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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Gott und die Welt verbracht hatten, und ihre gemeinsamen Werdegänge in den Wirren des Kunstmarktes. Was Thomas mit wenigen Worten wegwischte, das gehöre jetzt der Vergangenheit an. Worte eines Mannes, der sehr wohl wusste, wie man zu manipulieren hatte, eine Eigenschaft, die er mit seinem guten Freund Josh zu teilen schien, auch dieser ließ es sich nicht nehmen, Mel in regelmäßigen Abständen anzurufen, um teilnahmsvoll nach ihrem Zustand zu fragen, um ihr, wie er sagte, Mut zu machen für eine ozeanische Zukunft. Dabei hatte Josh ihr auch von seiner Familie erzählt, dass seine Eltern auch Tiere besonders mochten, so sehr mochten, dass diese frei in ihrem Haus herumlaufen konnten, das betraf die Kaninchen, Meerschweinchen und ungefähr ein Dutzend Katzen, auch eine weiße Ratte sei dabei gewesen. Dann erzählte er ihr ausgiebig, wie er eines Tages seinen Vater gefunden hatte, tot, auf dem Bett, woraufhin Mel abrupt schwieg. Es sei zwar ein sehr klassischer Selbstmord gewesen, mit der bekannten Plastiktüte über dem Kopf, versehen mit einem Loch für den Schlauch zur Gasleitung, aber das Skurrile an der Situation wären wohl die Frauenkleider gewesen, die er trug, ein langes Kleid mit einem Blütenmuster. Ein absonderliches Bild – sein Vater in dem Kleid, mit der Plastiktüte über dem Kopf, die ihn wie eine altägyptische Mumie aussehen ließ; und darum herum seien die Kaninchen und Meerschweinchen um das Bett gerast und hätten sich ein Wettrennen geliefert, so etwas würde man nie vergessen. Er sagte das und lachte wieder hoch, Mel schnürte es die Kehle zu, und sie entschuldigte sich mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Als sie Thomas dann sagte, dass Josh eine ausgewachsene Macke hätte, winkte dieser ab, die Geschichte sei wirklich wahr, Josh wäre erst dreizehn gewesen, so etwas müsse man erst einmal verarbeiten, nicht nur das, Josh sei heute ein echtes Genie, mit einem Tiefgang, der irgendwie –
    »– ozeanisch ist?«, fragte sie süffisant.
    Thomas war, was man einen bodenständigen Mann nennen mochte, jemand, der mit beiden Beinen im Leben stand, der schnelle Entscheidungen treffen konnte und mit einem Lächeln die Kassiererin im Supermarkt für sich einnehmen und gleichzeitig ein gewinnbringendes Geschäft über sein BlackBerry abwickeln konnte. Sie musste sich eingestehen, dass auch sie ihm nicht so unähnlich war – pragmatisch, zielstrebig, sehr ehrgeizig, mit einem ausgewachsenen Vergnügen an materiellen Dingen der teuren Art; in dieser Hinsicht hatte Thomas wirklich recht, wenn er behauptete, dass Bastien und sie nicht zueinanderpassten; für Bastien bestand die Welt eher aus Ideen und der Lust an deren spinnerter Entwicklung. Aber offenbar auch aus seiner Vorliebe für Frauen, was für Mel derzeit ein echtes K.-o.-Kriterium war, so dass sie nun ohne größeres Zögern den Knopf Thomas drückte und sich einen weiteren Milchkaffee eingoss.
    *
    Ein weiterer Hieb der Axt trennte die Nuss in zwei gleiche Hälften, die Kokosmilch schwappte sofort über den Rand, er fing sie mit den Händen auf und sah auf die Berge in der Ferne. Wenn sie dort oben wären, hätten sie einen guten Blick über die Insel und könnten sicher das dringend benötigte Süßwasser ausmachen – Flüsse, Seen. Sie waren jetzt bereits seit einer Woche hier, und niemand da draußen hatte das große Signalfeuer bemerkt, welches sie Tag und Nacht unterhielten, das war kein gutes Zeichen; wahrscheinlich lag die Insel fernab aller Verkehrsrouten, und sie waren absolut auf sich allein gestellt. Bastien unterbreitete der Runde seinen Vorschlag. Die anderen schauten angespannt, ein Teil der Gruppe gab zu bedenken, dass ein möglicher Suchtrupp sie genau hier, am Absturzort, vermuten würde und nicht im unübersichtlichen Innern der Insel, zudem sei dort mit wilden Tieren zu rechnen. Mila, die neben Bastien saß, pflichtete ihm aber bei, hier am Strand zu bleiben, wäre purer Selbstmord, früher oder später würden sie alle in der Sonne verdursten. Die Gruppe spaltete sich in zwei Lager, Bastien sprach jetzt mit klarer Stimme; wer mitwolle, könne mit ihm gehen, die anderen müssten einfach nur sitzen bleiben. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen, eine Machete, eine leere Plastikflasche, ein starkes Seil. Er blickte zurück, zwei Dutzend Überlebende schienen seiner Meinung zu sein und machten sich marschbereit. Mila kam auf ihn zu und betonte nochmals, dass er absolut

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