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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Tanzfläche.
    Die tiefe Stimme von Steve Earle füllte den Raum mit einem Schmerz, für den es keine Heilmittel gab - standin’ there with them ol’ transcendental blues -, und Efird zog sie auf die winzige, mit Parkett ausgelegte Tanzfläche.
    »Du hast doch nichts dagegen, oder?«, fragte er. »Nur ein Tanz?« Er meinte es aufrichtig, wollte sich vergewissern, dass er keine Grenze überschritt. Sie schüttelte den Kopf, und er zog sie zu sich, aber nicht zu nah, eher in eine lockere, angenehme Position. Er hatte darauf bestanden, dass sie die Musik mit ihm zusammen aussuchte, was sie an ihren allerersten Freund in der neunten Klasse erinnert hatte. Er war süß und nett gewesen und ein fach in Ordnung. Efird war auf eine Weise liebenswürdig, wie sie es nicht für möglich gehalten hätte. Es überraschte sie, wie er sie führte, mit ihr tanzte, sie alles um sich herum vergessen ließ und sie an einen Ort der Sanftmut entführte. Er war einer dieser Männer, wie ihr
jetzt bewusst wurde, die einen überraschten, wenn man sie schließlich wahrnahm und in sein Leben ließ. Nicht der Kapitän der Footballmannschaft oder der Chefredakteur der Schülerzeitung, nicht der Klassensprecher oder der Streber mit den meisten Aussichten auf Erfolg, nicht der Klassenclown oder der auffällige jugendliche Straftäter oder der umwerfend gutaussehende Charmeur. Einfach nur ein ganz normaler Typ, ein netter, anständiger Normalo mit ei nem aufrichtigen Lächeln. Efird konnte tanzen, und Diane ließ sich von ihm führen. Sie wirbelten über die Tanzflä che, und sie verlor sich in dem Lied und in Efirds Armen.
    Sie schmiegte sich enger an ihn, ließ sich ganz auf die Musik ein und von ihm im Rhythmus wiegen. Efird war stark und zugleich sanft, und er roch ganz leicht nach Aftershave, nach irgendetwas Rauchigem und Würzigem.
    »Welches Rasierwasser benutzt du?«
    Er zog sie noch enger zu sich heran und flüsterte: »Michael for Men. Aber glaub jetzt nicht, dass ich deshalb eine Schwuchtel bin. Es riecht einfach nur gut, findest du nicht auch?« Sie nickte, und er drückte sie wieder an sich, als würde er sie umarmen, und bewegte sich weiter im Takt der Musik. »Wieso fragst du?«, flüsterte er lächelnd. »Törnt es dich an?«
    »Das hättest du wohl gern.« Diane lachte, vielleicht war es auch mehr ein Kichern, und er lä chelte sie auf eine Weise an, die das Machohafte aus seinen Worten herausnahm und sie einfach nur wie Spaß klingen ließ.
    »Du tanzt gut«, sagte Efird. »Du solltest öfter ausgehen.«
    Diane nickte und ließ sich weiter von ihm führen.
    »Aber vielleicht bist du auch zu sehr mit Will Renfro beschäftigt?«
    »Ich bin keine Partygängerin«, entgegnete Diane ruhig, ohne auf die Anspielung einzugehen.
    »Wollt ihr heiraten?«

    »Was?« Sie lockerte die enge Tanzhaltung deutlich. »Auf keinen Fall. So was steht bei mir definitiv nicht auf dem Plan.«
    »Was hast du dann vor? Willst du keine Kinder?«
    »Den Drang hab’ ich noch nicht verspürt.«
    »Und was ist mit deiner biologischen Uhr?«
    »Hab’ ich vergessen zu stellen.« Diane rückte noch ein wenig von ihm ab und sah ihn an. »Könnten wir vielleicht einfach nur tanzen? Wäre das möglich?«
    »Klar.« Er zog sie wieder zu sich heran und setzte zu einem flotteren Tanzschritt an, bei dem sie Mühe hatte, Schritt zu halten. Kaum hatte sie sich auf das neue Tempo eingestellt, führte er sie in einer Drehung unter seinem Arm hindurch, ohne auch nur einmal aus dem Takt zu kommen.
    Heiraten? Kinder? Sie und Kinder? Diane dachte an die Frau in dem Ricky-Martin-T-Shirt und an den von der Wand herunterlaufenden Kartoffelbrei und das wie eine kleine Eidechse unter dem Tisch herumkrabbelnde Baby, das die Reste vom Boden aufgeleckt hatte. Und an den Ehemann. Der war das ent scheidende Übel. Scheiß auf die Ehe. Und nein danke, sie brauchte keine Babys, um als Frau ihre Erfüllung zu finden. Sie brauchte ein Detective-Abzeichen und vielleicht einen Juraabschluss. Sie betrachtete das hübsche kleine Grübchen auf Efirds Kinn und fragte sich, ob er an je nem Abend, an dem seine Freundin sich umgebracht hatte, ans Heiraten gedacht hatte. Vielleicht war er deshalb so am Boden zerstört.
    »Was willst du jetzt eigentlich wegen des Mordes an Churchpins Mutter unternehmen? Es Lowe mal richtig zeigen?«
    »Ja«, erwiderte Efird. »Ich geb’ ihm Saures. Ein rechter Haken wäre vielleicht nicht schlecht.« Diane grinste, und als er seine Hand hob und ihren Kopf gegen

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