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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Er hatte am Tag des Banküberfalls als Ersatzmann in Bereitschaft gestanden, eines der Fluchtautos zu fahren. Zu seinem Glück waren die ursprünglich vorgesehenen Fluchtwagenfahrer aufgekreuzt.

    »Hast du eine Familie?« Gail langte hinunter zu ihrem Knöchel, der anfing zu jucken. Die Wunde heilte.
    »Ich hatte.« Rick machte es sich in dem Stuhl bequem und schlug die Beine übereinander. »Ich meine, ich habe natürlich immer noch eine. Ich habe zwei Kinder und bin geschieden.«
    »Tut mir leid«, sagte Gail.
    »Solche Dinge passieren. Ständig. Aber ich habe die Kinder jedes Wochenende, und mei ne Ex sieht das Gan ze ziemlich cool. Ich habe einfach nur … ich glaube, ich habe mich so nach Stabilität gesehnt - und, wie ich zugeben muss, wahrscheinlich auch nach ei ner guten Tarnung -, dass ich die Dinge überstürzt habe. Ihre biologische Uhr tickte, und wir wissen beide, dass wir einen Fehler gemacht haben.« Er zuckte mit den Achseln, doch dann setzte er ein breites Lächeln auf. »Außer was die Kinder betrifft. Unsere Kinder sind großartig. Sie sind die besten Kinder der Welt.« Dann hielt er inne und setzte sich aufrecht hin. Es war, als ob er sich unbehaglich fühlte und keine bequeme Position finden könnte.
    »Ist schon gut, Rick.« Gail lächelte, ein leicht müdes Lächeln. Sie hatte das Gefühl, sich früher oder später an derartige Reaktionen gewöhnen zu müssen. An Leute mit Kindern, denen sie leidtat, weil sie jenseits der vier zig war und im mer noch kinderlos. Im Gefängnis hatte es nicht so eine Bedeutung gehabt. Da drinnen waren alle allein.
    Gail riss sich aus ihren Knasterinnerungen. Sie trugen nur dazu bei, ihre Zeit im Gefängnis zu verlängern.
    »Wusste sie Bescheid?«
    »Meine Frau?«
    »Ja.«
    Eine Pause. »Nein.«
    »Wie lange wart ihr verheiratet?«
    »Fast acht Jahre.«
    »Und du hast es ihr nie erzählt?« Gail war fassungslos.
»Wie konntet ihr einander so nah sein und gleichzeitig so fremd?«
    »Ich sag dir etwas. Wenn du dich nicht mit jemandem von der alten Truppe einlässt, mit jemandem, der dich und deine Geschichte bereits kennt, solltest du nicht ein mal in Erwägung ziehen, deine wahre Geschichte zu offenbaren. Erstens, weil es unfair wäre, jemanden in Mitwisserschaft zu ziehen, der nichts über, sagen wir, den Status deiner Freiheit weiß. Und zweitens, weil du eine hundert Prozent bessere Chance hast, überhaupt einen Partner zu finden.«
    Gail nickte. Er hatte recht. Sie sah einen Blick auf Dianes Gesicht, der ihr Unbehagen bereitete. Es war das erste Mal, dass sie Diane so sah. Was war es? Ein schlechtes Gewissen?
    »Hast du die Distanz gespürt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war und bin im Grunde meines Herzens immer noch der Alte«, sagte er. »Ich habe einen neuen Namen, neue Identitätsnummern für die Behörden, ich bezahle meine Steuern, aber wenn ich weiß, dass ich ungeschoren davonkomme, betrüge ich das Finanzamt, weil die Arschlöcher mein Geld nicht verdient haben. Und ich tue, was ich kann, um den Get to-Kids das Lesen beizubringen. Es sind großartige Kinder. Ich liebe meine Arbeit, aber sie laugt einen aus.«
    Diane schwang ihre Beine über die dem Tisch zugewandte Bettseite.
    »Und wie kommst du dazu, im Anzug herumzulaufen?«
    Rick lächelte sie an. »Normalerweise laufe ich nicht im Anzug herum. Ich dachte, die Situation erforderte es. Du weißt schon, inkognito aufzutreten und dieser ganze Scheiß.«
    Diane nickte.
    »Also gut.« Rick seufzte. »Ich frage euch nicht, wo ihr hinwollt. Aber ihr könnt es mir natürlich gerne erzählen.«
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Gail und sah, dass Diane
ihr einen Blick zuwarf. »Und du bist ja sicher nicht scharf darauf, dass ich deine Visitenkarte überall in der Welt verteile.«
    Rick lachte und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen, nichts für ungut, aber natürlich bin ich darauf nicht scharf. »Wenn du Tom siehst oder sonst irgendjemanden, richte ihm meine herzlichsten Grüße aus.«
    »Besten Dank für deine Hilfe«, sagte Gail. Rick erhob sich, um zu gehen. Er wirkte einen Moment unschlüssig, deshalb breitete Gail ihre Arme aus. Sei ne Umarmung war herz lich, und sie wünschte, sie könnte eine Weile so verharren. Es gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Oder zumindest konnte sie sich einreden, dass es sich so anfühlte.
     
    Die Landkarte lag ausgebreitet auf Dianes Bett. Gail zog mit dem Finger eine Linie nach Südwesten Richtung Oklahoma City. Draußen gingen im kühlen Blaugrau

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