Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
entwischt.«
»Herrgott, wie?«
»Inga berichtet, dass es plötzlich in der Tiefgarage des Hotels nur so von Polizei wimmelte. Dazu kam ein Sondereinsatzkommando unter der Führung von Kommissar Rainer Scharbach.«
Narwick spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Ein Hazarder. Also haben die Generäle noch einen in ihre Hände bekommen.«
»Es kam zu einem Schusswechsel in der Tiefgarage.« Veranita sah Narwick direkt in die Augen. »Zwei unserer Leute sind tot, Inga konnte entkommen. In dem Wirrwarr des Kampfes ist auch Mrs Stylez geflohen.«
Narwick ließ sich wieder in die Polster sinken und faltete die Hände vor seiner Nasenspitze ineinander. »Moment, Stylez ist abgehauen und nicht mit Scharbach gegangen?«
»Nein.« Veranita schüttelte den Kopf. »Laut Inga schien Mrs Stylez ebenso überrascht von Scharbachs Auftritt zu sein.«
»Hm«, machte Narwick. »Das führt uns zu der Frage, was eine Stylez draußen zu suchen hat. Normalerweise gehen die nicht spazieren, sondern bleiben in den Operationsbasen der Generäle.«
Ein Piepen erklang von Veranitas Armband, das wie ein geschwungener Schmuckreif aussah, in Wahrheit aber einen Vorgriff auf die neueste Smartphone-Generation darstellte, die es vermutlich in fünf oder sieben Jahren zur Serienreife bringen würde. Auf der Basis des Konzeptdesigns eines taiwanesischen Computerherstellers entwickelten die IT-Ingenieure und Programmierer den PWA – den Personal Wrist Assistant. Das flexible Touchdisplay ließ sich wie ein Armreif biegen oder auch komplett entfalten, um eine größere Sicht- und Bedienoberfläche zu erhalten. Veranita berührte den Reif mit dem Zeigefinger. Sofort erschien ein Fenster auf der spiegelnden Oberfläche und zeigte eine Textnachricht an. Veranita scrollte mit dem Finger den Text herunter und nickte zufrieden.
»Die Videobänder sind bei uns. Ich habe sie direkt an deinen Terminal schicken lassen.«
Narwick beugte sich vor und drückte die ENTER -Taste des Laptops. Nach einer Passworteingabe, die er mit einem Fingerabdruck bestätigen musste, rief er die empfangene Datei auf. Veranita rutschte von der Tischkante, kam um den Schreibtisch herum und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen neben Narwick stehen. Auch Sir Parsival kam heran und stellte sich auf die andere Seite des Stuhls.
Die Videokamera war schräg über dem Sicherheitsmann am Empfangstresen positioniert und verschaffte einen hervorragenden Überblick von Dr. Meissners Foyer. Unten rechts im Bild wurde ein Zeitcode eingeblendet. Eine Frau kam gerade durch die Schwingtür und hielt direkt auf den Sicherheitsmann zu.
Narwick schluckte und versteifte sich.
»Was ist?« Offenbar hatte Veranita bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
Mit dem Kinn nickte Narwick in Richtung Laptopdisplay. Er tippte mit einem Finger auf das Touchpad und ließ die Videoaufzeichnung anhalten. Gleichzeitig zoomte er das Bild der vermeintlichen BKA -Beamtin heran. Ein Schweißtropfen perlte auf seiner Stirn, als er die Frau darauf wiedererkannte.
»Ich weiß jetzt, warum Mrs Stylez nicht mit Scharbach gegangen ist«, sagte Narwick leise. »Es war nicht Gretchen Stylez, sondern Gwendolyn Stylez.«
»Sir?«, fragte Parsival. »Gwendolyn Stylez ist tot. Sie ist bei der Mission in Kanada umgekommen.«
Narwick nickte und deutete mit dem Finger auf die Frau auf dem Bildschirm. »Genau wie dieses Mädchen. Das ist Eileen Hannigan. Wenn sie Kanada überlebt hat, dann Gwen Stylez auch.«
Narwick starrte konzentriert das Bild Eileen Hannigans an. Er ignorierte die Fragen, die plötzlich von seinem Assistenten auf ihn einschlugen, und dachte angestrengt darüber nach, was das unerwartete Erscheinen Hannigans und Stylez’ in Stuttgart bedeuten könnte. Auch wenn sie einen falschen Namen und Ausweis benutzt hatte, hätte Hannigan damit rechnen müssen, dass Überwachungskameras Aufnahmen von ihr machten. Das ließ nur den Schluss zu, dass sie wollte , dass man sie erkannte. Narwicks Versuche, Hannigan auf die Seite G-Dawns zu ziehen, waren gescheitert. Fünf von fünfzehn Hazardern waren tot. Mindestens fünf standen auf der Seite der Generäle. Eine weigerte sich, sich irgendwem anzuschließen. Blieben noch vier potenzielle Kandidaten, die G-Dawn gewinnen konnte. Wenn es dafür in der Zwischenzeit nicht zu spät war. Narwick rief auf dem Laptop die Liste der fünfzehn Probanden des Experiments Misty Hazard auf.
Name/Vorname
Rang
Einheit
O’Brien, Scott
Lt. Col.
USAR
McMullen,
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