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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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mitbekommen.
    »Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf«, sagt er lächelnd. »Der Kerl ist ein Trottel! Der hat Sie gar nicht verdient. Sie sollten ihn wegschicken, wenn er nach Hause kommt. So ein Idiot!«
    Ja, so ein Idiot. Er hat mich doch tatsächlich abblitzen lassen. Ich greife zu meinem Handy, will Jürgen auf der Stelle eine bitterböse SMS hinterherschicken, aber mir fällt nichts ein. Ich bin noch immer fassungslos. Ist vielleicht auch besser so, sonst schreibe ich noch etwas und bereue es dann gleich darauf. Mir hilft jetzt nur noch eins: Ich rufe Maja an. Vielleicht habe ich ja Glück und sie ist von ihrem Date mit Victor zurück. »Maja? Gut, dass du rangehst. Ich habe Jürgen gerade einen Bellini ins Gesicht geschüttet. Ich muss reden. Unbedingt. Bist du wieder zu Hause?«
    »Schneckchen, ich hab mein Handy die ganze Zeit angehabt. Für den Notfall. Ich hab eh schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dich alleine gehen lassen hab. Ich bin seit zehn Minuten wieder hier. Soll ich zu dir kommen?«
    »Nein, lieber nicht. Da taucht Jürgen vielleicht auf. Ich komm zu dir.«
     
    »Ich muss weiter nach Oberhausen«, sage ich zu dem Taxifahrer, »habe aber kein Geld mehr. Wenn Sie kurz dort warten, hol ich mir was von meiner Freundin. Geht das?«
    »Natürlich, kein Problem!«
    Es dauert nur eine Viertelstunde, dann stehe ich vor Majas Haus. Sie winkt mir am geöffneten Küchenfenster mit einem Teelicht in der Hand zu.
    »Hallo, Puppe, hab dir ein Licht angezündet. Nur für dich.«
    »Das ist lieb. Kannst du mal Geld runterschmeißen? Ich bin pleite und muss das Taxi bezahlen.«
    »Warte … hier, ich hoffe, es reicht!«
    In Majas Geldbörse befinden sich noch genau achtzehn Euro. Das reicht gerade so für die Fahrt. Bedauernd gucke ich meinen Chauffeur an. »Es reicht leider nicht mehr für ein Trinkgeld.«
    »Das passt schon«, grinst er frech zurück. »Wenigstens habe ich jetzt auch mal was zu erzählen. So was erlebt man doch sonst nur im Film.«
    Und genau so fühle ich mich auch. Wie in einem falschen Film.
    Wenig später sitze ich mit Maja auf der Couch und erzähle ihr die ganze Geschichte. Ich lasse nichts aus. Maja ist meine beste Freundin, also verheimliche ich ihr auch nicht das peinliche Zusammentreffen mit Jürgens Mutter auf der Damentoilette.
    Maja hört aufmerksam zu, nur hin und wieder höre ich ein »Nein, das hast du nicht« oder ein »Oh Gott, wie schrecklich« und am Ende ein »Wie doof ist der denn?«.
    Ich kann mir immer noch keinen Reim auf all das machen. Das flaue Gefühl in der Magengegend wird immer stärker.
    »Eins ist ja mal wohl klar, Puppe. Du pennst heute Nacht bei mir. Dann kommst du erst gar nicht auf die Idee, diesem Idioten aufzumachen, falls er doch vor deiner Tür stehen sollte. Und morgen suchen wir deinen Bruno. Was dein Jürgen kann, das kannst du schon lange. Das glaube ich nie im Leben, dass der von diesem Büromäuschen nix will. Sonst wäre die ihm nämlich egal gewesen und er hätte sie dort sitzen lassen und wäre direkt mit dir nach Hause gefahren. Und außerdem, ein richtiger Kerl hätte dich gleich auf dem Spielplatz geliebt.«
    »Ich weiß nicht, Maja. Er kann gar nichts mit Natascha haben, sie ist doch die Geliebte seines Vaters.«
    »Ja, Süße. Und morgen regnet es bunten Regen. Das glaubst du doch selber nicht!«



24
    Na, das ist ja mal’ne Überraschung!
     
    Zum Glück ist Maja einigermaßen pünktlich. Ich habe nur fünf Minuten gewartet, aber diese kurze Zeit hat gereicht, dass ich mich total unwohl fühle.
    Wir sitzen genau an dem Tisch, an dem ich mit Bruno vor fünf Tagen gesessen habe. Nur heute bin ich mit meiner Freundin da. Maja hat dicke, kräftige dunkle Locken, die witzigerweise irgendwie zur Seite wachsen anstatt nach unten. Auch ihr hängt gerne mal eine Haarsträhne ins Gesicht, so wie Bruno. Aber bei Maja muss ich keine Angst haben, dass meine Hand sich selbstständig machen könnte. Ihr darf ich jederzeit in die Haare fassen. Und so schiebe ich ihr wie selbstverständlich die Strähne wieder hinter das Ohr zurück. Wir bestellen uns zwei Caipirinhas.
    »Und nun?«, frage ich mutlos.
    »Keine Ahnung! Die Wahrscheinlichkeit, dass Bruno unter der Woche hier auftauchen wird, ist ziemlich gering. Heute ist Mittwoch, nicht unbedingt ein typischer Cocktailtag. Aber vielleicht kennt ihn jemand an der Bar? Immerhin kam der Vorschlag vom La Luna ja von ihm. Dann wird er wohl öfter hier sein.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob die

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