Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

ihm aus einem Becher, gefertigt aus dem Huf des Sternenpferdes, zu trinken gab«, sagte Aeriel schleppend, »und machte sein Herz wieder sterblich! Irrylath wird der Krieger sein und Avarclon das Streitross, die die Priesterinnen zum Leben erwecken.«
    »Höre jetzt«, sprach Marrea. »Was bedeuten dir diese Verse?«
    »Doch zuerst müssen sie sich vereinen, die Feinde der Engel der Nacht,
    Eine Braut, die im Tempel durch Feuer schreitet, hat teil an der Schlacht,
    Weit jenseits des Sandmeers kommen Streitrösser für die Zweitgeborenen,
    Und neu geschmiedete Waffen, ein geflügelter Stab –
    Dann kostet die königliche Prinzessin von dem Baum – sonst wär sie verloren.
    Also geschehen die Dinge, von der Stadt Esternesse weitab:
    Eine Zusammenkunft von Gargoyles, ein Fest auf dem Stein,
    Der Weißen Hexe Helferin wird nicht mehr sein.«
    Aeriel schüttelte den Kopf. »Nichts. Gar nichts. Ich habe sie noch nie zuvor gehört.« Sie runzelte die Stirn. »Sie ähneln dem gereimten Rätsel, aber sie ergeben keinen Sinn.«

    »Das war bei dem Rätsel auch nicht der Fall, als du es zum ersten Mal hörtest«, sagte Eoduin.
    »Und dies ist der Rest des Rätsels«, sagte eines der Mädchen. »Ein Teil davon«, berichtigte ein anderes.
    Alle waren jetzt näher gekommen. Sie erinnerte sich nicht, dass die Mädchen sich bewegt hätten. Die Geister beobachteten sie mit glitzernden goldenen Augen.
    »Ich glaubte, nur die lons würden die Rätsel kennen, die Ravenna sang, als sie sie erschuf«, sagte Aeriel, »und der Zwerg Talb aus seinem Buch der Toten .«
    »Wir sehen viel mehr Dinge als ihr Sterblichen«, antwortete Marrea, »die halbe Welt und viel vom Himmel.«
    »Sehen in die Herzen der Frauen und Männer.«
    »In verschlossene Truhen und Räume.«
    »In die Träume von Prinzen.«
    »Oder in Ravennas Buch.«
    Aeriel versuchte, ihre Lethargie abzustreifen, aber ihre Glieder waren noch immer von einer seltsamen Schwere. »Das ist ein Traum«, murmelte sie. »Das kann nicht der zweite Teil des Rätsels sein.«
    »Doch«, sagte Eoduin. »Das würde dir auch der kleine Zauberer sagen, hättest du Zeit, auf ihn zu warten …«
    »Aber die Zeit ist knapp.«
    »Schon hat die Hexe ihre Wächter ausgesandt.«
    »Ihre Späher.«
    »Späher«, sagte Aeriel. »Was spähen sie aus?«
    Die Mädchen antworteten gemeinsam: »Die lons jener Länder, die die Söhne der Hexe nun beherrschen.«

    »Die lons sind tot«, sagte Aeriel. »Die Vampire töteten sie, als sie die Macht ergriffen.«
    »Nicht getötet«, antworteten die Mädchen drängend.
    »Besiegt.«
    »Ihrer Macht beraubt.«
    »So dass ihre Söhne die Länder regieren und verwüsten können. «
    »Plündern.«
    Aeriel schüttelte den Kopf. »Wie könnten sie leben? Die Hexe würde sie niemals verschonen. Sie ist gnadenlos.«
    »Ah, gnadenlos«, sagte eines der Mädchen, »und verschlagen. «
    »Tote lons sind gefährlich, sie können wiederauferstehen.«
    »Jemand muss die lons wiederfinden, Aeriel«, sagte Marrea. »Jemand muss sie wieder vereinen …«
    »Denn sie haben sich dem Zugriff der Hexe entzogen.«
    »Ihre Vampire suchen sie bereits.«
    »›Doch zuerst müssen sie sich vereinen, die Feinde der Engel der Nacht‹«, murmelte Aeriel. »Wo sind sie?«
    »In alle Winde verstreut«, sagte eine.
    »Versteckt.«
    »Du solltest es wissen.«
    »Warum sollte ich es wissen?«, fragte Aeriel.
    Und Eoduin rezitierte bereits: »›Weit jenseits des Sandmeers‹. «
    »Im Gedicht steht ›Streitrösser‹«, fing Aeriel an.
    »Pst!«, sagte Marrea plötzlich, und Aeriel merkte, dass alle nur noch flüsterten. Die Mädchen sahen sich an. »Welches Reittier
wird dein Prinz in einem Jahr benutzen?«, fragte Marrea schnell. »Wenn er gegen die Weiße Hexe kämpft?«
    Aeriel schüttelte den Kopf. Sie verstand den Sinn der Frage nicht. »Den Avarclon.«
    Eoduin nickte. »Einen lon. Den lon von Avaric.«
    Da sagte Marrea: »Ein einziger Reiter gegen sechs Vampire?«
    Aeriel fühlte, wie die Schwere aus ihren Gliedern wich. »Seine Brüder«, murmelte sie. »Die Nachgeborenen der Königin haben gesagt, sie würden mit ihm ziehen, wenn sie nur Schlachtrösser hätten …«
    »Ja, Schlachtrösser«, unterbrach Eoduin. »›Streitrösser für die Zweitgeborenen.‹«
    »›Und neu geschmiedete Waffen …‹«, fing eine andere an, aber Aeriel hörte ihr kaum zu. Sie blickte Eoduin an.
    »Du meinst, die verlorengegangenen lons sind die Streitrösser aus dem Rätsel?«
    »Ja!«, riefen die