Geheimrezept zum Glücklichsein
Jackie. Und, zum Glück, hatte sie es bekommen. Jeglicher Gedanke an Rache verflog, als sie sich in den Kuss stürzte. Er war wundervoll, süß, scharf, heiß, prickelnd, so, wie sie es sich vorgestellt und erhofft hatte.
Sie legte ihr ganzes Herz hinein. Nathan war ein Mann, der sie lieben, sie akzeptieren konnte. Sie war nicht dumm und auch nicht naiv. Sie spürte es so deutlich, als hätte er die Worte ausgesprochen. Es war etwas Besonderes, Einzigartiges. Etwas, worüber Liebesgedichte geschrieben, worum Kriege geführt wurden. Manche Menschen warteten ein Leben lang darauf. Und nicht jeder fand es. Sie wusste es, und sie schlang die Arme um ihn – bereit, ihm alles zu geben, was sie war. Ohne Fragen, ohne Zweifel.
Etwas geschah. Er spürte es hinter dem Verlangen, hinter der Leidenschaft. Eine Veränderung fand in ihm statt, ein Sich-Öffnen. Wenn ihr Mund auf seinem war, ihr Körper in seinen Armen dahinschmolz, konnte er nicht über den Augenblick hinaus denken. Es war verrückt. Er dachte nie an ein Heute, ohne das Morgen zu berücksichtigen. Aber in diesem Moment wollte er sie einfach nur umarmen. Mehr von ihr kosten, Stück für Stück. Sie erforschen, sie entdecken. Er konnte an nichts anderes als an Jackie denken.
Es war der reine Wahnsinn. Nathan wusste es, fürchtete es, obgleich er sie fester an sich zog. Er versank buchstäblich in ihr. Es war ein seltsames und erotisches Gefühl, den Halt zu verlieren. Er musste dem sofort ein Ende setzen, bevor die Gefühle in ihm zu stark wurden, um sich kontrollieren zu lassen.
Er schob Jackie weg, bemühte sich, entschieden zu sein, beabsichtigte, grausam zu sein. Er wusste, dass er sie eigentlich wegschicken müsste. Doch sosehr er sich auch einredete, dass er sie nicht in seinem Leben wollte, konnte er doch nicht auf sie verzichten.
»Nathan . « Sanft schmiegte sie eine Hand um seine Wange. »Lass uns Mrs Grange für heute freigeben. Ich möchte mit dir zusammen sein.«
Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, gefangen in einer neuen Woge des Verlangens. Er kannte keine andere Frau, die so offen mit ihren Gefühlen war, so ehrlich mit ihren Bedürfnissen. Jackie erschreckte ihn zutiefst. Er ließ sich noch einen Moment Zeit. Er konnte es sich schließlich nicht leisten, dass seine Stimme unsicher klang oder Jackie merkte, wie wankend sein Entschluss wirklich war.
»Du übertriffst dich selbst . « Als wäre der Kuss ohne Bedeutung gewesen, stellte er sie zurück auf den Boden. »Ich glaube, eine Affäre ist weder in deinem noch in meinem Interesse angesichts unserer derzeitigen Vereinbarung. Aber danke.«
Sie wurde blass, und er erkannte, dass er zu weit gegangen war in seinem Bedürfnis nach Selbstschutz.
»Jackie, ich habe es nicht so gemeint, wie es geklungen hat.«
»Nein? Nun, wie auch immer . « Sie war erstaunt, wie sehr es schmerzte. Sie hatte stets davon geträumt, sich zu verlieben, inniglich, blindlings, wundervoll verliebt zu sein. So ist es also, dachte sie, als sie eine Hand auf den Magen presste.
»Jackie, hör zu …«
»Nein, lieber nicht . « Als sie ihn nun anlächelte, erkannte er, wie speziell ihr ehrliches Lächeln war. »Keine Erklärungen nötig, Nathan. Es war nur ein Vorschlag. Ich sollte mich entschuldigen, dass ich zu weit gegangen bin.«
»Himmel, ich will keine Entschuldigung.«
»Nein? Nun, das ist gut, weil ich glaube, ich würde daran ersticken. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen, aber vorher ist da noch etwas . « Äußerst ruhig nahm sie ihr Glas Eiskaffee und goss es auf seinen Schoß. »Wir sehen uns beim Dinner.«
Jackie arbeitete wie eine Verrückte. Sie merkte kaum, dass Mrs Grange kam, um die Bettwäsche zu wechseln und Staub zu wischen. Es erstaunte und verärgerte sie, wie gefährlich nahe sie den Tränen war. Es störte sie eigentlich nicht, Tränen zu vergießen. Es gab Zeiten, in denen sie nichts so genoss wie einen Heulanfall. Doch sie wusste, dass sie es diesmal kein bisschen genießen würde.
Wie konnte Nathan so unempfänglich, so gefühllos sein und glauben, dass sie ihm nichts als Sex, nichts als eine schnelle nachmittägliche Nummer geboten hätte? Und wie konnte sie so dumm sein und glauben, in ihn verliebt zu sein?
Liebe erforderte zwei Menschen, das wusste Jackie. Legte sie nicht gerade ihr Herz in einen Roman, der die Gefühle und Bedürfnisse zweier Menschen beinhaltete? Und jene Liebe war nicht aus einem Kuss entsprungen, sondern durch Zeit und Anstrengungen
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