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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Raums möglich war. »Hör auf! Du jagst mir Angst ein.«
    Ich fixierte ihn. »Kannst du dich an nichts erinnern?«
    PJ redete sich sonst aus jeder Klemme heraus, aber im Augenblick hatte ihn sein berühmter Charme sichtlich im Stich gelassen. Er rang nach Luft und schüttelte fassungslos den Kopf. War das alles nur Show?
    »Eine Blondine mit einer blauen Strähne im Haar. Sie hatte das Glücksbringer-Armband deiner Mutter am Handgelenk.«
    Er saß da wie gelähmt und zuckte mit keiner Wimper. Dann packte er den Türgriff. Ich betätigte die Taste für die Zentralverriegelung.
    »Sag mir, wie sie heißt«, drängte ich.
    Seine Finger krallten sich um den Griff. »Lass mich raus. Mir ist schlecht.«
    »Mir egal. Sag mir den Namen.«

    Er starrte mich panisch an, wandte aber gleich wieder den Blick ab. »Brittany Gaines. Mach die Tür auf. Ich muss kotzen.«
    Ich löste die Verriegelung. Er stürzte nach draußen und fiel auf allen vieren auf das nasse Pflaster, wo er sich krampfhaft würgend übergab. Ich zählte bis zehn, dann stieg ich aus und umrundete das Auto. Er ließ den Kopf hängen.
    An der Haustür lehnte Sina am Türstock und schürzte die Lippen. »He, Versuchung, du hast echt eine tolle Wirkung auf Männer.«

8. Kapitel
    Ich ignorierte Sinsa und ging neben PJ in die Hocke. »Die Tote wurde zunächst mit mir verwechselt, weil sie Kreditkarten auf meinen Namen bei sich hatte.«
    Er stöhnte. »Das kann doch alles nicht wahr sein.«
    »Du meinst, weil die Karten falsch waren? Wie die Identität, die du für sie gestohlen hast?«
    »Es muss sich um einen Irrtum handeln«, beteuerte er.
    »Wer hatte die Idee? Du oder Brittany?«
    »Das meinst du doch nicht ernst.« Er rappelte sich hoch.
    »Brauchst du das Geld für deine Sucht?«
    »Ich bin nicht süchtig.«
    »Was gibst du pro Tag aus?« Ich drängte ihn gegen das Auto. »Hundert Dollar? Zweihundert?«
    Er hob abwehrend die Hände. »Hör auf damit!«
    Ich drehte sein Gesicht zu mir und zwang ihn, mich anzusehen. »Sie wurde brutal ermordet, PJ.«
    Er presste die Lippen zusammen wie ein bockiges Kleinkind und wand sich in meinem Griff. Ich spannte die Muskeln an, um ihn gegebenenfalls an der Flucht zu hindern.
    Dann fing er an zu weinen.
    Seine Brust hob und senkte sich unter den Schluch zern. Er vergrub den Kopf zwischen den Knien. Allmählich glaubte ich selbst nicht mehr daran, dass er beim Tod der jungen Frau die Hände im Spiel gehabt hatte. Ich wartete geduldig.
Sinsa war verschwunden. Nach ein paar Mi nuten versiegten PJs Tränen.
    »Wer war sie?«, fragte ich.
    »Meine Nachbarin aus dem Wohnheim.«
    Ich dachte an das »Don Quixote« und die Vorhänge, die sich im Apartment neben dem von PJ bewegt hatten.
    »Hast du sie auf die Party geschleppt?«
    »Nein. Ganz bestimmt nicht!«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Weil ich die Sache etwas runterfahren wollte. Da hätte ich sie doch nicht mitgenommen.«
    »Du warst also mit ihr befreundet? So wie mit Sinsa?«
    »Ab und zu. Nichts Ernstes.«
    Ich ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Das wurde immer schlimmer.
    »Er zähl mir nichts. Du hast ihr das Armband deiner Mutter geschenkt. Da muss mehr dran gewesen sein.«
    Er lief rot an. »Mom hat es sowieso nicht mehr ge tragen. Ich hab ihr den Delfinanhänger geschenkt, aber sie wollte das Armband nicht mehr. Nicht nach Jesses …«
    Er verstummte. Rote Flecken brannten in seinem Gesicht.
    »Jesse ist stinksauer, was?«
    »Das sind wir alle«, sagte ich. »Was weißt du noch von letzter Nacht?«
    »Ich habe mit ein paar Typen auf der Party gejammt. Dann …« Sein Blick wanderte in die Ferne. »Heute Morgen. Dad hat mich geweckt.«
    »Was wollte Brittany auf der Party?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, sie da gesehen zu haben.« Seine Augen waren gerötet, und er putzte sich die Nase am Ärmel ab. »Wieso warst du eigentlich gestern da?«

    Ich sagte es ihm. Mit jeder Einzelheit schien er weiter in sich zusammenzusinken.
    Er presste die Handballen gegen die Augen. »Ich kann gar nicht verstehen, dass ich dich daran hindern wollte, den Notruf zu wählen. Was ist bloß mit mir los?«
    Eine Böe brachte den Regen zurück. Sinsa erschien in der Haustür. PJ wischte sich verstohlen die Augen.
    »Ihr werdet noch weggespült«, sagte sie. »Kommt rein.«
    Ich schüttelte den Kopf, aber PJ rappelte sich auf, hielt sich den Bauch und trottete ins Haus. Ich fand ihn am Kühlschrank, wo er Milch aus der Packung trank. Die Küche war ein Palast aus Chrom

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