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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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noch ein Glas Champagner geben und ging zu ihm.
    Ich hielt ihm das Glas hin. »Prost.«
    Er sah mich nur an. »Ist das eine genehmigte Abweichung von deinem Programm?«
    »Ich habe noch zwei Stunden Hochzeitsfreude. Die würde ich gern mit dir genießen.«
    Er drehte sich zu mir um. »Dir ist doch wohl klar, dass ich zu dem Treffen mit der Polizei um drei mitkomme? Und ich bin auch dabei, wenn du mit Toby Price redest. Du hast hoffentlich nichts anderes erwartet?«
    Wie mir jetzt klar wurde, hatte ich überhaupt nicht darüber n achgedacht.
    »Du kannst also aufhören, mich auf deinem Radar als feindliches Objekt zu registrieren.« Er spähte an mir vorbei. »Da kommt auch schon dein Geleitschutz, der die potenzielle Bedrohung offenbar registriert hat.«
    Marc erschien mit zwei voll beladenen Tellern. Einen davon streckte er mir hin. »Das ist ja ein köstliches Festmahl. Sehr großzügig von deiner Familie, dass ich an einem solchen Tag dabei sein darf, Jesse.«
    »Kein Problem.«
    PJ schlenderte vorbei.
    »Warte«, sagte Jesse.
    PJ hob grüßend das Kinn, blieb aber nicht stehen. Jesse schnaubte verärgert. Ich zuckte die Achseln.
    Für einen Augenblick sah es so aus, als würde Jesse die Sache auf sich beruhen lassen. Dann runzelte er die Stirn. »Nein, jetzt ist eine gute Gelegenheit. Zumindest hängt er gerade nicht wie eine Klette an Sinsa.« Er deutete mit dem Kopf auf die Teller. »Lass mir ein paar Chickenwings übrig.«

    Er rollte zum Buffet, wo sich PJ an den Riesengarnelen gütlich tat. Marc reichte mir mit undurchdringlicher Miene einen Teller. Ich drohte ihm mit einem Karottenschnitz.
    »Ich hab doch gar nichts gesagt«, verteidigte er sich.
    »Das ist auch gut so.«
    »Ich bin ja nicht blöd.«
    Da mir allmählich schwindlig wurde, steuerte ich ein paar freie Stühle an einem Tisch an, wo ein älteres Paar mit Davids Freunden plauderte. Ich setzte mich. Marc nahm neben mir Platz, schwieg aber demonstrativ. Ich stach mit einer Salatgabel auf die Garnelen ein.
    Der Stuhl neben mir schleifte über den Boden, und ein Hauch von einem Kleid ließ sich neben mir nieder. Sinsas rabenschwarzes Haar schwang um ihre Schultern.
    Sie hielt eine Spargelstange in den Fingern. »Sie könnten nicht unterschiedlicher sein.«
    Ich starrte sie verblüfft an.
    Sie deutete auf das Buffet. »PJ und Jesse meine ich.«
    Die beiden sprachen miteinander. Das Sonnenlicht brach sich in der Eisskulptur mit den Del finen und fiel auf ihre Gesichter.
    »Brüder sind häufig unterschiedlich«, erwiderte ich.
    »Echt komisch. Die beiden sehen sich so ähnlich und haben sogar dieselben Gesten. Du wünschst dir bestimmt, es hätte PJ erwischt, nicht Jesse.«
    Ich legte meine Gabel weg. »Nein, das tu ich nicht. Nie. Willst du mich provozieren?«
    Marc rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    Sinsa streckte ihm an mir vorbei die Hand hin. »Hallo, ich bin Sin Jimson.«
    Mir dröhnte der Kopf. Ganz ruhig bleiben. Ich senkte die
Stimme, damit Davids Freunde und das ältere Paar auf der anderen Seite des Tisches uns nicht hörten.
    »Du willst dich wohl unbedingt mit mir anlegen.«
    »Er zähl mir bloß nicht, du hast noch nie überlegt, dir PJ für eine Nacht zu schnappen. Um die Erinnerung aufzufrischen«, sagte sie.
    Meine Selbstbeherrschung zeigte deutliche Risse. »Wie du willst. Von mir aus können wir das gleich hier klären. Sofort.«
    »Warum so gereizt? Hast du schlecht geschlafen?«
    »Du hast dir von Toby Price fünf zehntausend für Leistungen bezahlen lassen, die du nicht erbracht hast. Die soll ich ihm jetzt mit Zinsen und Schadenersatz erstatten. Das lasse ich dir nicht durchgehen.«
    Sie warf erneut das Haar zurück. »PJ hält die ganze Nacht durch«, verkündete sie für alle hörbar. »Wie eine Schlagbohrmaschine. Erzähl mir bloß nicht, dass dir das nicht fehlt.«
    Der ganze Tisch verstummte und glotzte sie an.
    Sie biss in ihren Spargel. »War nur ein Witz. PJ ist mein Mädchen für alles.«
    Irgendwo hinter mir fing die Tanzband an, ihre Instrumente zu stimmen. Aber selbst die New Yorker Philharmoniker hätten nichts gegen das entsetzte Schweigen ausrichten können, das sich über den Tisch gesenkt hatte. In der plötzlichen Stille hörte ich laut und deutlich, wie Jesse und PJ stritten.
    »Tatsache ist, dass du nicht zu mir gestanden hast«, behauptete PJ.
    »Das hat nichts damit zu tun, ob ich dir glaube oder nicht«, widersprach J esse.
    »Und ob! Mom und Dad mussten für meine Kaution einen Kredit

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