Gefangene Seele
Sie spürte, wie sie lächelte und wie sehr sie sich freute, ihn zu sehen. Sie erinnerte sich daran, was für ein Gefühl es war, mit diesem Mann Liebe zu machen.
Sie drehte sich zu Raphael um.
“
Es ist vorbei, Raphael, oder? Jetzt können wir für immer und ewig glücklich sein.”
Aber Raphael schüttelte den Kopf und zu Jades Bedauern verschwand er vor ihren Augen.
“
Wir können hier nicht leben”
, sagte er. “
Aber du kannst hier leben … zusammen mit Luke. Er liebt dich, Süße. Vertraue ihm, sodass du ihn auch lieben kannst.”
Raphael war jetzt fast ganz verschwunden. Jade sah, wo er war, aber sie konnte durch ihn hindurchschauen. Sie war kurz davor, in Panik auszubrechen.
“
Nein! Rafie, nein! Du darfst noch nicht gehen! Bitte bleib hier!”
Jetzt konnte sie ihn gar nicht mehr sehen. Aber sie konnte noch seine Stimme hören. Von ihm selbst war jedoch keine Spur geblieben.
“
Lebe dein Leben, schöpfe aus dem Vollen, Jade Cochrane. Lebe für dich … und für mich.”
Dann spürte Jade Lukes Hand auf ihrem Arm und die Wärme seines Atems an ihrer Wange.
“
Liebling … wir wollen los. Bist du so weit?”
Jade war zwischen der Vergangenheit und der Zukunft hin- und hergerissen. Sie stand zwischen Raphael und Luke. Würde sie Luke folgen, weil sie ihn liebte, würde sie Raphael betrügen. Sie drehte sich zu Luke um und sah, wie liebevoll und aufrichtig er sie anschaute. Aber trotzdem konnte sie sich nicht in die eine oder andere Richtung bewegen.
Dann spürte sie plötzlich einen Druck im Rücken, als schubse sie jemand nach vorne. Tränen stiegen ihr in die Augen und rollten dann über die Wangen. Es war Raphael, der sie in die richtige Richtung stieß.
Im Traum griff sie nach Lukes Hand. Sie war warm und Jade genoss diese Wärme, die sie tröstete. Luke führte sie weiter hin zum Licht. Sie wollte sich umdrehen, um sicherzugehen, dass Raphael wirklich fortgegangen war, aber etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie sich nicht umdrehen sollte.
Sie holte tief Luft und öffnete die Augen.
Es war Morgen.
Luke konnte nichts dagegen unternehmen, der Sturm verhinderte, dass sie zurück nach St. Louis fliegen konnten. Also akzeptierte er die Tatsache, dass es länger dauern würde, bis er wieder zu Hause wäre. Es war ein klarer Tag, als er morgens Jade anrief.
“Bei Cochrane.”
“Hey, Velma, ich bin es, Luke. Kann ich bitte Jade sprechen?”
“Ja. Ich muss sie kurz mit der Gegensprechanlage anpiepen. Ich glaube, sie ist in ihrem Atelier, und meine Knie machen es nicht mehr bis in den dritten Stock.”
“Atelier? Im dritten Stock? Was ist da passiert?”
“Oh, Mr. Cochrane hat Jade überrascht. Er hat die beiden größten Zimmer im obersten Stockwerk zu einem Atelier umgebaut. Jade hat sich so darüber gefreut. Und – liebe Güte – dieses Mädchen kann wirklich malen, finden Sie nicht auch?”
“Ja, das kann sie wirklich.”
“Warten Sie, ich versuche sie anzupiepen.”
Einige Sekunden später hörte Luke, wie ein zweiter Hörer abgenommen wurde. Jade sprach mit ihm etwas verzögert. Er liebte ihre Stimme.
“Luke?”
Allein der Klang ihrer Stimme ließ ihn lächeln.
“Hallo Liebling, wie geht es dir?”
“Mir geht es gut, Luke. Ja, wirklich. Ich habe heute einen Termin mit Dr. DiMatto. Und letzte Nacht habe ich geträumt … es war seltsam, denn es war ein guter Traum.” Sie hielt inne und fügte dann hinzu: “Du kamst darin vor.”
Er lächelte noch mehr. “Ach ja?”
“Ja. Du bist gekommen und hast mich aus dem Dunkel geführt.”
Die Dinge vor seinen Augen verschwammen. Luke war froh, dass Jade sein Gesicht nicht sehen konnte, in diesem Augenblick.
“Jade, Liebling …”
“Das ist okay”, sagte sie schnell. “Jetzt erzähl mir aber von Los Angeles. Gestern Abend warst du so kurz angebunden. Es war Solomon, oder?”
Er musste seine Gedanken sammeln, denn er war sich sicher, dass Jade alles genau von ihm wissen wollte.
“Ja. Es war Solomon. Er hatte es zwar nicht beabsichtigt, aber er hat sich selbst verraten.”
“Wie kam das? Und jetzt? Können sie etwas gegen ihn unternehmen? Es ist so lange her …”
“Er wurde von der Bundespolizei festgenommen. Er wird der Entführung und wegen einiger anderer Vergehen angeklagt. Das reicht, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.”
“Hatte er etwas mit dem Auftragsmörder von Frank Lawson zu tun?”
“Ich glaube nicht. Sie führen die Untersuchungen gerade durch, aber ich kann
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