Gefürchtet
mit hängenden Kupferkesseln.
»Das war echt unheimlich«, sagte er.
»Was?«
»Wie du im Auto die Türen verriegelt hast. Ich hab dich nie so wütend gesehen.«
»Das war noch gar nichts.«
Er warf mir ei nen vorsichtigen Blick zu. Ich nahm den Milchkarton und stellte ihn auf die Küchentheke.
»Du hast ernste Probleme«, sagte ich. »Und du musst sie angehen.«
Er ließ den Kopf hängen. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen. Ich weiß, ich knalle mir ständig die Birne voll.«
»Dei ne Sucht ist eine langfristige Sache. Ich spreche von heute Nachmittag. Du musst dir einen Anwalt nehmen.«
»Du bist doch Anwältin.«
»Ich meine, du sollst offiziell einen Strafverteidiger beauftragen.«
»Wozu?«
»Du hast gesagt, du hast auf der Party bei ei ner Jamsession mitgespielt. Wo ist deine Gitarre?«
»Die Stratocaster? Die …« Ihm blieb der Mund offen stehen. »Mist, die muss ich da vergessen haben. Warum?«
Aus dem hinteren Flügel des Hauses kam Ricky pfeifend in unsere Richtung getapst. Er trug eine neongrüne Badehose und war völlig verschwitzt. Die blonden Locken hatte er zu einem Samurai-Pferdeschwanz zusammengebunden. Um seinen Hals hing ein weißes Handtuch.
Er winkte PJ zu. »Calistoga.«
PJ holte eine Zwei-Liter-Wasserflasche aus dem Kühlschrank und reichte sie ihm. Ricky kippte die Hälfte davon herunter, spritzte sich Wasser ins Gesicht und ließ es auf den Steinboden tropfen. Dann rülpste er und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
»So eine Sauna ist der reinste Jungbrunnen.« Er deutete mit der Flasche auf mich. »Du warst doch vorhin nicht hier.«
»Nein.«
»Du arbeitest für Vonnie Marks.«
»Hin und wieder.«
»Schau dir das an.« Er klatschte sich mit der Hand auf den Bauch. »Zehn Kilo weniger seit Oktober.« Er klopfte auf seinen Muskeln herum. »Hörst du? Wie Stahl.«
Sinsa schlenderte herein. »Du hast immer noch zehn Kilo zu viel auf den Rippen, Slink.«
»Lycra ist flexibel.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Verdammt noch mal, Sin, zieh dir einen Pullover über. Du siehst aus, als müsstest du gemolken werden.«
Der musste reden. Den größten Busen im Raum hatte nämlich Ricky. Durch meine Brustwarze hätte jedenfalls kein Ring von der Größe gepasst.
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er PJ. »Du wirkst ziemlich fertig.«
Sinsa stemmte sich hoch und setzte sich auf die Arbeitsfläche. »Er kommt gerade aus dem Tierheim. Musste wieder mal Welpen einschläfern.«
»So was tu ich nicht«, protestierte PJ.
Sie tat so, als würde sie einen Hund am Nackenfell halten und eine Spritze auf ihn richten. »Hier, Bello, ab ins Paradies.«
PJ wurde dunkelrot. »Das ist nicht witzig.«
»Ich zieh dich doch nur auf.« Sie sprang von der Arbeitsfläche. »Sei nicht so spießig.«
Sie steckte die Hände in die hinteren Taschen ihrer Militärhose, sodass sich die Brustwarzen durch den Stoff des Unterhemds bohrten wie Geschosse. Ihr Silberschmuck funkelte im Licht. Als sie an PJ vorbeiging, streifte sie seinen Arm absichtlich mit ihrer Brust.
Sein Fuß hörte auf zu zucken. Er lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und schlug die Beine übereinander.
Ricky setzte erneut die Wasserflasche an. »Wir haben die Vocals für den neuen Track aufgenommen. Komm rauf und hör es dir an, wenn ich geduscht habe.«
PJ presste die Knie zusammen. »Super.«
Ricky legte den Kopf zur Seite. »Das war das Garagentor. Hilf deiner Mutter die Einkäufe tragen«, sagte er zu Sinsa.
Die zog einen Schmollmund. »Das ist sowieso nur Zeug für deine Mick-Jagger-Diät.«
Ricky legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sie aus der Küche. »Und leg zur Abwechslung mal einen Rapper auf, der mich sampelt und nicht Steven Tyler.«
PJ folgte ihr nicht sofort. Offenbar musste er sich erst beruhigen. Ich warf einen Blick in Richtung Garage. Zeit zu verschwinden.
»Dir ist wohl nicht klar, wie ernst die Lage ist«, sagte ich. »Du hast letzte Nacht möglicherweise einen Mord beobachtet, und die Behörden wissen davon. Du musst so schnell wie möglich mit der Polizei sprechen.«
»Aber ich kann mich an nichts erinnern.«
»Jetzt hör mir mal gut zu. Dei ne Ex-Freundin ist erdrosselt worden.«
»Sie war nicht meine Ex…«
»Halt die Klappe. Das Mädchen ist tot, und du warst am Tatort. Die Polizei wird dich verdächtigen.«
Sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos. »Du meinst …«
»Du hattest ein Motiv und die Gelegenheit. Und vermutlich auch die Mittel. Du hast gesagt, du hast deine
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