Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Spuren achtete. Er wollte so schnell wie möglich weg von Silver Mesa, damit Annie nicht zufällig wiedererkannt wurde. Allein wäre er noch schneller vorangekommen, doch er musste auf Annie und ihren Wallach Rücksicht nehmen, weil beide es nicht gewohnt waren, über so viele Stunden unterwegs zu sein - im Gegensatz zu seinem kräftigen Braunen. Doch der Wallach wurde nur ab und zu gefordert und brauchte Zeit, um so eine Belastungsprobe durchzustehen.
    Rafe hätte gern gewusst, wie nah Atwater ihm schon gekommen war und ob in der Gegend Kopfgeldjäger unterwegs waren. Worauf er hätte wetten können. Denn Trahern war viel zu bekannt, um unbeobachtet zu bleiben. Die anderen Geier hatten ihn sicher umkreist, in der Hoffnung, die Beute selbst zu fangen. Es war sicherer, zumindest für die nächsten paar Tage jeder Menschenseele aus dem Weg zu gehen.
    Er versuchte, seine finstere Stimmung abzuschütteln, aber sie lag auf seinen Schultern wie eine schwere Decke. Es hatte Jahre gedauert, bis er irgendjemandem von Tench und den Papieren der Konföderierten erzählt hatte, Jahre, ehe er zuließ, so viel über all die Ereignisse von damals nachzudenken. Er hatte seine ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet, zu überleben, statt die Ereignisse aufzuwärmen, die ihn zu einem Gesetzlosen gemacht hatten. Und es überraschte ihn ein wenig, dass er auch jetzt noch so ein intensives Gefühl des Verrats verspürte. Er hatte Jefferson Davis einige Male in Richmond getroffen und war von ihm beeindruckt gewesen, so wie fast jeder, der diesen Mann kennengelernt hatte; er
    verfügte über außergewöhnliche Intelligenz und Integrität. Rafe war nie für Sklaverei gewesen, und seine Familie hatte auch keine Sklaven besessen, aber er hatte dennoch fest an die Verfassung geglaubt. In Davis’ Gegenwart hatte er sich so gefühlt wie wohl die amerikanischen Revolutionäre ein Jahrhundert zuvor - als würde auch er einem höheren Ziel verpflichtet sein, nämlich einen neuen und souveränen Staat zu schaffen. Es war ein Schock gewesen, als Davis diese Sache als verloren aufgab und trotzdem Geld dafür nahm, damit der Krieg weiterging, und einen reichen Mann damit noch reicher machte.
    Wie viele Menschen waren wohl im letzten Kriegsjahr gestorben? Tausende, einschließlich der beiden, die ihm die wichtigsten Menschen in seinem Leben gewesen waren. Sein i Vater und sein Bruder. Es war mehr als Verrat gewesen - es war Mord.
    Annies Fragen hatten all das wieder in ihm aufgewühlt.
    Zu Anfang war er fast zwanghaft jede Einzelheit durchgegangen, jede Möglichkeit, in dem Versuch, Vanderbilt aufhalten zu können. Doch ihm war nichts eingefallen.
    Hätte er die Papiere den zuständigen Behörden übergeben, wäre Vanderbilt vielleicht verhaftet worden, vielleicht aber auch nicht, weil er über einen ungeheuren Reichtum verfügte. Trotzdem hätte man ihn, Rafe, weiterhin des Mordes bezichtigt. Er hätte zwar seine Rache gehabt, aber nur lebend hätte er sie auch genießen können. Einem toten Mann nutzte die schönste Rache herzlich wenig.
    Auch Annie hatte den Schachzug einer Erpressung ins Spiel gebracht. Als er vor vier Jahren zum ersten Mal darüber nachgedacht hatte, war ihm die Sache einfach erschienen, Er hatte Vanderbilt einen Brief geschrieben, in dem er ihm drohte, dem Präsidenten die Papiere zu schicken, sollte der Mordvorwurf nicht fallen gelassen werden. Das erste Problem bestand schon darin, dass er Vanderbilt nicht sagen konnte,
    wie er sich mit ihm in Verbindung setzen sollte. Denn dann hätte er Vanderbilts Antwort gar nicht mehr lebend bekommen. Das zweite Problem war, dass Vanderbilt die Drohung in den Wind schlug und seine Bemühungen fortsetzte, Rafe zu töten.
    Deshalb hatte Rafe versucht, andere Leute zu finden, die ihm helfen würden, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Nachdem zwei seiner alten Freunde getötet worden waren, hatte er jedoch aufgegeben. Offensichtlich ließ Vanderbilt sich durch nichts aufhalten. Jetzt aber hatte sich die Lage grundlegend geändert, denn nun musste er auch an Annie denken. Sollte es ihnen erlaubt sein, in Frieden zu leben, war er allerdings gewillt, es noch einmal zu versuchen. Er würde sich nach jemandem umsehen, dem sie vertrauen konnten und der über die entsprechenden Mittel verfügte, die Drohung in die Tat umzusetzen. Es musste jemand sein, dessen Ermordung nicht so leicht vertuscht werden könnte, ein Mensch, der Autorität besaß. Das Problem war nur, dass ein Gesetzloser kaum so einen

Weitere Kostenlose Bücher