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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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auf zu kauen und nickte. »Sie sagte, sie hätte die Male gesehen – zwei runde Einschnitte in der Kehle.«
    »Ein Vampir«, sagte Orlando. »Könnte sich Tristan so weit vorgewagt haben?«
    »Das könnte er, aber ich bezweifle, dass er es getan hat«, sagte Simon. »Sein Ziel befindet sich hier, erinnerst du dich? Außerdem …« Alle Anzeichen guter Stimmung wichen aus seinem Gesicht. »Einige der Tötungen geschahen bei Tageslicht.«
    Das Gesicht des Zauberers wurde kreidebleich. »Seid Ihr Euch sicher?«
    »Nur allzu sicher.« Er hatte sich an die Wand zurückgelehnt, aber nun setzte er sich wieder auf und bemühte sich, wach zu bleiben, bis seine Geschichte erzählt war. »Mehrere der Leute, die ich befragt habe, sprachen von Männern, die entführt wurden, während sie auf den Feldern arbeiteten oder im Wald jagten, und die morgens lebendig und am Abend tot waren.«
    Orlando legte sein Brot beiseite, denn er hatte keinen Hunger mehr. »Lucan Kivar.«
    »Wir wissen, dass er Tristan gefolgt ist.« Kivar hatte die Nacht, in der er Simon zu einem Vampir gemacht hatte, überlebt, indem er die Körper Toter übernahm, sodass es ihm mehr oder weniger freistand, bei Tage oder bei Nacht zu wandern. Aber er musste sich offensichtlich noch immer vom Blut Lebender nähren, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Simon hatte ihn mit einem verwunschenen Pfahl, den er in den Katakomben unter Schloss Charmot, dem Heim von Simons Liebster Isabel, gefunden hatte, aus seiner letzten sterblichen Gestalt vertrieben. Aber sein Geist war entkommen. »Vielleicht ist er geflohen, als wir Tristan fanden.«
    »Er hat keinen Grund, uns zu fürchten«, sagte Orlando frei heraus. Er erhob sich und überprüfte das Türschloss, als fürchtete er, etwas Übles könne jeden Moment einbrechen. »Wenn Kivar diesen Baron von Callard bedrängt, hat er einen Grund dafür.« Er blickte mit besorgter Miene auf Tristan hinab. »Ich fürchte, wir werden es nur allzu bald erfahren.«
    Siobhan und ein Trupp Wachsoldaten der Briganten hatten bis zum Tagesanbruch jeden Zentimeter des Burggrabens um den Turmhügel abgesucht, und weitere Trupps hatten das Schloss durchsucht. Aber Tristan war nirgendwo zu finden.
    Siobhan kehrte erschöpft und schmutzig in den Turm zurück, und ihre Kleidung war von Gestrüpp zerrissen und schmutzverkrustet. Nur Sean befand sich in der Halle, saß auf dem Podest und starrte wie in Trance ins Nichts. »Hast du den Leichnam gefunden?«, fragte er und wandte sich ihr zu, als sie hereinkam.
    »Nein.« Sie nahm den Becher entgegen, den Cilla ihr anbot, und trank.
    »Wie ist das möglich?« Ihr Bruder klang, als ob jeder Funke Leben aus ihm gewichen und nur eine leere Hülle zurückgeblieben wäre. »Du hast ihn stürzen sehen. Niemand könnte einen Sturz aus solcher Höhe überleben.« Seine Miene wurde zornig. »Jemand hat den Leichnam versteckt …«
    »Sean, halt«, unterbrach sie ihn. »Niemand hätte ihn vor mir erreichen können, selbst wenn jemand zugesehen hätte. Es gab keinen Leichnam.« Ich habe es dir gesagt! , wollte sie ihn anschreien. Und sie hätte es vielleicht auch getan, wenn sie nicht so müde gewesen wäre.
    Stattdessen trat sie zu ihm, legte einen Arm um seine Schultern und küsste ihn auf die Stirn. Er lehnte seinen Kopf für einen Moment an ihren und drückte sie an sich, während er wiederholte: »Wie ist das möglich?«
    »Warte hier«, sagte sie und löste sich von ihm. »Ich werde es dir zeigen.« Silas war ebenso wenig zu sehen wie Gaston, wie sie plötzlich bemerkte. »Ich habe oben ein Buch.«
    »Ein Buch?«, echote er mit einem Lachen, das leicht wahnsinnig klang.
    »Warte einfach.«
    Ihr Zimmer im oberen Stockwerk war unverändert, seit sie es verlassen hatte. Der Fensterladen, den Tristan aufgerissen hatte, hing mit dem oberen Scharnier lose an einem Nagel. Tristans Blut befleckte den Teppich an der Stelle, wo sie ihn mit ihrem Schwert durchbohrt hatte. »Verzeih mir«, flüsterte sie und wandte den Blick gewaltsam ab. Das Buch lag noch immer auf dem Tisch, und die Seite mit der Geschichte des Vampirs war nach wie vor aufgeschlagen.
    Seans Latein war nur wenig besser als ihr eigenes, aber er las die Geschichte rasch und riss die Augen vor Entsetzen immer weiter auf. »Siehst du?«, sagte sie, als er anscheinend zu Ende gelesen hatte. »Tristan ist ein Vampir.«
    Er schaute zu ihr hoch. »Hast du ihn heraufbeschworen?«. fragte er sie. »Hast du ihn aus dem Grab gerufen?«
    »Ob ich ihn gerufen habe

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