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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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besten Willen nicht gebrauchen«, sagte er.
    Ich ließ das schlei mige Grinsen. »Auch gut. Dann kannst du mich anderweitig unterstützen.«

    »Wie das?«
    »Wir müssen PJ Angst einjagen. Das ist natürlich nur eine Metapher.«
    »Metaphorische Drohungen sind meine Spezialität.«
    »Deswegen nennt man dich auch den ›Tod aus der Luft‹«.
    »Nur in Rapperkreisen.«
    »Soll mir recht sein. Hauptsache, PJ macht endlich den Mund auf.«
     
    Als Patsy Blackburn die Tür öffnete, hörte ich von drinnen Gelächter und laute Stimmen. Patsy trug einen hautengen Rolli und eine sechsreihige Goldkette. Ihre Augen glänzten verdächtig.
    »Nur hereinspaziert. Die Familie des Bräutigams ist zu Besuch«, sagte sie.
    Natürlich - ihr Neffe sollte ja am Wochenende heiraten. Ich war eingeladen, kannte das liebende Paar aber gar nicht. Auf dem Esstisch standen schmutzige Lasagneteller herum. Das überdrehte Gerede brach ab, als wir eintraten. Keith Blackburn erhob sich und reichte Brian die Hand.
    »Commander Delaney! Ich dachte, Sie sind noch im Pentagon.«
    Keith, der seinen Söhnen den kräftigen Körperbau und die Größe vererbt hatte, war mit den Jahren etwas geschrumpft. Er war ein ad retter, höflicher Mensch, der den gan zen Tag über in einem Büromaterialhandel Heftklammern und Druckerpapier verkaufte.
    Er stellte uns vor. Die Eltern des Bräutigams, Patsys Schwester Deedee und ihr Ehemann Chuck Dornan, lebten in Manhattan. In Santa Barbara besaßen sie ein Haus für den Winter. Geldsorgen schienen die beiden nicht zu kennen. Ihr
Sohn David beglückte uns mit dem überheblichen Lächeln, das ich von den Mitgliedern der Studentenverbindungen kannte. Caroline Peel, die Braut, vibrierte wie eine Espressobohne in rosa Kaschmir. Ihre Lasagne hatte sie nicht angerührt. Erst als Keith mich als Jesses Freundin präsentierte, löste sie ihren Klammergriff von Davids Arm.
    »Danke fürs Einspringen«, sagte sie. »Da bin ich echt froh.«
    »Brautjungfer-Notdienst bei Fuß«, erwiderte ich.
    Sie beäugte mich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. »Hast du das Kleid schon anprobiert?«
    Caroline hatte mich aus einem einzigen Grund als Brautjunger ausgewählt: Ich passte in die »Uniform«. Ihre erste Wahl war letzte Woche von ihrem Polo-Pony abgeworfen worden und seitdem ans Bett gefesselt.
    »Die Anprobe ist am Donnerstag«, erklärte ich.
    David kippelte mit seinem Stuhl. »Warst du bei Pi Phi?«
    »Ich bin mehr für Sci-Fi.«
    Das Brautpaar glotzte verständnislos.
    »Meine Schwester hatte mit Studentenverbindungen nichts am Hut«, erklärte Brian.
    Patsy lachte laut. »Evan schreibt Bücher. Science-Fiction. So was wie Die Jetsons, nur mit Waffen und Gruppensex.«
    Das trug ihr verständnislose Blicke aller Anwesenden ein, mich eingeschlossen. Patsys Cocktailglas war leer. Offenbar hatte sie bereits das dritte Stadium erreicht. Normalerweise wurde sie erst sentimental und dann zänkisch, um schließlich zu einem Rundumschlag auszuholen.
    Aus dem Fernsehzimmer drangen Gitarrenklänge. Durch die Tür entdeckte ich PJ. Er hockte auf dem Boden und zupfte mit melancholischer Miene einen Blues. Um die Enden seiner Gitarrensaiten wanden sich blauen Fäden.

    »Entschuldigt uns bitte.«
    Wie von der Tarantel gestochen, schoss ich mit Brian im Schlepptau ins Nebenzimmer. PJ sah auf. Misstrauen trat in seine Augen. Die Gitarre verstummte.
    »Schwitze-Shaun Kutner«, sagte ich.
    »Muss das sein?«, fragte er.
    »Du hast Jesse einen Welpen als Entschuldigung für Shaun geschickt. Ja, es muss sein.«
    »Mag Jesse den Welpen nicht?«
    »Shaun hasst dich offenbar. Vermutlich wegen Brittany. Andererseits ist er Sinsas Freund und will dich von ihr fernhalten.«
    »Er ist gerade erst aus der Karibik zurück. Die beiden treffen sich nur, weil sie ein Album für ihn produziert.«
    Stop. Reset. »Sinsa ist Plattenproduzentin?«
    »Shaun ist ihr erster großer Künstler. Nach der Rock-House- Sache hat er ihr irgendwie leidgetan. Ricky hätte die Bemerkung mit dem Deo gern zurückgenommen, aber sie war ihm nun mal rausgerutscht.«
    »Und das Plattenprojekt soll eine Art Wiedergutmachung sein?«, fragte ich.
    »Nein, aber die Ironie der Sache wird für Aufsehen sorgen. Sin braucht das, um den Dingen ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Das ist für sie nicht leicht.«
    Brian spielte den Unwissenden. »Weil sie so jung ist?« »Vor allem wegen ihrer Familie. Wenn die Leute in Hollywood ihren Nachnamen hören, denkt jeder, sie will von Rickys

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