Gefechte der Leidenschaft
hatten, das vor einem Laden stand.
»Ich glaube aber, er erhebt Anspruch auf Sie«, sagte sie ernsthaft.
»Sie hat dich durchschaut, La Roche«, stellte da Silva grinsend fest und Celina Vallier fiel mit silbrigem Lachen in seine Worte ein.
»Haben Sie und Ihre Begleiterin übermorgen Abend schon etwas vor, Madame Moisant?«, fragte die Dame.
Lisette schüttelte den Kopf, während sie die Ohren des Hundes liebkoste, der sich nun wieder an ihre Röcke drängte.
»Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber wir — mein Vater, mein Bruder und ich — würden uns sehr freuen, wenn Sie auch zu unserer Mardi-Gras-Soiree kämen. Es wird nichts Großartiges und steht Ihrer Trauerzeit nicht entgegen, nur eine Familienfeier mit ein paar Freunden. Wir werden ein bisschen tanzen, viel reden, etwas Leichtes zu Abend essen und uns danach die nächtliche Parade von unserem Balkon aus ansehen.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ...«
»Bitte, sagen Sie nicht nein! Ich habe Caid schon unzählige Male eingeladen und wenn er versprochen hat, Sie zu begleiten, muss er diesmal kommen.« Das Lachen erlosch in Celina Valliers braunen Augen. »Das heißt, das habe ich mir so gedacht, aber vielleicht ist es doch nicht das Richtige.«
»Ich kann nichts Verkehrtes darin sehen«, sagte Lisette vorsichtig.
»Bravo, Madame! Dann erwarte ich Sie also.«
Celina Valliers Begeisterung war ansteckend, ihre Überzeugungskraft unwiderstehlich. Und außerdem war es schon Monate her, lange bevor Eugene getötet wurde, dass sich Lisette auf eine Abendgesellschaft gewagt hatte. Plötzlich brannte sie darauf, unter Menschen zu sein, die lachten, sich neckten und unbeschwert fröhlich waren. Und sie wollte mehr über die Beziehung zwischen dieser Dame und ihrem Verlobten, dem Fechtmeister, erfahren. Also straffte sie sich und sagte: »Wenn Sie das so sagen, wie könnte ich da widerstehen?«
»Ausgezeichnet!« Die charmante Gastgeberin wandte sich an den Italiener. »Nicholas, du musst Caid von unserer Verabredung berichten. Richte ihm aus, dass er auf keinen Fall absagen darf.«
»Ihnen ist klar, dass ich damit mein Leben aufs Spiel setze?«, antwortete er mit gespielter Resignation. »Aber für zwei so schöne Damen wie Sie gehe ich das Risiko ein.«
Sie tauschten noch einige Höflichkeiten aus, dann sagten sie sich au revoir und Lisette und Agatha machten sich auf den Heimweg in ihr Stadthaus. Sie waren gerade erst einen halben Häuserblock weit gekommen, als Lisette hinter sich ein Klicken hörte. Sie blickte sich um und sah, dass ihnen der kleine Hund folgte. Seine Krallen tickten auf dem Pflaster.
Mit schwingenden Röcken machte sie Halt. »Nun geh schon!«, rief sie und wollte ihn mit einer Handbewegung fortscheuchen. »Geh wieder zu deinem Herrn.«
Der Mischling ließ sich auf seine Hinterbeine nieder und schaute mit schief gelegtem Kopf tragend zu ihr auf.
Agatha, die weitergegangen war, sah über die Schulter und kam dann zurück. »Ksch!«, rief sie und schwenkte ihr perlenbesetztes Ridikül, »ksch, fort mit dir!«
Der Hund verlagerte sein Gewicht, hob ein Hinterbein und kratzte sich heftig und ungeniert hinter dem Ohr. Ihre Befehle beachtete er gar nicht.
Als sie dachten, er sei vollauf mit seinen Flöhen beschäftigt, gingen sie weiter, doch nach wenigen Schritten hörte Lisette, dass er ihnen schon wieder nachgelaufen kam.
Sie drehte sich abermals zu ihm um. »Nun geh schon!«
Da saß er und hielt den Kopf schief, als wolle er sich über sie lustig machen.
»Geh schnell, bevor deine kleinen Freunde weglaufen und dich allein lassen.«
Der Hund sprang an ihren weiten Röcken hoch und versuchte, ihre Hände zu erreichen. Mit einem hilflosen Achselzucken wandte sich Lisette an Agatha: »Was sollen wir tun?«
»Er kann dir doch nicht bis nach Hause nachlaufen!«
»Ich weiß nicht, wie ich ihn daran hindern sollte.«
»Das Tier ist voller Ungeziefer, schau es dir doch nur an.«
Er kratzte sich tatsächlich schon wieder. »Armes Kerlchen, wahrscheinlich muss er gebadet werden. Vielleicht könnte er ja eine Weile bei uns bleiben, bis ich Monsieur eine Nachricht geschickt habe. Ich bitte ihn, zu kommen und ihn abzuholen.«
»Du musst tun, was du für richtig hältst«, sagte ihre Gefährtin resignierend.
Damit hatte sie Recht, dachte Lisette, denn niemand würde ihr mehr etwas vorschreiben. »Er kommt mit«, sagte sie entschieden, drehte sich um und ging weiter, den Hund dicht auf den Fersen.
Zu Hause erschien Felix,
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