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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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Zimmer. Dann stehen wir im Warmen und winken, bis Hans wieder in der Dunkelheit verschwunden ist.
    Maja knufft mich in die Seite. »Du, ich muss dir was sagen. Aber nicht böse sein, versprochen?«
    »Was denn?«
    »Dein Auge wird rot.«
    »Das wundert mich nicht, es tut auch höllisch weh. Und das ist alles? Ich bin dir nicht böse. War doch keine Absicht.«
    »Da ist noch was. Liebelein, du stinkst!«
     
    Die zwei Wellness-Tage haben gutgetan. Trotzdem oder gerade weil wir am ersten Abend so fürchterlich abgestürzt sind. Eine Flasche Grappa, eine riesige Portion Tiramisu und die beste Freundin sind die beste Medizin gegen Liebeskummer. Obwohl ich ja eigentlich immer noch nicht weiß, wieso ich eigentlich Herzschmerz habe.
    Ich liebe Jürgen. Warum bin ich mir noch immer nicht sicher, ob ich ihn heiraten will?
    Maja ist während des Wochenendes immer stiller geworden. Die Sache mit Victor scheint ihr wirklich nahezugehen. Ich habe Victor bisher nur auf einem Foto gesehen. Er ist blond und etwas kleiner als Maja, entspricht also gar nicht ihrem »Beuteschema«, so wie sie es ausdrücken würde. Victor scheint nett zu sein, von der kleinen Tatsache mal abgesehen, dass es, zumindest rein theoretisch gesehen, überhaupt nicht nett ist, dass er seine Frau betrügt. Wäre er mit seiner Frau glücklich, besonders im Bett, würde er sich nie auf eine Affäre einlassen!
    Warum Jürgen und ich die letzten zwei Monate keinen Sex hatten, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Wahrscheinlich ist es nach vier Jahren normal, dass mal eine längere Phase der Enthaltsamkeit dabei ist. Wie viel Sex ist überhaupt normal? Wie oft? Wie lange? Wann ist Sex gut? Warum ist Sex mir nicht wichtig?
    Bisher habe ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Nur eins, eins weiß ich genau, Sex habe ich bestimmt nicht nur, wie es in dem Artikel heißt, damit ich geheiratet werde. Oder ist da vielleicht doch was dran? Immerhin bin immer ich diejenige, die Jürgen verwöhnt – und zwar ohne Gegenleistung gleicher Art.
    Wir packen unsere Sachen, machen noch einen Abstecher nach Köln, gehen eine Runde am Rhein spazieren. Dann fahren wir nach Hause.
     
    Irgendwie ist es ein komisches Gefühl, plötzlich ganz alleine in der gemeinsamen Wohnung zu sein. Jürgen war hier. Eindeutig. Das Fenster ist ausgetauscht und auf dem Küchentisch liegen ein Brief und ein Schlüssel. Es ist Jürgens Haustürschlüssel. Zum Glück hat Marie mich mit ihrer SMS über Jürgens Auszug ja schon informiert. Sonst wäre ich jetzt auf der Stelle umgekippt, als ich den Schlüssel neben dem Brief gesehen habe. Jürgen hat mir noch nie einen Brief geschrieben. Er bricht sich ja immer schon einen ab, wenn er mir eine SMS schicken muss. Gespannt wie ein Flitzebogen reiße ich den Umschlag auf.
    Liebe Barbara, ich hoffe, dass du das Wochenende genießen konntest und du jetzt vielleicht einige Dinge klarer siehst.
    Ich jedenfalls habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Aber mein Angebot steht. Ich gebe dir dreißig Tage Zeit. Danach möchte ich eine Antwort haben auf die Frage, ob du meine Frau werden willst.
    Ich hoffe, du tust das Richtige.
    Ich liebe dich!
    Meine nötigsten Sachen habe ich aus der Wohnung geholt, damit ich dich in der Zeit nicht unnötig störe. Ich hoffe, ich fehle dir!
    PS: Ich habe das Fenster reparieren lassen. Keine Ahnung, wie du das wieder angestellt hast.
    Bitte melde dich erst, wenn du dich wirklich entschieden hast!
    Dein Jürgen
    Wow! Jürgen ist wirklich konsequent. Aber das hätte ich ja eigentlich wissen müssen. Ich pinne Jürgens Brief mit einem farbigen Magneten an den Kühlschrank. Daneben hefte ich dekorativ meine Lotte-Liste .
    Vorhin im Auto habe ich noch mal versucht, Maja davon zu überzeugen, dass Alice noch am Leben ist, aber Maja ist hartnäckig dabei geblieben. Alice sei tot! Ich schließe die arme Schwarzer vorsorglich in mein Gutenachtgebet ein, das wir als Kinder immer vor dem Zubettgehen aufgesagt haben, dann schlafe ich ein.



10
    Ist man Feministin, wenn man Spaß am Sex hat?
     
    Alice lebt! Das war das Erste, was ich heute Morgen in Erfahrung gebracht habe. Ich habe meinen Computer angeworfen und Alice Schwarzer in die Suchmaschine eingegeben. Ich bin direkt auf ihrer Homepage gelandet und habe festgestellt, dass sie aussieht wie immer. Komisch, sie hat sich in all den Jahren wirklich kaum verändert. Maja hat sie ganz bestimmt mit Beate Uhse verwechselt.
    Ehrlich gesagt, habe ich mich bisher nicht viel mit

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