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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beunruhigt. Sie war d er typische v erbitterte Teenager, p rovozierte pausenlos
und spielte ihre Sexualität schamlos aus. Außerdem nutzte sie ihre Stellung als Rickys Stieftochter aus bis zum Gehtnichtmehr.«
    Ich hatte immer noch Schwierigkeiten, mir Lavonne als heiße Nummer vorzustellen. Jetzt rief ich mich zur Ordnung. »Die Rockprinzessin gibt sich die Ehre?«
    »Ihr kennt die Geschichte, dass Karen Ricky hierher verschleppt hat, um ihn vor seinen Süchten zu retten. Tatsächlich wollten sie Sin unbedingt aus Hollywood rausschaffen. Das Mädchen war völlig außer Kontrolle«, erklärte Lavonne. »Natürlich gefiel es ihr hier am Arsch der Welt, wie sie es zu nennen beliebt, nicht sonderlich. Sie hat ihnen nie verziehen.«
    »Weil sie in einer Villa in Montecito leben muss? Warum sucht sie sich nicht einen Job und zieht aus?«, fragte ich.
    »Der goldene Käfig. Wenn sie fünfundzwanzig wird, erhält sie Zugriff auf einen Treuhandfonds. Und sie verliert ihren Anspruch, falls sie sich nicht anständig benimmt. Glaubt mir, das Mädchen ist todunglücklich.«
    Sie trommelte mit den Fingern auf ihrem Schreibtisch herum. »Sie versteht sich meisterhaft darauf, schwächere Charaktere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.«
    Ich dachte an PJ, ihr Spielzeug zum Aufziehen, und rutschte vor an die Stuhlkante.
    »Du glaubst, Sinsa hat die Schecks gestohlen.«
    Das Telefon klingelte. Sie griff zum Hörer, sagte »Nicht jetzt« und legte auf.
    »Ich weiß gar nichts über Brittany Gaines. Aber ich weiß, dass Sinsa Expertin für solche Aktionen ist«, erklärte sie.
    Jesse warf mir ei nen Seitenblick zu. »Wenn sie die Schecks gestohlen hat, hat sie auch die Kredite bei den Mings aufgenommen.«

    »Wie finden wir das raus?«, fragte ich.
    Lavonne schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Überlasst das der Polizei. Haltet euch von ihr fern.«
    Ihr Gesicht war erhitzt. So aufgewühlt hatte ich sie noch nie gesehen.
    »Lavonne, hat sie deiner Familie irgendwas angetan?«
    »Es gab Zwischenfälle. Konflikte mit dem Gesetz. Devorah kann von Glück sagen, dass sie nicht zu Schaden gekommen oder im Gefängnis gelandet ist. Lassen wir es darauf beruhen.«
    Soweit ich wusste, studierte ihre Tochter mittlerweile am City College von Santa Barbara und heimste nur die besten Noten ein. Ich fragte nicht weiter nach.
    »Ihre Augen sind wie ein schwarzes Loch. Es ist gespenstisch. Sie saugt anderen Menschen regelrecht die Energie ab.«
    Einen Augenblick lang saßen wir nur da und lauschten auf das Rauschen des Verkehrs.
    »Vielleicht hätten ihre Eltern sie nicht nach einer Cannabis-Art nennen sollen«, meinte Jesse dann.
    »Ihre Eltern haben sie Cynthia genannt. Den Namen Sinsemilla hat sie sich selbst zugelegt.«
    Es klopfte an der Tür, und die Rezeptionistin steckte den Kopf herein.
    »Tut mir leid, aber Sie müssen unbedingt kommen, Mr. Blackburn. Ihr Bruder hat was für Sie abgegeben.«
    In der Lobby stand ein Pappkarton auf der Empfangstheke, aus dem ein Wimmern drang.
    »Hilfe!«, sagte Jesse. »Das ist doch hoffentlich kein Baby.«
    Die Rezeptionistin griff in den Karton. »Vier Kilo, würde ich schätzen.«
    Ein Welpe.

    Als an jenem Abend die Sonne unterging, lag vor dem Strand von Isla Vista ein Surfer auf seinem Brett und wartete auf die letzte Welle. Sobald sie heranrollte, paddelte er aus Leibeskräften und erhob sich dann, um auf die Steilküste zuzureiten. Im Licht der tief stehenden Sonne fiel ihm dabei ein Gegenstand ins Auge, der im Sand steckte. Für einen unheimlichen Augenblick sah er aus wie ein aus dem Wasser reichender Arm, und er verlagerte hastig sein Gewicht, um ihm auszuweichen. Doch als er das Ding passierte, merkte er, dass er sich getäuscht hatte. Aus dem Sand ragte der Hals einer Elektrogitarre.

12. Kapitel
    Am Abend hockten wir in Jesses Küche. Ich starrte den Welpen an. »Goldig.«
    »Ja, auf ei nem Kalenderfoto.«
    Das Licht der sinkenden Sonne färbte das Haus rot und warf lange Schatten in dem durchgehenden Wohn-, Essund Küchenbereich. Helles Holz und Glas beherrschten den Raum unter der hohen Decke. Am Strand hinter der Fensterwand toste die Brandung. Der Hund hatte sich in seinem Karton auf ei ner Decke zusammengerollt und den Schwanz eingeringelt. Er war bis auf die Knochen abgemagert, völlig verdreckt und hatte braunes Fell mit einem weißen Fleck um das eine Auge. Jesse wischte gerade seine letzte Hinterlassenschaft weg.
    »Igitt.« Ich riss das Fenster auf. Die Salzluft strömte herein und

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