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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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aus Stein. Aeriel schlängelte sich hinein. Der Widerhall hinabpolternder Erde verriet ihr, dass der Raum darunter groß sein musste.
    Die lockere Erde gab plötzlich nach. Sie rutschte einen sanften Abhang hinab. Auf einem kühlen Steinboden fand sie sich wieder. Das Glühwürmchen schwebte in dem Raum über ihr. Aeriel richtete sich auf und klopfte den Schmutz ab. Es dauerte einen Moment, bis sie sich von der Überraschung erholt hatte und tief durchatmete. Zwinkernd spähte sie umher.
    Sie stand in einer natürlichen Felsenkammer. Das zartflügelige Licht war sehr matt und erleuchtete nur einen kreisförmigen Ausschnitt der Kammer. Aeriel erblickte flüchtig die Kontur von Mauern, zwanzig Schritte entfernt. Sie sahen glatt aus, wie vom
Wasser geschliffen, aber der Boden unter ihren Füßen war trocken.
    Das Glühwürmchen flatterte quer durch den Raum. Aeriel folgte. Es verschwand durch eine schmale Öffnung am entfernten Ende des Raums. Aeriel entdeckte ähnliche Öffnungen zu beiden Seiten, aber der frische Luftzug schien aus dieser am stärksten zu sein.
    Ein Tunnel erstreckte sich dahinter, eng und dunkel, mit hervorspringenden Gesteinsbrocken. Das Glühwürmchen huschte vor ihr her. Aeriel folgte. Irgendwann öffnete sich der Gang zu einer größeren Kammer. Das Glühwürmchen kreiste unentschlossen einen Moment und wählte dann einen Ausgang.
    Dieser Tunnel war breiter, aber sehr niedrig. Aeriel kam nur langsam, halb gebückt, voran. Ihr Rücken begann zu schmerzen, und ihre Beine verkrampften sich. Das Glühwürmchen flatterte weiter und weiter vor ihr her. Aeriel musste schneller gehen, um es wieder einzuholen.
    Wieder verbreitete sich der Gang zu einer Kammer, viel größer als die vorherige. Aeriel richtete sich auf, reckte und streckte sich, bis ihre Wirbelsäule knirschte. Sie bückte sich und rieb ihre Fesseln und Waden. Das Glühwürmchen schwebte über ihr. Sie sank auf die Knie, um einen Augenblick auszuruhen. Seit der letzten Brotkruste, die mit einem Betäubungsmittel versehen war, hatte sie keine Nahrung mehr zu sich genommen, und das war bereits vor Stunden gewesen. Es musste bereits Nacht sein, dachte sie. Der Sonnenstern war sicher längst untergegangen.
    Das Glühwürmchen schien jetzt rascher voranzudrängen. Widerstrebend stolperte Aeriel hinterher. Ein flüchtiger Blick zur
Decke gab ihr das Gefühl, tief unter der Erde zu sein. Um wieder an die frische Luft zu kommen, würden sie emporsteigen müssen.
    Ungefähr in der Mitte der geräumigen Halle stolperte sie. Zu ihren Füßen lag eine winzige Hacke aus mattem Metall und erstaunlich schwer, als sie sie aufhob, aber kurz und flach, als wäre sie für eine Hand, kleiner, aber breiter als die ihre, geformt worden.
    Sie steckte sie in die Tasche ihres Gewandes und folgte dem Glühwürmchen durch eine Spalte im Fels. Hier nahmen die Gänge wieder andere Formen an. Größtenteils schienen sie aus natürlichem Fels zu bestehen, waren uneben, aber sie verliefen geradliniger und waren teilweise breiter. Der Boden schien flacher und glatter zu sein.
    Dann wurde der Gang breiter. Aeriel konnte ihre Arme ausstrecken, ohne beide Wände gleichzeitig zu berühren. Der Boden wurde abschüssig. Aeriel tastete sich mit einer Hand an der Wand entlang. Von Zeit zu Zeit kreuzten Quergänge ihren Weg. Auch sie verliefen gerade, wie Korridore in einem Haus, oder Dorfstraßen. Sie befühlte die kleine schwere Hacke in der Saumtasche ihres Umhangs und fragte sich, was für Menschen hier wohl gelebt haben mochten. Was hatte Roschka ihnen erzählt? Das Erdvolk.
    Erschreckt bemerkte sie, dass der Fels sich plötzlich anders anfühlte. Sie betrachtete die Wand näher und sah ein breites Relief. In den Stein gemeißelt waren nur Aale: manche glatt, manche schuppig, rillig oder gerippt, und manche hatten Flossen. Dann und wann leuchtete unter dem Schimmer des Glühwürmchens ein Auge in Form eines glasglatten Juwels auf.

    Das Reliefband verlief bogenförmig über die Gänge, durch die sie hindurchging. Nach einer Weile verwandelten sich die Aale in Fische, dann in zierliche Felsenschwalben mit gespaltenen Schwänzen. Es folgten Eidechsen, Skarabäen, Krebse und Salamander. Winzige Fledermäuse schienen am Fels entlangzugleiten, ihre Flügel so fein gemeißelt, dass Aeriel befürchtete, sie würden unter ihrer Berührung zerbrechen.
    Das alles waren Kreaturen, die unter der Erde lebten, so wie die Höhlenbewohner es getan hatten. Aber wo war das Erdvolk jetzt?

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