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Geh nicht einsam in die Nacht

Geh nicht einsam in die Nacht

Titel: Geh nicht einsam in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Westoe
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Platz der Finnischen Gemeinschaftsschule hinunter und versuchten, Hockey zu spielen, obwohl wir es nicht konnten. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir dort, es gab eine alte Holzbaracke, die als Umkleide diente, und ein rußender Kamin sorgte für Wärme. Wenn man aufhörte, taute man Hände und Füße am Kamin auf, streifte anschließend die Schlittschuhe über das Blatt des Schlägers, warf sich diesen über die Schulter und ging auf schmerzenden Beinen heim. Pete und ich gingen immer zu Everis. Wenn Großmutter Salme da war, gab es Leberterrine oder Schweinebauchgeschnetzeltes oder sogar Karelischen Fleischtopf, aber ansonsten nahm man es dort mit dem Kochen nicht so genau. Manchmal stand Minna, Petes ältere Schwester, in der Küche, aber sie war keine gute Köchin. Um fünf, in der Abenddämmerung, wurden im Fernsehen Juniorenhockeyspiele übertragen. Die Partien wurden von einer schläfrigen Stimme namens Karapalo kommentiert und in Tammerfors zwischen Jungen ausgetragen, die ungefähr im selben Alter waren wie Pete und ich. Sie waren unglaublich geschickt, diese Junioren, und Pete und ich ertrugen es nicht, uns das anzusehen, und hingen stattdessen im Zimmer der älteren Brüder herum, das immer leer stand: Juha und Make waren schon feiern gegangen. Vater Everi saß dagegen auf der Couch vor der Glotze und genehmigte sich bereits während des Juniorenhockeys das eine oder andere Glas, er behauptete, Karapalos Kommentar schläfere ihn sonst ein.
    Etwas später, beim Essen, zeigte das Fernsehen Der Nachbarvorort , und dazu nahmen alle ihre Teller und Gläser und setzten sich auf die Couch im Wohnzimmer, die rotbraun war und – wie mir erst später klar wurde – nicht aus richtigem, sondern aus Kunstleder war. Vater Everi, Pete, Suski und ich und schließlich Salme oder Orvokki saßen so zusammen: Wenn die große Schwester Minna zu Hause war und kochte, ging sie immer aus, sobald das Essen fertig war. Es beeindruckte mich sehr, dass man bei den Everis vor dem Fernseher essen durfte, so etwas wäre bei uns nie in Frage gekommen, und es machte nichts, dass die Couch der Familie so klebte, dass mein Rücken schweißnass wurde. Der Nachbarvorort war damals die große Fernsehsoap und einer der zahlreichen Lebensbereiche, in denen Pete mir einen schlechten Geschmack vorwarf. Ehe mich Eva Mansnerus überwältigte, war ich nämlich sehr verliebt in Harriet Finne in der Rolle der Tochter in einer der Vorortfamilien. Pete fand sie total bescheuert.
    Petes Vater Veikko war von Anfang an sehr nett zu mir. Mein eigener Vater Henry war auch nett, allerdings auf eine schroffere und distanziertere Art. Veikko Everi war ein offener und gesprächiger Mann, dem sein Leben zu gefallen schien, obwohl er ein Witwer mit fünf Kindern war und es für ihn nicht immer leicht gewesen sein kann, über die Runden zu kommen, wirkte er doch nie besorgt. Er wollte, dass die Freunde seiner Kinder ihn Veka nannten – »das tun meine Kinder ja auch«, erklärte er –, und wenn man ihn höflich mit Herr Everi ansprach, schüttelte er den Kopf und lächelte, erwiderte aber nichts. Ich war ziemlich streng erzogen worden, so dass ich es anfangs mit Herr Everi versuchte, aber schon bald aufgab und wie alle anderen Veka sagte. An den Samstagabenden ging Veka regelmäßig in die Küche und mixte sich einen neuen Drink oder genehmigte sich »noch ein kleines Schlückchen Cognac«, wurde jedoch niemals reizbar, unfreundlich oder streitlüstern. Wenn Leeni und Henry mir erlaubten, bis neun bei Everis zu bleiben (ich erzählte ihnen nie, dass Veka samstags trank), wurde Veka zum Ende hin ziemlich betrunken, fing an zu lallen und wurde sentimental, rauchte ununterbrochen und legte Lieder auf, die Die Worte reichen nicht, um zu erzählen oder so ähnlich hießen, und versuchte ständig, Suski und Pete zu umarmen, und dann krachte er gegen die Küchentür und die Wände, wenn er aufstand, um sein Glas erneut zu füllen. Er gab es immer zu: taidan olla hieman tuiterissa sagte er, »ich glaube, ich habe einen kleinen Schwips«, aber das störte niemanden. Bei uns scheuchten Leeni und Henry mich immer fort, wenn sie abends Besuch bekamen, ich sollte in meinem Zimmer bleiben und diese Seite des Erwachsenenlebens tunlichst nicht sehen und auch nicht hören, wie ihre Gesprächsbeiträge immer banaler, alberner und schlüpfriger wurden.
    Familie Everi lebte beengt, aber es herrschte eine offene Atmosphäre, und damals war es noch einigermaßen idyllisch: Wenn die

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