Geheimnis der Leidenschaft
wo die Sonne gerade ihr brennendes Haupt über das zerklüftete Land erhob. »Ich habe gehört, dass er für Miss Hope arbeitet. Er soll für sie einen Brunnen graben oder so ähnlich.«
»Da hast du richtig gehört. Er wird Wasser für uns finden.«
»Ich hoffe es. Miss Hope könnte ein wenig Entlastung gebrauchen.« Pete lächelte und zeigte zwei Reihen glänzender Zähne. »Heute ist ganz sicher ein Tag für Wunder. Der Boss war heute schon vor uns allen auf und ist von hier verschwunden, als würde ihm der Hintern brennen. Dem Koch hat er gesagt, dass er den Südbrunnen kontrollieren wollte.«
Mason erstarrte. »Den Südbrunnen? Ist das nicht der, von dem wir Wasser holen?«
»Genau der. Ich weiß auch nicht, was mit ihm los war. Normalerweise ist er immer der Letzte im Sattel und der Erste, der wieder zurück ist.«
»Wann ist er denn losgeritten?«
»Oh, vor ungefähr einer Stunde. Ich war gerade erst aufgestanden.«
»Nett, mit dir zu reden«, sagte Mason schnell. »Ich sage dir Bescheid, wenn wir wieder Leute einstellen.«
Noch ehe Pete Babcock antworten konnte, ließ Mason die Kupplung kommen und fuhr durch das Tor, dabei spritzte der Kies auf, so eilig hatte er es.
8
Hope erwachte langsam aus ihrem Halbschlaf und sah sich um. Der Schlauch war platt, der Tank auf dem Wagen leer. Es war Zeit, zu Turners Brunnen zu fahren, die Erste von vielen Fahrten, die sie heute noch machen würde.
Der Weg zu dem Brunnen war holprig und anstrengend. Behemoth hatte keine moderne Servolenkung, Automatik oder Bremshilfe. Den Wagen zu fahren war ein Test ihres Willens und ihrer Muskeln, die später schmerzen würden. Sie freute sich schon auf den Augenblick, in dem das Wasser von dem Brunnen in den großen Tank des Wagens gepumpt wurde. Dann konnte sie sich ausruhen und Kraft sammeln für den Weg zurück zum Sonnental. Der Wagen war voll beladen dreimal so schwer zu fahren, als wenn er leer war.
Als Hope in das kleine Tal einbog, in dem der Brunnen von Turner lag, wusste sie, dass es in der Zeit, in der sich der Wagen mit Wasser füllte, für sie keine Ruhe geben würde, denn der Jeep von John Turner parkte hinter der Windmühle. Die grellrote Farbe des Wagens leuchtete normalerweise wie eine rote Ampel, doch heute lag Staub über dem Wagen, Staub, der nur von einer schnellen Fahrt über den unbefestigten Weg stammen konnte.
Sie umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Leise fluchte sie vor sich hin, sie hasste das ungute Gefühl in ihrem Bauch und die Furcht, die ihr den Schweiß auf die Haut trieb. Turner war im wahrsten Sinne des Wortes der letzte Mann auf der Welt, den sie sehen wollte.
Langsam lenkte sie den Wagen an seinen Platz neben dem Generator, schaltete den Motor ab und sprang dann mit einer Leichtigkeit aus der Fahrerkabine, die sie bei weitem nicht fühlte. Der Anblick von Turner, einen Meter neunzig groß, mit breiten Schultern, weckte in ihr den Wunsch, dass sie irgendwo anders sein könnte. Irgendwo anders, wo er nicht in ihrer Nähe war.
Seit der Trockenheit und der zweiten Hypothek, die sie auf ihre Ranch aufgenommen hatte, hatte Turner wie ein Geier um eine gefallene Antilope gekreist und darauf gewartet, dass sie aufgab.
»Morgen«, sagte Hope und ging an Turner vorbei, um den Schlauch von seiner Halterung am Wagen herab zu heben. »Du bist aber früh aufgestanden.«
Turner machte keine Anstalten, ihr dabei zu helfen, den steifen, schweren Segeltuchschlauch vom Wagen zu heben. »Wo ist Mason?«, fragte er.
Sie hatte nicht die Absicht, mit ihrer Arbeit aufzuhören und sich mit ihm zu unterhalten. Sie konnte arbeiten und gleichzeitig reden. Ganz besonders mit John Turner.
»Weiß ich nicht«, wich sie aus. »Brauchst du ihn?«
Während Hope sprach, hob sie den Schlauch aus der Halterung, ging zum Tank und zog den Schlauch hinter sich her.
»Ich brauche den alten Mann nicht«, erklärte Turner. »Aber du brauchst ihn ganz sicher.«
Sie blickte nicht auf.
»Sieh dich doch nur an«, meinte Turner verächtlich. »Du fährst einen Wagen, der für einen Mann gemacht ist, und zerrst den alten, schmutzigen Schlauch hinter dir her wie ein Arbeiter. Wenn Mason das nicht schafft, schmeiß ihn raus. Nur ein Dummkopf würde dem alten Halunken den Lohn bezahlen und dann seine Arbeit selbst erledigen.«
Insgeheim hoffte Hope, als sie den Schlauch weit genug in den Tank schob, dass die Verbindung nicht aufspringen und das Wasser überall herumspritzen würde,
Weitere Kostenlose Bücher