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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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lässt? Er ist zufrieden und fliegt fort, belästigt den Ort über Jahre hinweg nicht mehr.«
    Aeriel schwindelte. Sie merkte, dass sie seit über sechs Stunden nichts mehr gegessen hatte. »Wer wird dem Engel der Nacht geopfert?«, fragte sie den Jungen.
    »Töchter«, entgegnete der Ziegenhirte, »Söhne. Neugeborene oder Kriminelle, Fremde. Keine Kranken oder Sterbenden. Keine alten Leute, es sei denn, sie sind kräftig. Aber die meisten Opfer für den Vampir sind Sklaven.«
    Aeriel versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. »Sklaven? Ich habe in Zambul keine Sklaven gesehen.«
    Der Junge sah von seiner Flöte auf. »Du hast keine gesehen? In all den Städten, in denen du gesungen hast? Die Hälfte der einfachen Bevölkerung ist bei den Reichen verschuldet. Wir müssen doch Wasser kaufen, oder? Und den Reichen gehören die Brunnen. Sie haben das Geld, um sich richtige Sklaven zu kaufen, rosahäutige aus Rani oder goldhäutige aus Avaric, oder blauhäutige aus Bern. Weißhäutige auch, nehme ich an«, sagte er plötzlich und betrachtete Aeriel. »Woher kommst du?«
    »Aus Terrain«, antwortete sie.
    Er lachte, schob eine Haarsträhne aus seiner Stirn. Sein Haar war gelb und leuchtete gegen seine hellgrüne Haut. »Terrain«, sagte er. »Dann kennst du dich ja mit Sklaven aus.«
    Aeriel stand auf. »Sprich weiter«, sagte sie. »Du hast mir gerade von den Reichen und ihren Sklaven erzählt.«
    »Und dem Auslosen«, entgegnete der Junge lächelnd. »Die
Reichen scheinen meistens die Nieten zu ziehen. Ich weiß nicht, warum. Aber was macht es ihnen schon aus? Sie murren zwar, aber sie opfern nicht ihre Töchter und Söhne, nicht einmal ihre guten Dienstboten. Sie binden nur eine armselige Kreatur in der Nähe des Engels an und überlassen sie nachts ihrem Schicksal.«
    Da trug der trockene Wind für einen Moment den Geruch des verbrannten Hügels zu ihnen herüber. Wieder schwindelte Aeriel. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie streifte die Kapuze ihres Reisemantels gegen die tief stehende Sonne über.
    Der Ziegenhirte stieß einen überraschten Schrei aus, sprang auf die Füße und starrte sie an. Aeriel betrachtete sich, dann den Jungen, der den Blick über den Hügel schweifen ließ, als suchte er etwas. Er schien durch sie hindurchzublicken.
    Aeriel drehte sich um und ging den Abhang hinunter. Sie verstand sein Verhalten nicht, und es war ihr auch gleichgültig. Grauling trottete hinter ihr her. Sie hörte wie der Hirte hinter ihr herschrie: »Hexe!« Und als sie sich umwandte, sah sie, wie er eilig seine Ziegen den Hang hinauftrieb.
    Später fand sie am Straßenrand wildwachsende Birnen und füllte ihre Tasche damit. Der Geschmack war widerlich, aber sie waren nicht giftig. Auch die kleine Sandlanguste kostete sie.
    Im nächsten Dorf sang Aeriel wieder für ihr Abendessen, und es blieben ihr auch noch genug Münzen, um eine kleine Flasche Wasser zu kaufen, aber sie hielt sich dort nicht länger auf.
    Wenn sie keine Skrupel haben, ihre Sklaven dem Engel der Nacht als Opfer darzubieten, dachte sie, zögern sie noch weniger, Fremde dafür zu nehmen.

    Sie marschierte weiter; oft setzte sie die Kapuze ihres Reisemantels auf. Sie spielte für ihren Lebensunterhalt auf der Laute, schlief aber nie wieder in einem Dorf. Sie kam an mehreren versengten Hügeln vorbei. Sie häuften sich jetzt, und als der Sonnenstern sehr tief stand, vielleicht drei Stunden vor seinem Untergang, murmelte sie vor sich hin: »Der Hirte hatte mir doch gesagt, dass der Vampir nie lange an einem Ort verweilt, aber jetzt komme ich während eines zweistündigen Fußmarsches schon an drei verbrannten Stellen vorbei.«
    Sie streichelte Graulings struppiges Fell und sah prüfend die Bäume an. Sie gingen am Rand eines Waldes entlang.
    »Aber vielleicht gefallen ihm seine Opfer nicht, und er hält nach besseren Ausschau …«
    Noch ehe sie ausgeredet hatte, hörte sie ein krächzendes Lachen wie das Kreischen verrosteter Türangeln. Vor ihr stand eine alte Frau, tief gebeugt unter der Last eines großen Holzbündels.
    »Nun, Mädchen«, sagte sie, »du hast wahre Worte gesprochen. Alle diese Ländereien gehören dem Majis. Vor drei Tagmonaten traf ihn das Los.«
    Aeriel blieb stehen. »Verweigerte er das Opfer?«
    »Verweigern?«, kreischte die alte Frau. »Pah. Niemals. Dreimal versuchte er, die geflügelte Bestie zu füttern, nur, der Engel der Nacht war nicht zufrieden.«
    »Warum?«
    Die Alte nahm ihr Bündel ab und richtete sich ein wenig

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