Geheimauftrag: Liebe
warten.
An die Wand gelehnt ging er im Geiste rasch noch einmal seine Vorkehrungen durch, die er für Pennys Sicherheit getroffen hatte, und in dieser Hinsicht war er zufrieden. Nicht jedoch mit dem Stand seiner Ermittlungen. Da gab es derzeit nichts, was er zusätzlich unternehmen konnte – nicht solange er nichts von Dalziel hörte. Alles andere war bereits in die Wege geleitet, und so konnte er nur noch warten.
Und dann Penny. Sein Plan, sie zu erobern, steckte immer noch in der Anfangsphase des Sondierens. Er durfte nicht wieder wie damals einfach blindlings drauflosstürmen und dann scheitern. Nein, dieses Mal würde er mit äußerster Vorsicht vorgehen. Zumindest begann er bereits zu ahnen, weshalb sie alle Männer, die sie umwarben und ihr den Hof machten, bislang verschmäht hatte. Was das aber genau für ihn bedeutete, darüber war er sich nicht ganz im Klaren. Keinesfalls jedoch wollte er ebenfalls ein Nein riskieren.
Das Problem bestand darin, dass sie selbst sich dem Offensichtlichen verschloss. Sie schien nicht zu erkennen, dass sie schlicht die perfekte Ehefrau für ihn wäre. Auf Andeutungen
in dieser Richtung reagierte sie beunruhigt, und das verhieß nichts Gutes. Er würde herausfinden müssen, was genau dahintersteckte, um dann die Hindernisse aus dem Weg räumen zu können.
Aber es dürfte nicht leicht werden. Penelope Jane Marissa Selborne zu beeinflussen - das war es noch nie gewesen.
Er richtete sich auf, stieß sich von der Wand ab, als sie an seine Seite zurückkam. Sie nahm den dargebotenen Arm, entließ Robinson mit einem verbindlichen Lächeln und sah Charles an. »Wer ist der Nächste?«
Er schaute sich im Saal um. Ein gut aussehender Gentleman Ende zwanzig stand bei Mr. Kilpatrick und unterhielt sich angeregt mit ihm. »Hast du eine Ahnung, wer das ist?«
»Nein, nicht die geringste. Sollen wir es herausfinden?«
Gemeinsam durchquerten sie den Raum.
Mr. Julian Fothergill stellte sich als passionierter Vogelliebhaber vor, der in die Gegend gekommen sei, um die hier verbreiteten Arten zu studieren. »Das ist eine echte Herausforderung, es in einem Monat schaffen zu wollen, doch ich bin wild entschlossen.«
Er hatte braune Haare und braune Augen, dazu blasse, vornehme Züge und ein ungezwungenes Lächeln. Fothergill, ein paar Zoll kleiner als Charles, war ein entfernter Verwandter des eher zurückgezogen lebenden Friedensrichters Lord Culver und hatte die ornithologische Artenvielfalt bei einem früheren Besuch entdeckt.
Sie sprachen über sein Hobby, über die Landschaft und ihre Besonderheiten, ehe sie weiterschlenderten zu Lord Trescowthick und einem Mr. Swaley, einem Mann in mittleren Jahren, von mittlerer Größe und schlankem, drahtigem Körperbau. Mr. Swaley weilte als Gast bei den Trescowthicks, reagierte indes reserviert, als sich Charles höflich erkundigte, was ihn in die Gegend führe. »Ich sehe mich nur ein wenig um – ist ja
ganz nett hier«, sagte er zwar verbindlich, aber mit verkniffenem Mund.
Charles bedrängte ihn nicht weiter, sondern begann sich ausführlich über die Vorzüge der Grafschaft auszulassen. Penny, die seine Absicht sogleich durchschaute, steuerte ihren Teil bei, und bald schon wurde klar, dass Mr. Swaleys Interesse mehr dem Land galt als dem Meer.
»Was uns das sagt«, murmelte sie ihm zu, als sie weitergingen, »weiß ich allerdings nicht.«
Charles erwiderte nichts, brachte sie zu der Stelle im Saal, wo Mr. und Mrs. Cranfield aus dem nahen Cranfield Grange mit einem geheimnisvollen Fremden plauderten.
Im Augenblick waren alle Fremden für ihn verdächtig, weshalb er ja auch die Stallburschen und die Brüder Gibbs angewiesen hatte, auf jede unbekannte Person zu achten. Einschließlich solcher von Stand, denn niemand vermochte auszuschließen, dass der Mörder in diesen Kreisen gesucht werden musste.
Nun also Mr. Albert Carmichael, ein Gentleman, den Charles auf etwa sein Alter schätzte und der sich seiner eigenen Aussage nach als Hausgast bei den Cranfields aufhielt. Ehe er sich jedoch nach dem Grund seines Besuchs erkundigen konnte, fragte der andere ihn nach den Jagdmöglichkeiten in der Gegend und wie es mit dem Angeln stünde. Sowohl in den Flüssen als auch auf dem Meer.
»Ist es möglich, dass die hiesigen Fischer einen mit hinausnehmen?«
Verwundert und beinahe alarmiert beantwortete Charles die Frage, doch als Imogen Cranfield, die mit Mr. Farley getanzt hatte, zu ihren Eltern zurückkehrte, klärte sich die Sache.
Imogen,
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