Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
versteht bei seiner Arbeit keinen Spaß.«
»Mit anderen Worten: Ihr habt keine Ahnung, warum sie den ganzen Tag in seinem Quartier war, oder? Erwartet ihr, dass ich über Vermutungen berichte, obwohl der Meister Fakten will?«
Aldo war nervös auf und ab gegangen, aber jetzt drehte er sich um und verlangte herrisch: »Erzähl mir mehr über diese Frau! Wie alt ist sie?«
»Jung.«
»Achtzehn Jahre jung?«
»Das könnte sein, ja.«
»Dieser Bastard!«, rief Aldo wutschnaubend aus. »Er hat die Prinzessin gar nicht getötet. Er hat gewartet, bis sie erwachsen wurde, und sie zurückgebracht. Geh und sag das dem Meister!«, befahl er dem Vermummten. »Wir werden sehen, was er in dieser Sache zu tun gedenkt.«
»Du stellst hier mehr Vermutungen an als jeder andere«, erwiderte dieser. »Er ist nicht der Meister, du Narr. Er ist nur ein Lakai, genau wie du.«
»Du wagst es?!«, erwiderte Aldo drohend. »Du stehst in meiner Pflicht!«
»Jetzt nicht mehr.«
Leonard biss die Zähne zusammen, als er sah, wie seine Zielperson zusammensackte. Die beiden übrigen Männer starrten einen kurzen Moment lang schweigend auf den Toten zu ihren Füßen.
Der Soldat fragte schließlich: »Warum hast du das getan?«
»Weil ich den Auftrag hatte. Er war alt. Und er war dumm. Er beging einen Fehler zu viel. Durch seine Art, weil er sich immer zu wichtig nahm, hat er sich viele Feinde gemacht. Er ist zu einem Risiko geworden.«
»Aber das, was Aldo über diesen alten Auftrag gesagt hat, der … vielleicht nicht zu Ende gebracht wurde, das kannst du doch nicht einfach ignorieren, oder?«
»Eine Vermutung aufs Geratewohl und völlig unsinnig, wenn dieser alte Auftragsmörder so gut war, wie Aldo behauptet hat.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ich vernachlässige nicht irgendeine Möglichkeit, nur weil die eine plausibler scheint als die andere. Das sollten Rainier und du auch langsam mal begreifen, wenn ihr nicht enden wollt wie Aldo! Die junge Frau könnte auch nur in den Palast gekommen sein, um ihren Schmuck als gestohlen zu melden. Und wie Aldo schon gesagt hat: Vielleicht wollte der Hauptmann sie nur bei Laune halten, bis er seinen Dienst beendet hat. Rainier könnte sich auch getäuscht haben, was die Gravur in dem Armband angeht. Kann er überhaupt lesen?«
»Ich habe ihn nie gefragt. Aber wenn du schon keine Möglichkeit ausschließt, dann könnte es auch sein, dass die junge Frau die zukünftige Königin ist.«
Der vermummte Mann lachte freudlos auf. »Gut aufgepasst! Vielleicht bist du doch nicht vom selben Schlag wie Aldo.«
»Was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte der Soldat und tippte mit dem Fuß an Aldos Bein. »Sollen wir ihn begraben?«
»Wozu die Mühe? Ich konnte diesen Treffpunkt hier sowieso noch nie leiden. Das Lagerhaus ist zu groß und hat zu viele Verstecke. Geh wieder zurück in den Palast! Morgen bekommst du eine Nachricht, wo der neue Treffpunkt ist – und was unser Auftraggeber zu alldem zu sagen hat.«
Leonard rührte sich nicht vom Fleck, bis er die Tür zugehen hörte. Dann eilte er zur Hintertür hinaus und kam gerade in dem Moment um die Ecke des Lagerhauses, als die beiden Männer am Ende der Straße auseinandergingen. Er musste den Vermummten verfolgen. Und morgen musste er Alana benachrichtigen und sie warnen, dass die Leute, die sie damals hatten tot sehen wollen, jetzt annehmen könnten, sie wäre noch am Leben – wegen des Armbands.
Leonard wünschte, sie hätte es nicht als gestohlen gemeldet, aber wahrscheinlich hatte sie es als Beweis für den Hauptmann der Garde gebraucht. Wenn sie ihn ins Vertrauen gezogen hatte, warum glaubte er ihr dann nicht? Der Gedanke, dass er sie eingesperrt hatte, war absurd. Aber Leonard konnte es auch nicht ausschließen. Er würde es morgen herausfinden. Viel wahrscheinlicher war, dass der Hauptmann nur Vorsicht walten ließ und sie gründlich befragen wollte, und das mit Recht. Leonard zog es vor, davon auszugehen, dass der Hauptmann Alana geglaubt hatte und sie nun beschützte, indem er sie nicht mehr aus den Augen ließ.
Kapitel 21
A lana musste feststellen, dass Christoph Becker wie ein Chamäleon war, das vor ihren Augen seine Farbe wechseln konnte.
Den kompromisslosen Hauptmann, mit dem sie den ganzen Tag verbracht hatte, mochte sie nicht besonders. Er war nicht im Geringsten so unvoreingenommen, wie er behauptet hatte. Und er konnte sie zur Weißglut bringen. Aber er hatte ihr eine Gunst erwiesen, als er ihr versichert hatte, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher