich küssen«, murmelte Gabriel. »Du bist so …«
    In diesem Augenblick verklang Gabriels Stimme. April sah ihn an und zuckte zusammen. Seine Zähne waren gebleckt, seine Augen tiefschwarz und zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Sein ganzer Körper war gespannt wie eine Feder.
    Oh Gott, er wird mich doch nicht umbringen , dachte April bestürzt. Doch zu ihrer Verblüffung empfand sie keinerlei Angst um ihr Leben, sondern lediglich Furcht, ihre Liebe könnte nur ein Schwindel sein. Hatte Gabriel sich in Wahrheit nur von ihrem Furien-Geruch angezogen gefühlt?
    »Was …«, begann sie, doch Gabriel legte ihr einen Finger auf die Lippen.
    »Shhh«, zischte er leise. »Riechst du das?«
    »Was denn?«
    Er schüttelte den Kopf und führte sie die Treppe hinunter, ganz langsam und geschmeidig wie ein wachsamer Löwe auf Beutezug. Er wandte den Kopf und schien die Gegend abzusuchen. Als April neben ihn trat, drehte er sich zu ihr. »Warte hier«, sagte er. »Sollte irgendetwas passieren, schrei ganz laut. Und lauf. In dieser Reihenfolge.«
    »Auf keinen Fall«, widersprach April. »Ich komme mit.«
    »Nein, April, da ist irgendetwas. Etwas Gefährliches.«
    »Und du glaubst, es ist für mich weniger gefährlich, wenn ich hier allein bleibe? Vergiss es. Ich weiche dir keinen Zentimeter von der Seite.«
    Sie folgte Gabriel den Weg entlang. Links von ihnen verlief eine graue, von Bogentüren gesäumte Steinmauer, in deren Holz die Namen der reichsten viktorianischen Familien geschnitzt waren. April erinnerte sich, dass sie schon einmal eine Besichtigungstour über den Friedhof gemacht hatte – das Hauptportal vor ihnen war der Eingang zu den sogenannten Katakomben von Highgate. Schon damals, am helllichten Tag, war es ziemlich gruselig gewesen. Gabriel blieb stehen und ging in die Hocke, als wolle er irgendwelche Spuren lesen.
    »Was ist? Was siehst du?«
    Er sah auf und zeigte auf die schwarze, in die Steinmauer eingelassene Eisentür. Jemand hatte die Katakomben geöffnet.
    »Oh nein«, flüsterte April, als ihr wieder einfiel, mit welchem Nachdruck der Guide damals erklärt hatte, dass die Katakomben stets sorgsam verschlossen und verriegelt seien.
    »Jemand war hier«, flüsterte Gabriel.
    »Jemand oder etwas?«
    Gabriel sah sie an. Das Mondlicht erhellte seine Züge. Sie brauchte keine Antwort mehr. Er war wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommen hatte. Er wollte losrennen und sich seine Beute schnappen, wer oder was sie auch immer sein mochte.
    »Du bleibst draußen, April«, befahl er und trat näher auf den Eingang zu. »Ich meine es ernst.«
    April blieb stehen und sah zu, wie er in den Katakomben verschwand, dann drehte sie sich um und ließ den Blick über das Dunkel schweifen, während sie sich fragte, ob irgendetwas hinter einem Baum oder einem der Gräber sie beobachtete.
    Sie kramte die kleine Taschenlampe heraus und richtete den Strahl auf die Bäume. Doch da war nichts – zumindest konnte sie nichts sehen. Sie registrierte ein Geräusch zu ihrer Rechten, fuhr

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