Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
letzten Widerstandskräfte in Victoria aufrauschen. „So … ich werde also auf eine schottische Insel verbannt. Die gefallene Tochter soll ihren Ruf wiederherstellen … Mama!“
Ihre Mutter war der einzige Mensch, von dem noch Rettung zu erwarten war. Harrowby Hall … Regen und Grau – das war alles, was sie damit verband. Und totale Einsamkeit.
„Bitte! Sag ihnen, dass das nicht infrage kommt! Ich will mich nicht lebendig begraben lassen.“
Alles in ihr begann sich aufzulehnen. Victorias Gedanken rasten durch ihren Kopf auf der fieberhaften Suche nach dem einen, alles schlagenden Argument, das ihre Mutter überzeugen konnte, sich gegen den Vater und den Anwalt zu stellen. „Ich tu alles, was ihr wollt … aber schickt mich nicht in diese Einöde.“
In den Romanen, die sie gelesen hatte, waren Frauen wie sie ins Kloster gesteckt worden, und das kam ihr immer noch besser vor als das, was ihr blühte. In einem Kloster waren wenigstens noch andere Frauen, mit denen man reden konnte. Aber in Harrowby Hall gab es … nichts! Nur tote Tiere an den Wänden und Waffen in symmetrischen Bildern über den Kaminen.
„Mama, bitte! Sag ihnen, dass sie das nicht machen dürfen! Ich bleibe hier im Haus, ich gehe nicht mehr in die Gesellschaft … Ich tue wirklich alles, was ihr wollt.“
Sah sie einen kleinen, warmen Funken in den Augen ihrer Mutter? Den Hauch von Mitgefühl?
„Miss Victoria … es war Ihre Mutter, die die Idee mit Harrowby Hall hatte. Und es ist bereits alles mit Ihrem Onkel geklärt.“
Der Satz raubte Victoria die Sinne. Sie konnte nichts sagen. Die Worte wirbelten in ihrem Kopf und ergaben keinen Sinn. Es war unmöglich, auch nur einen kurzen Satz aus ihnen zu formen. So musste sich ein Mann fühlen, der vom Verrat seines engsten Freundes erfuhr. Der Raum um sie herum schien sich aufzulösen. Da waren nur noch die kalten Gesichter, die auf sie niederblickten. Drei Verschwörer, für die nichts zählte als die Konventionen jener Gesellschaft, die eigentlich mit dem Großen Krieg zusammengebrochen war. Und auf dem Altar dieser Gesellschaft wurde sie nun geopfert.
Man riss ihr Herz und Verstand heraus. Genauso gut hätten sie sie jetzt lebendig einmauern können. Wusste nicht jeder hier im Raum, dass diese Leute nie vergessen würden? Egal wie lange sie in der schottischen Einöde blieb? Ihre Heiratsaussichten tendierten auch nach der Verbannung gegen null. Nichts würde das ändern.Gar nichts. Ihre Blicke wanderten von einem zum anderen. Wo gab es noch einen Funken Hoffnung? Aber da war nichts. Gesichter wie die Landschaft um Harrowby Hall.
Der Anwalt sah sie an wie ein gutmütiger Lehrer, der auf die Antwort eines begriffsstutzigen Schülers wartet.
„Wie lange werde ich bleiben müssen?“, hörte Victoria sich selbst wie aus weiter Ferne sagen. Ihre Stimme war matt, das letzte Feuer erloschen.
„Nun … ihr Onkel wird erst im Herbst zur Moorhuhnjagd wieder anwesend sein. Es wird also zu keiner unangenehmen Situation kommen.“
Was er damit meinte, war Victoria sofort klar. Der Onkel hatte zugestimmt, sie bei sich aufzunehmen, aber nur unter der Bedingung, dass er mit seiner peinlichen Nichte nicht zusammentreffen musste. Die Reihen schlossen sich vor ihren Augen. Hilfe kam von nirgendwo mehr.
„Wann muss ich abreisen?“
„Nuuun …“, sagte der Anwalt gedehnt. Offensichtlich waren alle übereingekommen, ihm in jedem Fall das Reden zu überlassen.
„Sie werden morgen den Mittagszug nach Edinburgh nehmen und von dort aus weiterreisen. In Harrowby Hall ist man unterrichtet und erwartet Sie.“
Sie hatten nichts dem Zufall überlassen … Alles war bereits geplant, und ihr kam nur noch die Rolle der Schachfigur zu. Müde erhob sie sich von ihrem Stuhl.
„Dann werde ich jetzt wohl noch das eine oder andere …“ Victoria konnte nicht mehr weitersprechen. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Tränen schnürten ihr die Kehle zusammen. Alles war sinnlos. Widerstand ebenso, wie sich in die Dinge zu fügen. Es würde zu keinem guten Ende führen. Eine impulsive Handlung hatte ihr ganzes Leben zerstört.
Mit langsamen Schritten, scheinbar gefasster Haltung, ging sie auf die Tür zu. Als sie ihre Hand auf den Knauf legte, sagte ihr Vater rasch: „Es ist am besten so.“
Gerade so, als könne er jetzt noch irgendetwas von dem retten, was einmal zwischen ihnen an Vertrauen und Zuneigung gewesen war. Ein matter Appell ohne jeden Sinn.
„Ja. Gewiss“, erwiderte sie. Doch nicht, um ihm zu
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