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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Sie hatte aus einem der Fenster genau beobachtet, wie Stefan und Tanya aus der Kutsche gestiegen waren. Aber das sagte sie natürlich nicht, oder wenigstens nicht direkt, da sie sich selbst immer noch nicht über den Weg traute, irgend etwas zu der Rothaarigen zu sagen. Statt dessen warf sie Stefan einen Blick zu und hob eine ihrer schmalen Brauen — zur Bekräftigung eines Gesichtsausdrucks, in den sie so viel Skepsis legte, wie es ihr nur möglich war.
    Er wenigstens verstand die Botschaft, jedenfalls nahm sie das an, denn er zog seinen Arm von Alicia weg und warf ihr einen finsteren Blick zu. Vielleicht begriff er jetzt endlich, dass sie ihn nicht zur Begrüßung geküsst hatte, etwas, an das er zweifellos gewöhnt war, sondern dass sie es vor den Augen seiner Verlobten getan hatte.
    Um Stefan Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, musste sie wohl einräumen, dass er diskret sein wollte, so lange wenigstens, bis ihre Hochzeit eine vollendete Tatsache war. Er hatte wahrscheinlich keinen Wert darauf gelegt, dass Tanya bezüglich seiner süßen Alicia irgendeinen Verdacht schöpfte. Aber glaubte er wirklich, sie würde seine Mätresse in ihrem Gefolge dulden? Wenn das nicht das Allerletzte war, seine Mätresse! Sollte das die Art sein, wie man in Cardinia solche Dinge regelte, dann würde Tanya lieber in Danzig bleiben.
    Stefan für seinen Teil war genauso verlegen, wie Tanya wütend war. Er hatte Alicia hier zurückgelassen mit dem Versprechen, dass sie nicht von ihrem Platz verdrängt werden würde. Damals hatte er nicht die Absicht gehabt, sie aufzugeben wegen einer Frau, die er zu heiraten gezwungen war. Und obwohl er sie heiraten würde, sollte ihre Ehe nur auf dem Papier bestehen.
    Aber er hatte nicht mit seiner Reaktion auf eine unansehnliche Tatiana gerechnet, nicht mit seiner Freude darüber, dass sie nicht so war, wie sie es erwartet hatten. Und er hatte auch nicht damit gerechnet, wie sehr es ihn erzürnte, dass sie eine Hure war. Eigentlich hätte er nur Befriedigung darüber empfinden sollen, dass er so etwas seinem Vater zurückbringen konnte, mit der spöttischen Bemerkung: »Hier ist die Prinzessin, an die du mich binden willst. Aber keiner von uns wird jemals wissen, ob ihre Nachkommen von königlichem Blut oder Bastarde sind.« Statt dessen empfand er wilde Freude darüber, dass sie ihm gehören würde, hatte sie vom ersten Augenblick an begehrt, und zu dem Zeitpunkt, als sich ihre wahre Schönheit offenbarte, war es bereits zu spät gewesen. Seine Gefühle hatten sich bereits selbständig gemacht und waren durch und durch an sie verloren.
    Jetzt wusste er ganz genau, was er wollte, und es war qualvoller, als er je gedacht hätte, zu wissen, dass er es niemals bekommen würde. Sie neckte ihn ja sogar damit. Obwohl sie das wahrscheinlich nicht aus Grausamkeit tat, da sie seine Gefühle nicht kannte. Aber es hatte trotzdem weh getan, dass sie dieses Thema so frivol behandeln konnte. Sollte er ihr sagen, dass er nicht ohne sie leben konnte, dass er sie bis zum Wahnsinn liebte? Und dabei hatte er auf dem Schiff zum erstenmal, seitdem sie einander begegnet waren, ein wenig Frieden gefunden, indem er sich von ihr fernhielt. Denn jedesmal, wenn er in ihre Nähe kam, erwachten die leidenschaftlichsten Gefühle in ihm, entweder Zorn oder Begehren. Und er hatte keine Kontrolle über das, was sie ihn empfinden ließ. Zorn, Lust, Eifersucht, Liebe, alles ging Hand in Hand, wenn er an Tanya auch nur dachte.
    Sie lieben? >Wahnsinn< war ein treffendes Wort. O Gott, was für ein ausgemachter Narr er doch war!

Kapitel 37

    D as Dinner an jenem Abend war eine schauderhafte Angelegenheit, bei der die widersprüchlichsten Gefühle bis zum äußersten auf die Probe gestellt wurden, wenigstens soweit es Stefan betraf. Er hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, ein paar persönliche Worte mit Alicia zu wechseln. Außerdem war er sich auch gar nicht im klaren darüber, was er ihr eigentlich sagen wollte. Auf der einen Seite war sie die angenehmste Mätresse, die er je gehabt hatte, und er hasste den Gedanken, das aufzugeben. Auf der anderen Seite hatte er im Augenblick nicht das geringste Verlangen nach ihr.
    Das würde sich zweifellos ändern, wenn er endlich aufhörte, sich Tanyas wegen zu quälen. Aber Alicia war nicht der Typ Frau, der sich einfach zurücklehnen und abwarten würde, während er Höllenqualen um eine andere litt. Es wäre nicht einmal fair von ihm, sie darum zu bitten. Es wäre allerdings auch nicht

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