Gehetzt - Thriller
rote Pap rika. »Das müsste doch ein leckerer Salat werden.« Sie nahm eine Tomate von der Fensterbank über der Spüle und holte unter dem Hängeschrank ein Holzbrett zum Schneiden hervor.
»Das übernehme ich«, bot Gail an und nahm sich nacheinander den Frisée, den römischen Salat und die Rauke vor. »Diane«, wandte sie sich ernst an ihre Freundin, »das können wir nicht essen. Es ist gar kein Eisbergsalat dabei.«
»Wir tun so als ob«, entgegnete Diane.
Michelle sah Gail an und freute sich, dass die ihren Spaß hatte. Sie reichte Diane den Fisch und eine große Platte. »Ich lege nur noch den Mais ein, und dann sind wir schon so weit.«
»Lässt du die Hüllblätter denn dran?«, fragte Diane.
»Ja. Ich lege ihn nur kurz ein, und dann kommt er direkt auf den Grill. Auf die Weise schmeckt er einfach köstlich.«
»Kann ich mir vorstellen.« Diane legte ein Thunfischsteak auf die Platte. »So sieht also Thunfisch aus.«
»Bevor er zu Dosenfisch verarbeitet wird, ja.« Michelle wusch sich die Hände, kam he rüber und musterte den Fisch.
»Den letzten Mais haben wir roh gegessen«, bemerkte Diane. »Frisch vom Stängel so zusagen. Wir haben quasi mitten in einem Maisfeld gesessen.«
»Es kommt mir vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her.« Gail zupfte vergnügt Salatblätter auseinander und warf sie in eine Salatschleuder. »Ich weiß ja nicht, Michelle. Es erscheint mir alles so …«
»Yuppiemäßig?«, beendete Michelle den Satz. »Und exklusiv?«
Gail nickte. »Nicht, dass ich es abwertend meinen würde. Es ist nur, ich meine, ich hätte es mir einfach nicht vorstellen können, als wir damals …«
»Ich weiß. Ich konnte mir auch nie wirklich vorstellen, dass ich mal solche Möbel haben würde. Aber so ist es nun mal gekommen. Wir haben jetzt unser trautes Heim.«
»Aber seid ihr auch glück lich?«, frag te Di ane. Sie hoffte, dass ihre Frage nicht zu ernst ge meint herüberkam, aber es interessierte sie wirklich.
Michelle dachte einen Moment nach. »Ja«, sagte sie schließlich. »Ich bin glücklich. Ich liebe meine Kinder. Ich liebe meinen Mann. Mit unseren Lehraufträgen an der Uni haben wir es beide ziemlich gut getroffen, ja, doch … wir können uns nicht beklagen.«
»Und du trauerst nicht den radikalen Zeiten hinterher?« Diane stand mit der Thunfischplatte in der Hand da und war so weit, sie nach draußen zu bringen, doch sie wollte die Unterhaltung nicht verlassen. »Vermisst du nicht die Aufregung? Und die, wie nennt ihr es, Bruderschaft?«
»Kameradschaft«, half Gail ihr auf die Sprünge.
»Die vermisse ich. Aber den Rest nicht.«
»Du meinst die Machonummern, die unsere Jungs manchmal draufhatten? Wenn sie uns behandelt haben, als wären wir nur zum Wäsche waschen und Kaffee holen und solche Dinge gut?«
Diane lachte. »Moment mal. Ich dachte, ihr wärt superfortschrittlich gewesen. Und aufgeklärt. Wollt ihr mir etwa sagen, dass es, was Geschlechterdiskriminierung angeht, nicht nur bei der Polizei Schweine gibt?« Sie stellte die Fischplatte ab, stützte sich mit einem Arm auf den Tresen und streckte die Hüfte raus. »Wisst ihr, was mir mal passiert ist?« Sie sprach in einem lauten Flüsterton, als ob sie im Begriff wäre, Gail und Michelle ein Geheimnis anzuvertrauen. Die beiden drehten sich um und waren ganz Ohr. »Es passierte eines Abends, als mein Sergeant mit mir Streife gefahren ist; das müssen sie zweimal im Jahr tun und dann eine Beurteilung über dich schreiben. Ich bin also an der Reihe, und er übernimmt das Steuer, da werden wir zu einem Familienstreit in irgendeiner Wohnung im Osten der Stadt ge rufen. Wir starten durch, und als wir ankommen, fährt er direkt vor dem Gebäude vor, in dem sich oben die Wohnung befindet. Was aber nicht in Ordnung ist; wir sind näm lich aus Sicherheitsgründen verpflichtet, bei solchen Einsätzen immer in gebotenem Abstand zu parken. Doch er fährt direkt vor, und wir steigen gerade aus, als dieses Arschloch mit seiner Schrotflinte auf uns schießt - kawumm, direkt durch die Vordertür des Wagens, mitten durchs Polizeiwappen und das Dein-Freund-und-Helfer-Banner. Wir rennen in Deckung, und in dem Moment - kawumm - ballert er ein weiteres Mal auf uns. Unglaublich. Wir fordern also Verstärkung an, und ich ducke mich auf dem Parkplatz hinter einem Auto und der Sergeant hinter einem anderen. Weitere Schüsse fallen nicht, und dann fahren jede Menge Streifenwagen vor, gehen rund
um den Parkplatz in Stellung, und innerhalb
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