Gefürchtet
gehängt. Um sie herum flatterten ihre Mutter, Patsy Blackburn und die anderen Brautjungfern, deren lautes Gekicher vermuten ließ, dass sie schon ein paar Gläser Champagner intus hatten.
Patsy trug Highheels und ihr altrosa Kostüm. Bei meinem Anblick zog sie eine Braue hoch. »Du hier, und ohne Handschellen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
Caroline riss die Augen auf. »Das Kleid steht dir echt gut. Ist gar nicht zu jugendlich.«
Ich hatte die Rechnung von der Brautmodenboutique in meiner Handtasche. Leider hielt Jesse meine Hand, sonst hätte ich sie ihr in den Rachen gestopft.
Dann landete der Schwarm und hüllte uns in eine Wolke aus X-Chromosomen, Parfüm und beschwipstem Gekicher. War ich in dem Alter auch so überdreht gewesen?
Patsy richtete ihren Blick auf Jesse, und ihr Mund schrumpfte zu ei ner scharlachroten Kirsche zusammen. Man hätte meinen können, ihr Mieder wäre plötzlich eingelaufen. »Wie ich sehe, sind dir meine Wünsche völlig egal.«
Sie befummelte seinen Ohrring, schnalzte missbilligend mit der Zunge und stöckelte davon. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Er stützte eine Hand auf ein Greifrad und wirkte plötzlich sehr müde.
»Der Ohrring ist nicht der Stein des Anstoßes. Vergiss es«, erwiderte er.
Bei Marcs Anblick blieb Caroline das Gekicher im Hals stecken. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
»Das ist Evans persönlicher Geheimagent«, erklärte Jesse.
Es würde ein langer Tag werden.
»Nach hinten, nein, hinter Kristi. Jetzt macht schon, ihr stellt euch der Größe nach auf, das kann doch nicht so schwer sein. Verdammt noch mal, Caitlin, hast du dich mit dem Häcksler gekämmt? Deine Frisur ist viel zu hoch.«
Hatte ich Caroline eine Espressobohne genannt? Maschinengewehr im Automatikbetrieb traf es eher.
Sie schnippte mit den Fingern nach mir. »Evan, du stehst zwischen Lou-Lou und Kelli. Bewegung, meine Damen.«
Ihr Kleid war mit elisabethanischer Strenge geschnürt. Falls jemand auf den Gedanken kam, sie mit ei ner Stecknadel zu piksen, würde sie wahrscheinlich wie ein lecker Ballon durch den Gang zischen. Wir standen vor dem Pavillon-Salon im Klubhaus und warteten auf das Stichwort. Drinnen hörte ich ein Klavier und eine Gei ge Barockmusik spielen.
Lou-Lou, das Mädchen hinter mir, war eine üppige Blondine
mit unverkennbarem New Yorker Ak zent. »Der sieht ja toll aus«, flüsterte sie mir ins Ohr.
»Wer?«
»Dein Geheimagent.«
Meine Kopfschmerzen kehrten zurück.
»Arbeitest du im Weißen Haus?«, fragte sie.
Caroline stolzierte um uns herum. »Kelli, Kinn hoch. Hoch, habe ich gesagt.«
Sie kaute an ihren Nägeln - oder war es ihr Braut strauß? Ihr Vater trat von einem Fuß auf den anderen. Noch zwei Minuten. Der Countdown lief.
»Hallo, ihr da. Wartet auf uns.«
PJ schlenderte mit strahlendem Lächeln auf uns zu und begrüßte Caroline mit einer lässigen Handbewegung. In seinem gut geschnittenen, anthrazitgrauen Anzug wirkte er sehr erwachsen. An seinem Arm hing Sinsa Jimson.
Brautjungfern, Braut und Brautvater holten tief Luft, als sie des hohen Besuchs gewahr wurden. Sinsa trug ein schillerndes Kleid, das beim Gehen wogte und wallte. Bei dem Stoff handelte es sich offenbar um ein nanotechnologisches Experiment, auf jeden Fall war er mikroskopisch dünn. Es blieben keine Fragen offen. Das Kleid war eindeutig dafür gedacht, so viel nackten Körper wie möglich zu zeigen. Auf der sonnengebräunten, seidenglatten Haut kam Schmuck besonders gut zur Geltung. Zwischen Sinsas Brüsten baumelte ein kunstvolles Rubinkreuz, und das Kleopatrahaar floss ihr über die Schultern. Dem Brautvater hing die Zunge fast bis zu den Knien.
PJ strahlte so beseligt, dass es schon fast rührend war.
Sinsa warf mir im Vorbeigehen einen Schlafzimmerblick zu. »Hallo, Versuchung«, begrüßte sie mich.
»Hallo, I nsiderjob.«
PJ zog sie weiter zum Pavillon-Salon, aber sie konnte den Blick nicht von mir lösen.
Caroline beugte sich vertraulich vor. »Wisst ihr, wer das war? Ricky Jimsons Tochter. Von Jimsonweed!«
»Oh, mein Gott!«, flöteten die Brautjungfer im Chor.
»Auf meiner Hochzeit.« Caroline strahlte. »Das kommt bestimmt in die Zeitung.«
Plötzlich stutzte sie und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf mein Kleid. »Was ist denn das für ein Fleck?«
In diesem Augenblick setzte die Musik drinnen aus, und der Pianist schlug eine neue Melodie an. Caroline warf mir einen empörten Blick zu.
»Es geht los, Kleines«, sagte
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