Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
männlich, mit dicken Augenbrauen, markantem Kinn und einer kräftigen schmalen und geraden Nase. Aus dieser Nähe betrachtet sah er nicht mehr aus wie ein gewöhnlicher Soldat. Nein, in der Tat, es war absolut nichts Gewöhnliches an ihm …
»Gibt es ein Problem?«, fragte sie, als er nicht sofort etwas sagte. Sie hätte beinahe Englisch gesprochen, hatte sich aber noch rechtzeitig korrigiert und ihn auf Lubinisch angeredet.
»Nein.« Ein Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht, als er ihr erst unverblümt in die Augen sah – und sein Blick dann weiter nach unten wanderte! »Wobei meine Männer sich fragen, was eine so hübsche Lady hier macht.«
Flirtete er mit ihr? Bei diesem Gedanken bekam sie ein Gefühl im Bauch, das beileibe nicht unangenehm war. Es brachte sie jedoch so durcheinander, dass sie für einen Moment den Blick senken musste, um sich wieder zu sammeln.
»Ihre Männer?«, gab sie zurück.
Sein Verhalten wurde wieder militärischer. »Ich bin Graf Becker, der Hauptmann.«
Alana fühlte Erleichterung in sich aufsteigen. Das war endlich einmal ein Mann, mit dem sie besser zurechtkam, ein hoher Beamter bei Hofe mit dem nötigen Ernst! Aber warum strahlte dieser junge Mann so viel Autorität aus? Nur weil er dem Adel angehörte? Vielleicht war er aber auch älter, als sie geschätzt hatte. Seine tiefe Stimme sprach dafür. Sein Tonfall erschien ihr fast schon vertraut, obwohl sie heute schon so viele lubinische Stimmen gehört hatte. Womöglich war auch das der Grund.
»Ich frage mich ebenfalls, was Sie hier machen«, fügte er im selben formellen Ton hinzu.
»Eine der Palastwachen am Eingang hat mich in diesen Raum geführt. Warten die anderen Leute hier nicht auch auf eine Audienz beim König?«
Er nickte. »In der Tat. Aber es gibt noch einen anderen Raum, in dem der Adel wartet. Dort ist es um einiges gemütlicher. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, hätte man Sie dorthin bringen sollen. Was haben Sie dem Wachmann denn erzählt, dass er Sie stattdessen in den Wartesaal für das gewöhnliche Volk brachte?«
Kapitel 12
V erdammt!, dachte Alana. Hatte sie wirklich so viel Zeit verschwendet, nur weil sie zu vorsichtig gewesen war? Aber was hatte sie für eine Wahl gehabt? Poppie hatte sie gewarnt, niemandem außer womöglich einem hohen Palastbeamten zu verraten, warum sie den König sehen wollte. Alana wünschte, dieser Hauptmann wäre schon viel früher aufgetaucht.
»Ich habe der Wache nur gesagt, dass ich den König sprechen möchte«, gestand sie kleinlaut. »Ich werde mein Anliegen schließlich nicht mit irgendjemandem hier besprechen.«
»Ach, dann ist das Geheimnis gelöst.«
»Welches Geheimnis? Habe ich etwa noch irgendetwas dazugetan, dass man mich warten lässt?«
»Wenn Sie nicht angeben, warum sie den König sprechen möchten, kommen Sie nicht sehr weit«, antwortete er.
»Aber man hat mir gesagt, dass König Frederick seinem Volk sehr freigiebig Audienzen gewährt.«
»Aber Sie sind kein Mitglied seines Volkes.«
»Ich bin sogar mehr als das.«
»Ach?«
Als Hauptmann der Palastwache und Adliger schien er ihr der ideale Ansprechpartner zu sein, der ihr helfen konnte. Sie wollte ihm vertrauen. Sie hoffte nur, dass die starke Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, sie nicht zu sehr beeinflusste. Aber er war nun einmal ein Beamter des Hofes, und das gab den Ausschlag.
Sie beugte sich näher zu ihm und flüsterte: »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
Sein Auftreten veränderte sich abermals. Er zog seine goldenen Augenbrauen hoch, als wäre er überrascht, und blickte sie mit seinen blauen Augen warmherzig an. Als sein strenger Mund sich zu einem Lächeln verzog, spürte sie erneut dieses Flattern im Magen, diesmal allerdings noch stärker. Guter Gott, er war schön! Und genauso von ihr angezogen wie sie von ihm? Oder war er nur locker und entspannt? Sie wünschte, sie wäre in London nicht so behütet aufgewachsen und wüsste über solche Angelegenheiten besser Bescheid!
»Kommen Sie mit mir!«, forderte er sie auf.
Unvermittelt nahm er ihre Hand. Das gefiel Alana gar nicht. Ein Engländer würde sich bei der ersten Begegnung mit einer Lady nicht so benehmen. Aber sie befand sich nicht in England, sagte sie sich. Lubinische Männer dachten sich vielleicht nichts dabei, wenn sie so mit einer Frau umgingen. Vielleicht war es hier sogar üblich, dass die Männer sich wie Barbaren aufführten und die Frauen herumzerrten. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr ein
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