Geheimnis um ein blaues Boot
stürzte und nach seinen Hosen schnappte. Wütend stieß er mit dem Fuß nach ihm. „Der verflixte Köter! Wo ist Ern? Ich hab’ ihn doch gesehen.”
„Schauen Sie sich nur gut um, Herr Grimm”, sagte Dicki. „Vielleicht sitzt er unter dem Schemel dort, oder er steckt hinter den Büchern auf dem Bücherregal – oder im Hundekorb.”
Herr Grimm sah sich verwirrt in dem Schuppen um. Er hatte Ern doch gesehen! Wo war der Junge nur geblieben? Daß Ern aus dem Fenster entkommen sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Nach einem finsteren Blick auf Dicki und Purzel ging er zur Tür. Als Purzel böse knurrte, schoß er schnell hinaus.
„Warte nur!” schrie er, während Dicki die Tür hinter ihm zumachte. „Ich werde Ern schon kriegen, ja, das werde ich!” Während er dann durch den Garten ging, murmelte er vor sich hin: „Dieser Bengel ist zu gerissen. Wo steckt Ern? Wenn ich ihn erwische, soll er was erleben!”
Zwei fröhliche Radfahrer
Als Herr Grimm fort war, kam Ern aus seinem Versteck hervor. „Vielen Dank, Dicki! Das hast du fein gemacht. Sag mal, hast du wirklich nichts dagegen, daß ich morgen mit dir zum Gespensterturm fahre?”
„Aber nein! Ich möchte mir den Turm gern etwas näher ansehen und freue mich, daß du mitkommst. Wenn noch andere Leute da sind, kannst du ihre Aufmerksamkeit auf dich lenken.”
„Wie soll ich das machen? Ich glaube nicht, daß ich das kann.”
„Ach, du brauchst nur ein wenig zu steppen – oder ein Liedchen zu singen – oder eine Ohnmacht vorzutäuschen. Ich werde dir ein Zeichen geben, wenn ich unbeobachtet sein will. Dann mache ich so!”
Dicki strich sich dreimal hintereinander übers Haar.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Man wird dich nicht gleich einsperren oder gar ohrfeigen. Die Leute werden dich nur erstaunt anstarren und mich darüber vergessen.”
„Also gut, ich werde sehn, was ich tun kann”, sagte Ern etwas unsicher. Dann setzte er sich an den Tisch und schlug ein Buch auf, das er sich schon vorher aus dem Bücherregal genommen hatte. „Was für eine Menge Bücher du hast, Dicki! Dies hier ist einfach fabelhaft.”
Bald war Ern in einen Seefahrerroman vertieft. Bingo lag zu seinen Füßen, und Purzel saß neben Dicki, der sich ein paar Notizen machte. Als Ern ein Kapitel zu Ende gelesen hatte, ließ er das Buch sinken und sah sich glücklich im Schuppen um. Er hatte einen guten Freund, einen Hund, ein feines Buch und einen ruhigen Platz zum Lesen. Was brauchte ein Junge mehr? Mit einem seligen Seufzer vertiefte er sich wieder in seine Geschichte.
Am nächsten Morgen erwachte er freudig erregt. Er richtete sich auf und überlegte, weshalb er so froh war. Ach so, er wollte ja mit Dicki zu dem alten Turm fahren und noch einmal die schönen Gemälde betrachten. „Bingo, weißt du, was wir heute machen? Wir radeln wieder zum Gespensterturm. Still, nicht bellen!
Kein Mensch darf wissen, daß wir hier sind. Das hab’ ich dir doch schon einmal gesagt.”
Bingo hatte die ganze Nacht ruhig am Fußende des Bettes gelegen. Nun gähnte er und fragte sich, wann sein Freund Purzel wohl kommen würde. Er hielt sehr viel von Purzel und ahmte ihn in allen Dingen nach. Das ging so weit, daß er sich die Schnauze nicht mehr mit der rechten Pfote rieb, sondern mit der linken, wie Purzel es zu tun pflegte. Jetzt rollte er sich auf den Rücken, um sich von seinem Herrn den Bauch kraulen zu lassen.
„Weißt du was, Bingo?” sagte Ern, während er ihn liebevoll kraulte. „Mir tun alle Jungen und Mädchen leid, die keinen Hund haben. Sie wissen gar nicht, wie schön das ist. Nein, lecken sollst du mich nicht, das weißt du doch. So ist’s brav. Du verstehst alles, was ich sage.”
Dicki brachte Ern belegte Brote zum Frühstück und ging dann wieder fort, um etwas für seine Mutter zu erledigen. „Um zehn Uhr komme ich zurück, dann fahren wir los”, sagte er. „Ich werde unterwegs etwas zu essen kaufen. Unsere Köchin wundert sich schon über meinen riesigen Appetit. Vorhin sagte sie, von dem Essen, das ich verlange, könnten zwei Menschen satt werden.”
Kurz nach zehn schwangen sich die beiden Jungen auf ihre Räder. Dicki hatte Rosinenbrötchen und Apfelsinen eingekauft. Die Hunde saßen in Kisten, die ihre Herren hinten auf die Räder geschnallt hatten. Auf einmal rief Ern ganz erschrocken: „Dicki, da ist Onkel Theophil!”
Wirklich, auf einer Straßenkreuzung stand der Polizist und regelte den Verkehr. Als er Ern sah, wollte er seinen
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