Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
durchzudringen, den sie zuerst kennengelernt hatte, dem höflichen und charmanten Mann, dem sie ihr Vertrauen schenken wollte. Er ließ sie los, als sie sich ihm zuwandte.
»Ich hatte dich gebeten, unter vier Augen mit mir zu sprechen, weil niemand hören darf, was ich dir jetzt anvertrauen werde.« Sie seufzte. »Wie konntest du nur denken, dass ich etwas anderes wollte als reden?«
Verschiedene Gefühle zeichneten sich auf seinem Gesicht ab – Frustration, Selbstverachtung und schließlich Bedauern. Er wandte sich ab und sagte: »Dein Flüstern ließ mich etwas anderes vermuten.«
»Was denn?«
»Viele ausländische Frauen von hohem Rang, vor allem Witwen, kommen an den Hof, um einen Protektor zu finden«, erklärte der Hauptmann und blickte sie wieder an. »Wir sind nicht die Einzigen. Wir sind nur einer von vielen Königshöfen Europas, die sie aufsuchen, bis sie einen mächtigen oder reichen Mann gefunden haben, der ihnen gefällt. Manche bitten sogar um eine Audienz, weil sie Mätresse des Königs werden wollen, und es ist ihnen unangenehm, es den Palastwachen zu sagen …«
»Ich verstehe«, unterbrach Alana ihn. »Du dachtest, ich sei eine dieser Damen. Aber du liegst vollkommen falsch. Ich bin seine Tochter.«
»Wessen Tochter?«
»Die Tochter des Königs.«
Stille trat ein. »Wirklich?«
Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage, und ihr wurde klar, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war: Jetzt hatte sie es wieder mit dem Hauptmann der Schlosswachen zu tun, der seine Dienstpflicht erfüllte, und nicht mit dem unwiderstehlichen Verführer – Gott sei Dank! Aber warum war er so wenig überrascht? Konnte es sein, dass er so gut darin geschult war, seine Gefühle zu verbergen? Sie hatte dies selbst trainiert, wobei ihre Fähigkeiten im letzten Monat auf eine harte Probe gestellt worden waren.
»Ich kann alles erklären«, fuhr sie fort, »so wie man es mir erläutert hat. Du scheinst nicht überrascht zu sein, aber ich war es. Ich habe davon auch erst im letzten Monat erfahren. Ich …«
Alana hielt inne. Sie musste sich zusammennehmen. Die vielen Gefühle, die sie bisher nicht gekannt hatte, hatten sie noch immer im Griff.
Sie ging zu einem der Sofas im Raum, setzte sich aber nicht. Sie wollte nur etwas Abstand zwischen sich und den Hauptmann bringen. Und eine Ausrede haben, um den Blick von ihm abzuwenden. Doch auch nachdem sie ihren Umhang und ihre Handtasche auf das Sofa gelegt hatte, hatte sich ihr Herzschlag noch nicht beruhigt. Es war erstaunlich, was er für eine Wirkung auf sie hatte!
»Möchtest du eine Erfrischung?«, fragte er hinter ihr.
Alana war verdutzt über seine Frage, aber sie ging sogleich auf seine Gastfreundlichkeit ein. »Ja, danke. Eigentlich bin ich sogar ziemlich hungrig.«
Er rief: »Boris!«, und nach ein paar Sekunden tauchte ein Diener auf. »Sag Franz, er soll das Abendessen früh servieren, und bring bitte sofort etwas zu Essen für die Dame!«
Er hatte auch einen eigenen Koch? »Wohnst du hier?«, fragte Alana und schenkte ihm wieder ihre volle Aufmerksamkeit. »Ziemlich schick für einen Hauptmann, nicht wahr?«
»Der König hat mir erlaubt, diesen Anbau zu errichten. Er wird anderen Zwecken zur Verfügung stehen, wenn ich ausziehe.«
»Arbeitest du hier nur vorübergehend?«
»Ich arbeite hier, solange ich möchte, und vielleicht bleibe ich auch für immer. Es ist mir äußerst wichtig, dass der König und seine Familie gut geschützt sind.«
Diese Worte klangen beruhigend in ihren Ohren, schließlich war sie ebenfalls ein Mitglied der Familie. Und er schien sich an ihren Fragen nicht zu stören. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, seit er sich wieder professionell verhielt. Er war sicher sehr neugierig auf ihre Geschichte, aber er verbarg es geschickt. Oder glaubte er ihr vielleicht gar nicht?
Sie verwarf diesen Gedanken. Er würde es nicht wagen, ihr Anliegen nicht ernst zu nehmen. Er wartete sicher nur, bis sie mit ihrer Erklärung begann. Sie hoffte, dass dies erst dann nötig wäre, wenn ihr Vater anwesend war. Je weniger sie anderen gegenüber von Poppie erzählte, desto besser.
Der stattliche Hauptmann ging zum Kamin hinüber und stellte sich mit dem Rücken davor, die Hände hinter sich verschränkt. Das Feuer war bereits am Erlöschen. Man hätte definitiv etwas Holz nachlegen müssen, aber er ließ seinen Blick fest auf Alana geheftet, weshalb er sich auch nicht darum kümmerte. Er hatte sie nicht einmal aus
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