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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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und Orlando, dass ich sie vor der Dämmerung sehen will.« Er lief auf die verborgene Treppe zu, ohne eine Antwort des Gelehrten abzuwarten.
    Er öffnete oben die Tür, blickte hinab und erwartete, einen Briganten zu sehen, der die Eisenleiter zum Boden hinabstieg, aber da war niemand. Er schnupperte in die Luft, und seine Vampirsinne nahmen einen Herzschlag wahr.
    Siobhan klammerte sich wie erstarrt an die Steine über ihm, und ihr Herz hämmerte vor Zorn über das, was sie gehört hatte, und vor Angst davor, entdeckt zu werden. Köder … er wollte sie als Köder benutzen.
    Über ihm, erkannte Tristan jäh. Der Spion befand sich über ihm. Er hielt sich mit der linken Hand am Türrahmen fest, griff mit der rechten Hand nach oben und erwischte einen bestiefelten Fuß. Er riss hart daran, wollte den Briganten unten im Felsengraben zu Tode stürzen. Dann hörte er sie schreien. »Siobhan!« Er ließ den Türrahmen los und setzte ihr nach, wobei er beinahe selbst die Balance verlor, als er ihr Handgelenk zu fassen bekam. »Herr Jesus!« Der Name brannte in seinem Mund, aber er spürte es kaum.
    Siobhan keuchte, als er sie aus der Leere in seine Arme riss. »Bist du verrückt geworden?«, fragte er und drückte sie an sich, und sie ließ es einen Moment schwach vor Erleichterung zu. »Herr Jesus«, wiederholte er und küsste ihr Haar.
    »Lass mich los.« Sie hatte das Gefühl, weinen zu müssen, aber ihre Stimme klang tonlos und kalt. »Lass mich jetzt los.«
    Tristan zog sich ein Stück zurück und umfasste ihre Schultern. Sie sah ausdruckslos zu ihm hoch, und ihre wunderschönen blauen Augen waren wie Eis. »Nein«, antwortete er, und sein Herz wand sich vor Schmerz, als er sich ihrem Tonfall anpasste. »Keine Chance.« Er packte sie erneut am Handgelenk, ging in Richtung Treppe und zog sie hinter sich her.

17
    Er zerrte sie die Treppe hinauf und an den Wachen vorbei, die sie entsetzt ansahen, als sie vorübergingen. »Bist du verrückt?«, wiederholte er, als er sie in ihr Schlafzimmer stieß und die Tür hinter ihnen zuwarf. »Du hättest getötet werden können – ich hätte dich töten können …«
    »Und warum nicht?«, erwiderte sie. »Du hast seit dem ersten Abend, an dem wir uns begegnet sind, versprochen, mich zu töten, erinnerst du dich? Warum hast du mich nicht fallen lassen?« Sie hatte die ganze Zeit, selbst als sie ihn gehasst hatte, geglaubt, Tristan verstünde sie und wüsste, dass sie mehr als nur irgendeine Beute war, die geschützt werden musste, oder eine Last, die getragen werden musste. Aber er war genauso wie alle anderen, genauso wie der erste Mann, den sie getötet hatte, genauso wie Sean. »Aber du kannst es nicht, noch nicht«, fuhr sie verbittert fort und wandte sich ihm zu. »Du brauchst mich noch als Köder.«
    »Was?« Er hörte kaum, was sie sagte. Er fühlte sich noch immer elend, wenn er daran dachte, was wenige Augenblicke zuvor hätte geschehen können. Er hätte sie in den Tod schleudern, sie für immer verlieren können. »Was hast du …?«
    »Ich habe dich gehört, Tristan!« Sie zitterte noch immer, weil sie dem Tod nur um Haaresbreite entronnen war. Sie konnte noch immer das Brüllen des Windes in ihren Ohren hören, als sie fiel. »Ich hörte dich zu deinen Leuten sagen, dass Sean meinetwegen zurückkomme und dass du mich benutzen würdest, um ihn zu erwischen.«
    »Was hätte ich ihnen denn sagen sollen, Siobhan?«, fragte er. »Dass du mich verzaubert hast? Dass es mich nicht mehr kümmert, welche Rolle du bei meiner Vernichtung gespielt hast? Dass die Leben der Ritter, die du und dein Bruder genommen habt, mir im Vergleich zu dir nichts bedeuten? Sie haben mich gestern gesehen. Sie haben mich mit dem einzigen Wunsch in mein Schloss kommen sehen, dich in meine Arme zu nehmen.«
    »Sie würden es verstehen. Sie kennen dich.« Sie fühlte sich, als würde ihr Herz absterben, während sie sich an die Worte erinnerte, die er in der Nacht ihrer ersten Begegnung gesprochen hatte. »Du bist ein Soldat. Du kannst verdammt noch mal alles, wenn es sein muss.«
    Er nahm sie bei den Schultern und drückte sie fest gegen die Wand. »Dummkopf«, fauchte er, sein Gesicht nun nur noch Zentimeter von ihrem entfernt, so nahe, dass sie die Dämonenzähne in seinem Mund und das Feuer in seinen Augen sehen konnte. »Kannst du das glauben? Kannst du noch immer eine solche Närrin sein?« Tränen traten ihr in die Augen und trübten ihre Sicht, aber sie sah, wie seine Miene weicher wurde.

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