Geheime Macht
dachte ich mit aller Willenskraft, während ich sang. Spring an, du blödes Werkzeug!
Spring an!
Spring an!
Der Presslufthammer erzitterte in meinen Händen. Ich grub meine Fußkrallen in den Rücken der Bestie und drückte den Hammer tief in das Fleisch. Der Meißel schnitt in die Muskeln des Ungeheuers. Heißes Blut überschwemmte meine Füße.
Die Bestie heulte vor Schmerz auf, und ihr qualvolles Gebrüll machte mich taub. Der Presslufthammer arbeitete sich immer tiefer in ihren Körper, und ich hielt mich daran fest und versank mitsamt dem Werkzeug.
Das Ungeheuer schüttelte sich wie ein nasser Hund. Ich packte den Hammer und machte unerbittlich weiter. Er zog mich hinein. Meine Arme versanken in feuchtem Fleisch. Ich holte tief Luft, dann schob sich ein blutiger Brei über meine Nase und mein Gesicht. Ich spürte den Druck. Ich hörte ein dumpfes rhythmisches Pochen und erkannte, dass es das Herz der Bestie war, das in meiner Nähe schlug.
Plötzlich riss das volle Gewicht des Presslufthammers an meinen Armen. Ich fiel.
Der Hammer schlug auf den Boden, erstarb, und ich landete auf dem Ding, wobei mir bedauerlicherweise der Griff gegen den Brustkorb knallte.
Autsch. Das ist mindestens eine angeknackste Rippe.
Über mir wankte die Bestie. Sie hatte ein rotes Loch in der Brust, aus dem Blut und verflüssigtes Fleisch tropfte.
Ich rannte weg, um mich in Sicherheit zu bringen.
Die Kreatur taumelte, verdunkelte die Sonne und kippte dann mit einem ohrenbetäubenden Krachen um. Der Glasboden der Freifläche erzitterte unter dem Aufprall. Risse breiteten sich vom Körper der Bestie aus und rasten die durchscheinenden Glaseisberge hinauf. Eine knappe Sekunde lang bewegte sich gar nichts, dann rutschten riesige Glasbrocken von den Wänden, stürzten zu Boden und explodierten zu scharfen Splittern.
Ich warf mich hinter den Tank mit magischem Wasser.
Um mich herum schlug überall Glas mit lautem Krachen ein, als wäre ich mitten in eine Artilleriesalve geraten. Splitter trafen mich, stachen mich wie ein Schwarm Bienen. Ich roch mein eigenes Blut. Der Boden bebte.
Langsam ließen die Einschläge nach. Stille legte sich über die Fläche. Ich richtete mich auf.
Wo ist der Junge?
Das Zelt war verwüstet. Ein bernsteingelber Brocken von der Größe eines Autos hatte es unter sich begraben. Ein Mann schrie. Ihm war das Bein aufgeschlitzt worden. Überall erhoben sich die Leute vorsichtig aus ihren Verstecken. Ich musterte die Überlebenden. Felipe drückte einen jungen Mann an sich. Wenigstens hatte sein Sohn überlebt.
Kein Ascanio.
Bitte sei am Leben!
Ein lautes Hyänenlachen hallte über die Freifläche. Ich drehte mich um. Er stand oben auf der Bestie. Sein Fell war blutgetränkt. Sein Monstermaul teilte sich zu einem glücklichen, psychotischen Grinsen.
Ich atmete aus.
Langsam wurde es mir bewusst. Die Mutter der Kreaturen war tot. Ich hatte sie getötet. Der Geschmack ihres Blutes brannte in meinem Mund. Hinter ihr klaffte im Boden ein tiefes schwarzes Loch unter den Überresten des Eisenbahnwaggons. Das musste ihr unterirdischer Bau gewesen sein. Dort hatte sie ihre Brut aufgezogen, in Sicherheit und weit entfernt von allem, bis Kyles Team in ihren Bau eingedrungen war.
Eine sinnlose Vergeudung. Das alles wäre gar nicht nötig gewesen. Mindestens eine Person war gestorben, viele andere waren verletzt, und diese großartige Kreatur und ihre Brut hatten ihr Leben verloren, nur weil Kyle Bell hier einen schnellen Dollar verdienen wollte. Jetzt stand er neben den Resten des Zeltes, die Arme verschränkt, und brüllte Befehle.
Ich ging zu Kyle hinüber. Er sah mich und öffnete den Mund. Ich verpasste ihm einen Rückhandschlag und warf ihn zu Boden. »Das ist nur Ihre Schuld. Sie haben diese Leute hierher gebracht. Sie wussten, wie gefährlich es hier ist.« Ich zog ihn wieder hoch und stieß ihn in Richtung der toten Bestie. »Schauen Sie es sich an! Ihretwegen sind Menschen gestorben. Verstehen Sie das? Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich sie nicht töten müssen. Sie hat nur versucht, ihre Kinder zu schützen.«
»Sie wollte uns töten!«
Ich verpasste ihm einen weiteren Schlag. »Sie wollte Ihre Leute töten, weil sie in ihr Haus eingebrochen sind.«
Die Arbeiter umringten uns mit grimmigen Gesichtern. Sie machten keine Anstalten, ihrem Chef zu helfen.
Ich sah die Leute an. »Alles, was ihr hier bergt, ist kontaminiert. Sich hier aufzuhalten ist bereits ein Verbrechen. Irgendetwas aus
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