Gefürchtet
Elektrogitarre auf der Party vergessen.«
»Die ist wahrscheinlich inzwischen verschwunden.«
»Brittany Gaines ist garottiert worden. Jesse meint, mit einer G itarrensaite.«
»Verdammter Mist!« Er presste eine Handfläche gegen sein Auge und stutzte. Sein Kopf fuhr hoch. »Moment mal! Jesse denkt, mit einer Saite von meiner Stratocaster?«
Jede Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Jesse denkt, ich war’s!«
Mit einem Schlag verstummte die Musik. Stiefel klapperten durch den Gang. Einkaufstüten raschelten.
»Die Einfahrt ist völlig eingesaut«, hörte ich Karens scharfe Stimme sagen, bevor sie vollbeladen in der Tür erschien und mich entdeckte. »Und die Küche auch. Du hast vielleicht Nerven!«, zischte sie bei meinem Anblick.
»Ich wollte gerade gehen«, sagte ich.
»Hast du mein Geld dabei?«
Sinsa schleppte noch mehr Taschen herein. »Die ist einfach
so reingekommen. Ich hab sie erwischt, wie sie deinen Schreibtisch durchwühlt hat.«
Ich fuhr herum. »Lass den Quatsch!«
»Reg dich nicht auf.« Sie verdrehte die Augen. »Wo ist dein Sinn für Humor?«
PJ wirkte, als müsste er sich gleich wieder übergeben.
»Spritz die Einfahrt ab«, sagte Karen zu ihm. Sie stellte die Einkäufe auf der Arbeitsfläche ab. »Und du ziehst dir ei nen BH an, Sin.«
PJ zog mit düsterer Miene ab. Sin lief ihm nach. Die Haustür schlug zu. Ich wollte den beiden hinterher, aber Karen hielt mich auf.
»Du! Wenn du noch ein einziges Mal den Fuß auf meinen Grund und Boden setzt, betrachte ich das als unbefugtes Eindringen. Und ich rufe nicht die Polizei. Ich jag dir eine Ladung Schrot in den Hintern.« Ihre Nasenlöcher blähten sich. »Ist das klar?«
»Glasklar.«
»Gut. Verschwinde.«
Meine Wangen brannten, und der Weg zur Tür schien mir endlos.
Während ich mich draußen noch nach PJ umsah, raste der schwarze X5 an mir vorbei über die nasse Einfahrt. PJ saß auf dem Bei fahrersitz. Der Wagen war verschwunden, bevor ich mich bemerkbar machen konnte.
9. Kapitel
Als ich endlich nach Hause kam, war ich sauer, hungrig und fühlte mich völlig zerschlagen. Meine Trainingshose war voller Sand. Der Tag war die Hölle gewesen.
Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Ich rief bei der Leichenhalle an und nannte Ms. Aguilar den Namen Brittany Gaines. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch, ging online und überprüfte meinen Kreditstatus. Meine Befürchtungen bestätigten sich.
Allied Paci fic Bank. Kreditkarte. Überfälliger Saldo USD 3.758.
Delta One Visa. Kreditkarte. Überfälliger Saldo USD 2.241.
Americredit Financial Services. Fahrzeug-Leasing. 90 Tage überfällig. Status: Zwangsrücknahme.
Ich zählte zehn weitere betrügerische Einträge. Insgesamt summierten sich die faulen Kredite auf mei nen Namen zu zwanzigtausend Dollar. Jemand wollte mich ausquetschen wie eine Zitrone. Wenn man da keine Magengeschwüre kriegte … Und das Kreditbüro hatte noch nicht einmal einen Überblick über die Schulden, wie sie diese Pancho-Villa-Imitate eintreiben wollten. War Brittany Gaines gestorben, weil sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnte?
Ich rief das Kreditbüro an und meldete den Betrug. Dann kontaktierte ich meine Bank und jede Gesellschaft, die der Betrügerin eine Kreditkarte auf meinen Namen ausgestellt hatte.
Eine der falschen Karten stammte von der Allied Pacific Bank, bei der auch die gestohlenen Datura-Schecks eingelöst worden waren. Das ließ mich vermuten, dass dort jemand ein Konto auf den Namen K. E. Delaney eröffnet hatte. Allerdings konnte ich das erst am Montag überprüfen. Ich druckte alles aus, um es Karen Jimson zu zeigen.
Völlig entnervt, ließ ich mich auf meinem Schreibtischstuhl zurücksinken. Ich wusste, was als Nächstes kam: Ich musste Anzeige erstatten. Die Formulare waren im Internet verfügbar. Während sie ausgedruckt wurden, holte ich mir ein Glas Wasser aus der Küche.
Durch die Anzeige konnte ich PJ in gewaltige Schwierigkeiten bringen, aber ich war nun einmal überzeugt, dass er den Jimsons die Schecks gestohlen und Brittany geholfen hatte, meine Identität anzunehmen.
Was war bloß los mit dem Jungen? Wieso beklaute er die Jimsons? Er liebte seinen Job bei Ricky. Au ßer fernsehen und mit Sinsa herumblödeln hatte er nicht viel zu tun. Wieso setzte er das aufs Spiel, indem er Schecks für das Geschäftskonto e ntwendete?
Ein bisschen Ecstasy. Und ein paar Nasen Koks. Ich stellte mein Wasserglas mit solcher Wucht ab, dass es ei nen Sprung
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