Geheimbund der Vampire
rechts. Marek vernahm das Pfeifen, wenn sie an seinem Gesicht vorbeiwischte. Es war für ihn eine höllische Musik, und manchmal streifte auch ein Luftzug sein Gesicht.
Der Gegner wollte mit ihm spielen, das war Marek längst klargeworden. Er selbst hatte die Übersicht verloren, stieß mit dem Pfahl nach dem anderen, aber er traf nicht, weil dieser Kapuzenträger immer wieder geschickt auswich.
Marek kämpfte verzweifelt. Er ignorierte seine Schmerzen, und er rückte immer weiter zurück, während Blasek ihm mit der Gleichmäßigkeit einer Maschine folgte.
Dann sprang er.
Der Vampir wollte ein Ende machen. Mit der Klinge hackte er zu. Sie zielte auf die Kehle des alten Marek und hätte sie auch zerrissen, wenn der Pfähler nicht instinktiv seinen harten Eichenpfahl hochgerissen hätte. Das Messer jagte in den Pfahl.
Selbst Marek spürte den Ruck als die Klinge traf, sich regelrecht festbiß, und der Mann sie nicht so schnell wieder losbekam. Marek trat um sich. Abermals hatte er Glück. Er erwischte mit beiden Füßen seinen Gegner, und die Treffer brachten diesen aus dem Angriffsschwung. Er ließ das Messer sogar los, fluchte laut und riß sich im nächsten Augenblick die Kapuze vom Kopf, weil sie ihn so behinderte.
Das war der Moment, als Marek auf die Füße kam. Doch viel zu langsam war er dabei. Er besaß nicht mehr die Frische und die Kraft der Jugend. Bei ihm dauerte alles länger, er schwankte, packte den Griff des Rasiermessers und riß die Klinge aus dem Holz, das eine Kerbe bekommen hatte. Dann schleuderte er das Messer wütend weg hob den Blick und sah die Kapuze zu Boden flattern.
Jetzt blickte er auf den Kopf des Mannes.
Unbekannt war ihm das Gesicht. Der Vampir besaß keine Haare mehr, den Mund hatte er geöffnet, die spitzen Zähne schimmerten. Eine gelbliche Flüssigkeit rann aus den Mundwinkeln, erreichte das Kinn und tropfte daran herunter.
»Blut!« knurrte der andere. »Ich will dein Blut. Es soll mich stärken, verdammter Hund!«
Und er kam näher.
Gleitend waren die Schritte, sein Blick starr, dann bückte er sich und griff nach dem Messer.
Marek hätte es lieber einstecken sollen. Dieser Fehler wurde ihm in den nächsten Sekunden bewußt. Er wollte ihn noch ausgleichen und stürzte sich mit dem gezückten Pfahl auf den in gebückter Haltung stehenden Blasek.
Der warf sein Messer.
Damit beweis er, daß er nicht nur die Klinge mit der Hand führen, sondern sie auch schleudern konnte.
Frantisek Marek sah ein blitzendes Etwas auf sich zu fliegen, und diesmal rettete ihn der Pfahl nicht.
Das Rasiermesser traf!
Es war so geschleudert worden, daß es von unten nach oben flog den Hals hatte treffen sollen, das Ziel aber verfehlte und dafür Unterkiefer sowie Wange in Mitleidenschaft zog.
Abermals spürte Marek den Schmerz. Er merkte, wie Blut aus den Wunden pulste. Und plötzlich hatte er das Gefühl, diesen Kampf nicht mehr gewinnen zu können.
Danach explodierte etwas an seinem Kopf.
Ein Faustschlag hatte ihn getroffen. Marek riß die Arme hoch, seine Knie wurden weich, er fiel dem Boden entgegen, und der Blutsauger ließ ihn kurzerhand fallen.
Marek krachte auf den Rücken. Fast zwangsläufig lockerte sich sein Griff, mit dem er den Eichenstab festhielt, so daß es Blasek keinerlei Schwierigkeiten bereitete, ihm die Waffe aus der Hand zu treten. Jetzt hatte er den Pfähler da, wo er ihn hinhaben wollte. Waffenlos…
Schrill kichernd fiel er auf die Knie. Seine Hände griffen zu, sie wühlten sich in der Kleidung des Vampirjägers fest, und Marek sah das Gesicht seines Feindes seltsam verzerrt über sich wie durch einen Nebelschleier. Die Züge glichen denen eines Ballons, wurden einmal breiter, dann wieder schmaler und zerflossen zu seltsamen Figuren. Zudem tobte in Mareks Kopf der Schmerz. Er hämmerte unter der Schädeldecke, die beiden Blutzähne des Vampirs wurden plötzlich zu langen Lanzen, und dann schien der Kopf des Untoten in einer hellen, überirdischen Lichtglocke regelrecht zu zerfließen.
War das schon das Ende…?
***
Es war keine überirdische Lichtglocke, die den Kopf des Vampirs erfaßte, sondern die Scheinwerfer eines anfahrenden Wagens, der soeben um die letzte Kurve bog. In dem Wagen saß ich!
Es hatte bisher alles geklappt, denn der Bürgermeister hatte mir den Weg erklärt. Der VW gab sein Bestes, bis dann die Kurve vor mir erschien, in die ich hineinfuhr und im Licht der beiden Scheinwerferlanzen einen abgestellten Wagen sah, den ich augenblicklich
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