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Gefesselt in Seide: Roman (German Edition)

Gefesselt in Seide: Roman (German Edition)

Titel: Gefesselt in Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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wurden. Ich füllte die Wohnung mit Blumen, so daß es aussah, als wäre hier das Glück zu Hause. Wir wurden zu Hause getraut und gaben ein Fest: Wir luden die Leute aus der Redaktion ein.
    Bei der Zeitschrift wunderte man sich über diese Trauung, geizte nicht mit Klatsch und Spekulationen: Warum hatte Harrold ausgerechnet Maureen gewählt? Ich trug ein cremefarbenes Kleid und einen Blumenkranz im Haar. Am Morgen bürstete mir meine Mutter das Haar und steckte es mit Kämmen hoch. Mein Glaube an das Ritual beschwingte mich, und die Illusion verlieh mir Flügel. Wir waren scheinbar glücklich, meine Mutter war da, die Zimmer waren voller Sonnenschein und voller Menschen, die uns das Beste wünschten – war das denn nicht genug?
    Nicht lange nach der Hochzeit mußte ich wegen eines Berichts nach Los Angeles. Vor der kalifornischen Küste hatte ein Tanker viel Öl verloren. Wir waren ein Dreierteam – zwei Reporter und ein Fotograf.
    Meine Kollegen waren Männer. Sie hatten ein gemeinsames Motelzimmer, und ich hatte das Nachbarzimmer für mich allein. Wir bewegten uns alle drei zwanglos zwischen den beiden Räumen hin und her, aßen gemeinsam, was wir uns irgendwo mitgenommen hatten, diskutierten über unsere Story, saßen zusammen vor dem Fernsehapparat, bis es Zeit war, zu Bett zu gehen.
    Eines Abends rief Harrold mich an. Robert, der Fotograf, war bei mir im Zimmer, um aufzuschreiben, was ich aus dem chinesischen Restaurant um die Ecke haben wollte. Schon auf dem Weg hinaus, rief er mir zu, ich solle mein Geld in der Tasche lassen, diesmal sei er an der Reihe zu zahlen. Harrold hörte seine Stimme und sagte: »Ist das Robert?« Ich bejahte. Er sagte: »Was hat der in deinem Zimmer zu suchen?« Ich lachte. Vielleicht war das ein Fehler. Ich hätte vielleicht nicht lachen sollen. Ich hörte die Kälte in seinem Ton. Ich sagte: »Was ist denn los, Harrold?« »Nichts«, versetzte er. Dieses Nichts kannte ich. Das sagte er immer, wenn er wütend war und nicht reden wollte. Und dann machte ich es noch schlimmer, indem ich versuchte, eine Erklärung zu geben. »Robert und Mike sind immer hier«, sagte ich. »Wir essen hier immer zusammen. Das hat doch nichts zu bedeuten. Sei nicht albern.«
    Sei nicht albern!
    »Na, schön«, sagte er.
    Ich kam spätabends am La Guardia Flughafen an und fuhr mit einem Taxi nach Hause. Er war noch auf, er saß in einem Sessel im Schlafzimmer und wartete auf mich. Auf dem Tisch stand eine Flasche. Seinem Zustand nach zu urteilen hatte er ziemlich viel getrunken. Er stand auf, zögerte, kam langsam auf mich zu.
    »Harrold!« sagte ich.
    »Mit welchem von den beiden hast du geschlafen?« fragte er mich im Näherkommen.
    Ich hob die Hände. Daran erinnere ich mich. Ich hob die Hände. »Mach dich doch nicht lächerlich«, sagte ich. Ein leichtes Zittern in meiner Stimme erweckte wohl den Anschein, ich versuchte mich herauszuwinden. Er machte mir ein schlechtes Gewissen, obwohl ich keines zu haben brauchte. »Harrold«, sagte ich zur Wand zurückweichend. »Harrold, Herrgott noch mal!«
    Er umfaßte mit seinen Händen meine Schultern und schüttelte mich einmal. »Ich weiß doch, was auf diesen Reisen los ist«, sagte er.
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Das soll heißen, daß ich genau weiß, was da läuft«, erwiderte er.
    Ich hob die Arme und stieß seine Hände weg. »Du bist ja verrückt«, sagte ich. »Du hast getrunken.« Dann drehte ich mich um, als wollte ich gehen. Und ich wollte auch gehen, ich wollte hinaus aus diesem Zimmer und die Tür hinter mir zuschlagen.
    Ich weiß nicht, was es war – meine Bemerkung, daß er verrückt sei, oder mein Vorwurf, daß er getrunken habe –, aber ich hatte das magische Wort gesprochen, den Funken gezündet. Er packte mich von hinten bei den Haaren und riß mir den Kopf nach rückwärts. Irgendwie konnte ich einfach nicht glauben, was da geschah. Wie im Zeitlupentempo drehte ich mich herum und sah seine Hand. Sie sauste durch die Luft und traf mich hart am Kopf. Ich flog gegen die Wand und hob schützend einen Arm vor mein Gesicht. Ich glitt auf den Boden.
    Ich wagte keine Bewegung. Ich wagte kaum zu atmen.
    Über mir hörte ich eine Stimme. »Herrgott!« sagte er und schlug mit solcher Wucht gegen die Wand, daß seine Faust die Fasergipsplatte durchstieß.
    Ich hörte ihn Mantel und Schlüssel nehmen und dann die Wohnungstür zufallen.
    Drei Tage lang ließ er sich weder in der Wohnung noch in der Redaktion blicken. Ich deckte ihn,

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