Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
er?«
Die beiden, ein Mann und eine Frau, verharrten verdutzt und sahen sie an.
»Der General«, sagte Mrs Stylez atemlos. »Wo ist er? Ich kann ihn nirgends finden.«
Die beiden blickten sie nur ratlos an. Mrs Stylez hetzte weiter den Gang hinunter. Er war nicht im Kontrollzentrum und nicht in seinem Büro. Ihre Rufe hatte er nicht beantwortet. Sie hoffte, dass er sich nicht ebenso abgesetzt hatte wie der General aus Lynchburg. Aber es gab noch einen Ort, an dem sie nicht nachgesehen hatte: den Konferenzraum.
Mrs Stylez bog wieder links ab. Nach zehn Schritten erreichte sie die Doppelflügeltür. Ein rotes Licht am Paneel neben dem Eingang zeigte an, dass ein Meeting im Gange war und die Teilnehmer nicht gestört werden wollten.
Überrascht blieb Mrs Stylez vor der Tür stehen.
Eine Konferenz? Ohne mich?
Im Normalfall war sie diejenige, die diese Meetings einberief. Sie war die rechte Hand des Generals und besaß die höchste Sicherheitsstufe. Was konnte so immens wichtig und vertraulich sein, dass sie nichts davon erfahren durfte? Mit Wut und Verwirrung im Bauch machte Mrs Stylez auf dem Absatz kehrt und eilte zu ihrer Kommandostation in der Befehlszentrale zurück. Sie setzte sich hinter ihr Pult, zog einen Kopfhörer über und stülpte sich eine Brille auf die Nase. Dann loggte sie sich in das interne Kommunikationssystem ein. Wie befürchtet war der Zugang zum Konferenzraum für sie gesperrt. Doch sie war eine Stylez. Für sie gab es keine elektronischen Schranken oder Barrieren.
Im Nu hatte sie die Sicherheitsprogramme überwunden und täuschte durch ein eingeschleustes Virus die Frühwarnroutinen. Gleichzeitig ließ sie ein Cleaner-Programm laufen, das ihre Spuren verwischte. Sie aktivierte die abgeschalteten Mikrofone und Kameras im Konferenzraum.
Der Ton kam über die Kopfhörer.
Das Bild der Überwachungskameras wurde direkt auf die Projektionsflächen der Brille übertragen.
Niemand sonst im Kontrollraum hörte oder sah, was Gordana Stylez in diesem Moment mitbekam. Sie erhielt ein Bild aus einer isometrischen Vogelperspektive. Der Raum lag im Halbdunkel und war so schmucklos und steril wie der Rest der geheimen Operationsbasis. In der Mitte befand sich ein langer Tisch mit fünfzehn Sesseln. Dreizehn von ihnen waren belegt, wenn auch nur auf einem tatsächlich ein fester Körper saß. Die anderen zwölf Sessel waren holografische Projektionen aus allen möglichen Teilen der Welt.
Russland. Indien. Italien. Deutschland. Australien.
Dreizehn Staatengebiete oder Verwaltungsdistrikte.
Dreizehn Vertreter.
Und alle sahen gleich aus, wie eineiige Zwillinge. An dem Tisch saßen dreizehn Generäle, alle im Maßanzug, mit kahlem Schädel und Zigarre im Mundwinkel. Die Farben ihrer holografischen Projektionen variierten nur um Nuancen. Der eine trug einen hellgrauen, der andere einen anthrazitfarbenen Zweireiher. Ein anderer hatte das Jackett abgelegt und begnügte sich mit einer Weste. Die Krawatte des einen war mit einem Karomuster versehen, die eines anderen mit Querstreifen, wieder einer trug sie uni.
Dort saßen die mächtigsten Männer der Welt vereint. Auch wenn sie nicht körperlich anwesend waren, so hatte diese Zusammenkunft doch einen historischen Wert, denn eine solche Konferenz wurde nur im äußersten Notfall arrangiert. Da bei den Hologrammen auch keine andere Stylez zu sehen war, waren die Assistentinnen offenbar komplett von dem Meeting ausgenommen.
Mrs Stylez fragte sich, ob eine ihrer Schwestern jetzt genau wie sie im Kontrollzentrum hockte und sich heimlich in die Überwachungssysteme des Konferenzraums eingehackt hatte.
»Die Situation eskaliert«, sagte der General, der für den Nahen Osten zuständig war. »Wenn die syrische Armee die amerikanischen Schiffe angreift, provozieren sie damit einen internationalen Zwischenfall, der umgehend geahndet wird.«
Der General aus Deutschland nickte. »Und wir haben keine Möglichkeit, die Kontrolle auszuüben. Unser Bruder hat alle Zelte abgebrochen. Wir haben keinen Zugriff auf seine Datenbanken und können seine Kontakte nicht erreichen oder instruieren.«
»Es war ein Fehler, uns die Machtdistrikte autonom verwalten zu lassen.« Der körperlich im Raum anwesende General schürzte die Lippen. »Bruder, du musst die syrische Armee zurückpfeifen. Alles, was dort unten geschieht, wird von nun an von unserem Bruder und der Opposition ausgetragen.«
»Aber er steht ohne Rückhalt da!«, wandte einer der anderen ein. »Wenn er
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