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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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damals beim Einzug kaum was mitgebracht und jetzt wird er nicht viel zu tragen haben. Irgendjemand wird ihm ein Auto leihen müssen, denn meins bekommt er dafür bestimmt nicht.
     
    Maja guckt mich ungläubig an und schüttelt den Kopf. »Nie im Leben, Liebelein. Nie im Leben! Da ist was faul, glaub mir. Hab ich doch letztens schon gesagt. Das rieche ich doch bis hier. Hast du nicht genauer nachgefragt?«
    »Nein, ich habe gar nichts gesagt. Ich war total geplättet! Jürgen hat doch von Anfang an nach Ablauf der dreißig Tage Klarheit verlangt. Ganz oder gar nicht.«
    »Ganz oder gar nicht? Nie im Leben! Wenn er dich wirklich lieben würde, hätte er dir mehr Zeit gelassen. Und außerdem ist die Frist noch gar nicht abgelaufen. Der hat doch wohl kaum Torschlusspanik. Übrigens verlassen Männer ihre Frauen nicht einfach so. Wir Frauen tun das, wir sind konsequenter. Ein Kerl lässt seine Frau nur dann sitzen, wenn die Ersatzfrau schon angewärmt ist. Da war doch diese Büroschlampe. Bestimmt steckt die dahinter.«
    »Jürgen und die? Das glaube ich nicht! Die ist unter seinem Niveau, ehrlich.«
    »Das werden wir schon rausfinden«, sagt Maja und streicht mir über die tränennasse Wange. »Wann holt Jürgen denn seine Sachen?«
    »Am Sonntag. Ich habe ihm gesagt, dass ich ab elf Uhr weg bin. Ich habe nämlich keine Lust, ihm beim Ausziehen zuzugucken.«
    »Das ist gut. Dann sollten wir jetzt schon mal alle seine Sachen auf einen Haufen im Flur stapeln. Oder willst du ihn alleine in deinen Sachen wühlen lassen? Am besten, wir packen alles in große Müllsäcke und stellen sie vor die Tür. Und dann schauen wir mal, wo Jürgen die Sachen hinbringt. Ich glaube nie im Leben, dass der zurück zu seinen Eltern zieht. Mit seiner Mutter hält es doch nicht mal Jürgen aus.«
    »Und wie stellen wir das an? Willst du ihn etwa beschatten?«
    »Na klar, was denkst denn du? Hab ich ja bei Victor auch nicht anders gemacht. Und du hast in der Detektivarbeit auch schon ein wenig Übung, gelle? Hier ist eine Miss-Marple-Tour gefragt, ist ja wohl sonnenklar.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich bin total fertig. Und dann soll ich Jürgen auch noch beim Ausziehen zusehen? Ich versteh das alles nicht. Vor zwei Wochen will er mich noch heiraten – und jetzt das!«
    »Eben, deswegen sollten wir auch gucken, warum das so ist. Ich bin ja bei dir und pass auf dich auf. Und wenn du erst weißt, dass Jürgen es gar nicht wert ist, geht es dir bestimmt besser.«
    Das werden wir ja sehen. Außerdem weiß ich nicht, ob ich wissen will, wer oder was dahintersteckt. Ich weiß nur eins. Es tut weh. Das mulmige Gefühl, das die ganze Zeit in meiner Bauchgegend rumort hat, hat sich schlagartig ausgebreitet auf meinen ganzen Körper. Ich fühle mich wie betäubt und es macht sich eine große Leere in mir breit.
    Zum Glück ist Maja bei mir. Wir machen uns gemeinschaftlich dran, Jürgens Hab und Gut in dicke schwarze Müllsäcke zu packen. Maja hat die CD ausgewechselt. Sie konnte Marius nicht mehr ertragen. Wir hören:
    Kool and the Gang: »Fresh, she’s fresh, exciting …«
    Jürgens Socken, seine Slips und hocherotischen Unterhemden wandern in einen Müllsack. Jürgen steht auf die qualitativ hochwertigen Teile, die ihm seine Mutter schenkt.
    Village People: »Y. M. C.A.«
    Hosen, Shirts und Pullis wandern in zwei Müllsäcke.
    Frank Zappa: »Bobby Brown«
    Den mochte Jürgen gar nicht. Egal. Seine frisch gebügelten Hemden verschwinden zusammengeknüllt in einem Müllsack. Jürgen hat seine Hemden übrigens immer selbst gebügelt. Aber nicht, weil ich mich irgendwie geweigert hätte, mich vors Bügelbrett zu stellen. Nein, er hat es mir verboten. Er hatte Angst, dass ich ihm seine Hemden kaputtbügle und man den Abdruck des Bügeleisens drauf sehen könnte.
    Boney M: »Daddy Cool«
    Die Anzüge wandern in einen Müllsack.
    Diana Ross: »Upside Down«
    Seine Schuhe wandern in einen Müllsack.
    ABBA: »Dancing Queen«
    Jürgens Toilettenkram wandert in einen Müllsack.
    Manfred Mann: »Dooh wah diddy«
    Jürgens Bücher wandern in eine Kiste – wir sind ja nicht herzlos und die Bücher können ja nichts dafür.
    Patrick Hernandez: »Born to be alive«
    Eines meiner absoluten Lieblingslieder. Wir gehen noch einmal durch die Wohnung und schauen, ob wir irgendwas übersehen haben. Aber es ist alles weg.
    Wenn man vier Jahre zusammen in einer Wohnung gelebt hat und dann genau acht Lieder braucht, um diese vier Jahre in Säcke zu packen, ist

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