Geheimauftrag: Liebe
sag uns, was hier abläuft. Ich weiß, dass es dir um den Ruf der Familie geht.« Nicholas hob den Kopf ein wenig, um ihr in die Augen zu sehen; sie verzog das Gesicht. »Egal
was früher geschehen ist: Es kann für die Familie keine Zukunft mehr geben, wenn du jetzt nicht redest. Das musst du doch einsehen.«
Nicholas erwiderte schweigend Pennys Blick.
Charles hielt den Atem an.
Ein Moment verstrich, dann seufzte Nicholas und ließ den Kopf erneut in die Kissen sinken, starrte blicklos auf den Betthimmel. »Ich muss nachdenken.«
Charles bemühte sich, die Ungeduld in seiner Stimme zu zügeln. »Dieser Mörder steht auf unserer Türschwelle. Wir haben nicht viel Zeit.«
Der andere schaute ihn an. »Es ist nicht meine Geschichte. Ich kann Sie nicht einfach«, er machte eine vage Handbewegung, »in alles einweihen. Ich muss erst überlegen, was ich sagen kann und darf und was nicht.«
»Sie müssen mir ja nur das Wichtigste sagen und beileibe nicht alles.«
Nicholas schaute ihm prüfend in die Augen. »Vierundzwanzig Stunden. Lassen Sie mir Zeit bis nach dem Abendessen morgen.« Er schaute auf die Uhr. »Nein, es ist ja schon heute.« Er atmete zitternd ein, sah Charles offen an. »Geben Sie mir Zeit bis dahin, und ich verspreche, alles zu sagen, was ich weitergeben darf.«
17
Charles musste sich damit zufriedengeben. Abgesehen von allem anderen war Nicholas erschöpft und musste sich ausruhen.
Er kehrte mit Penny in ihr Zimmer zurück, vergewisserte sich, dass sich nirgends ein Schurke versteckte, dann sperrte er sie ein und ging, um mit den Lakaien zu sprechen, die Wache hielten. Anschließend schlüpfte er wieder in Pennys Schlafzimmer, streifte sich die Kleider ab und kam zu ihr unter die Decken.
Sie drehte sich zu ihm um und zog ihn an sich. Er folgte ihrem Drängen, fand ihre Lippen auf seinen und küsste sie, beschwerte sich dann brummend: »Was ist das nur mit deiner Familie? Es ist nie eure Geschichte, ihr wollt alle immer vierundzwanzig Stunden …«
Penny schaute ihm in die dunklen Augen, lächelte leise. »Das liegt nicht an uns, sondern an dir. Es ist völlig klar, dass wir, sobald wir es dir gesagt haben, alle Kontrolle über die Ereignisse verlieren.«
Er murmelte etwas und küsste sie erneut.
Sie ließ ihn gewähren, erwiderte den Kuss und ermutigte ihn. Es vermittelte ihr Trost und Sicherheit, ihn zu berühren und zu spüren, seine Nähe zu genießen – nicht nur körperlich, sondern auch auf dieser anderen Ebene, die für sie beide noch neu war.
Schließlich schob er sich über sie, spreizte ihre Beine und
kam in sie, entführte sie beide auf den inzwischen vertrauten wilden Ritt. Sie keuchte und klammerte sich an ihn, folgte ihm und war völlig vom Augenblick gefangen, dachte nicht mehr an irgendwelche Widersprüche und Probleme, genoss es, sich verwöhnen zu lassen. Verehrungswürdig wie eine Königin, die ihre Gunst gewährte, die ihn für würdig befand.
Eine Flammenwand erhob sich vor ihnen, eine gierige Feuersbrunst; sie stürzten hinein, fielen – ließen sich von den Armen des anderen gehalten verschlingen, bis sie sich bebend am Ende der Welt wiederfanden …
Bis alle Spannung wich und ihnen die Augen zufielen. Sein Atem wurde tief und gleichmäßig, er schlief.
Aber ihre Gedanken schweiften noch eine Weile weiter. Sie dachte nach über seine Bereitschaft, ihr die Zügel zu überlassen, ihr zu erlauben, das Spiel zu bestimmen. Warum tat er das? Sie ahnte, dass es wichtig war, wusste jedoch nicht den Grund. Als sie ihn einmal danach fragte, hatte er ihr eine Antwort gegeben, die sie als Herausforderung verstand: » Was immer du willst, wie immer du es willst, ich gehöre dir. Nimm mich.«
Sie hielt inne, starrte unter halb geschlossenen Lidern in die Dunkelheit, während sie sich im Geiste die Worte vergegenwärtigte. Was, wenn sie nicht herausfordernd gemeint gewesen waren, sondern schlicht die Wahrheit?
Ihre erste unwillkürliche Reaktion bestand darin, diesen Gedanken weit von sich zu weisen. Nur: Wenn sie an seine Worte zurückdachte, dann hatte er das nicht leichthin gesagt. Was, wenn …
Diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen erschütterte sie bis ins Innerste, spannte ihre Nerven an, schärfte ihren Verstand. In ihrem Kopf drehte sich alles, dann fügte sich ein weiteres Puzzleteil in das Bild.
Es hatte mit dieser Verbindung zwischen ihnen zu tun, dieser
gefühlsmäßigen Einheit, die über das Körperliche hinausging. Ursprünglich war sie zu verblüfft
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