Gehetzt - Thriller
Hund, hör te ihn keuchen, das am Gürtel eines der Polizisten hängende Funkgerät spuckte einzelne Fetzen statischen Rauschens aus, und sie setzte sich ruhig hin und versuchte, sich ganz ruhig zu geben. Eine Bürgerin, die von dieser unmittelbaren Präsenz der Polizei eingeschüchtert war, aber nichts zu verbergen hatte. Sie zwang sich zu schlucken.
Sie schluckte schwer.
Sie hatte nichts zu verbergen.
Der Polizist nahm die Führerscheine und zog sein Funkgerät aus der Halterung. »Sechs-sieben-eins an Zentrale, bitte um Überprüfung von zwei Personen, erste Person, Nachname King, Vorname D-e-b-o-r-a-h, Initial des zweiten Vornamens E., weiß, weiblich, Geburtsdatum 07.12.1961, New Jersey, Führerscheinnummer 169566989. Zweite Person, Nachname Wright, Vorname Niki, Initial des zweiten Vornamens L., weiß, weiblich, Geburtsdatum 15.03.1979, Oklahoma, Führerscheinnummer 9146874076. Over.«
»Roger, sechs-sieben-eins. Warten Sie.« Gail sah Diane an, sie verstand nichts von dem Kauderwelsch, das da aus dem Funkgerät kam. Diane hatte es bestens verstanden und wusste, dass ihre Daten in diesem Moment in der Zentrale in einen Computer eingegeben wurden, der praktisch weltweit überprüfte, ob gegen sie etwas vorlag. NCIC: National Crime Information Center. Wenn Mels für die Ausstellung neuer Identitäten zuständiger Mann nicht perfekt war, saßen sie und Gail tief in der Scheiße. Sie setzte sich neben Gail und beobachtete den Hund, der den schnip penden Fin gern sei nes Hundeführers folgte, aufmerksam schnuppernd und mit dem Schwanz wedelnd.
Sie saßen einfach nur da. Gail rümpfte die Nase angesichts des Rasierwasserdufts, den der Po lizist mit dem Funkgerät verströmte. Jedes Mal, wenn er das Gewicht verlagerte, was er ziemlich oft tat, wehte ein kleiner Hauch des Dufts zu ihr hinüber. Ihr wurde fast schlecht. Sie seufzte durch die Nase, um zu versuchen, ihre Nebenhöhlen zu reinigen.
»Wie heißt der Hund?«, fragte Diane.
Der Hundeführer starrte sie auf nicht besonders freundliche Weise an und antwortete dann zögernd: »Ginger.« Der Hund drehte bei der Nennung seines Namens den Kopf, woraufhin der Hundeführer ihm mit den Fingern schnippend
den Weg in die Toilette wies. Ginger gehorchte, blieb stehen, setzte sich dann und sah zu ihrem Herrchen auf. Nichts zu ver melden, Herr. Di ane beobachtete, wie der Hunde füh rer und Ginger zurück in den Gang schlüpften, vorbei an dem Polizisten mit dem Funkgerät, der sie anstarrte, eine Hand an dem Funkgerät, und wartete. Ginger wartete vor der Tür. Als Diane den Hund betrachtete, hatte sie unweigerlich George Clintons funkigen Rapsong in den Ohren »… dope dog, got to have a habit.« Renfro hatte den Song ei nes Tages mit aufs Revier gebracht, und sie hatten ihn sich etwa achtmal anhören müssen, bis sie den Text richtig verstanden hatten, aber sie und alle anderen, die in die als Pausenraum genutzte Küche gekommen waren, hatten vor Heiterkeit gebrüllt, als sie die Worte schließlich erfasst hatten.
Gail hörte erneut irgendwelches Kauderwelsch aus dem Funkgerät schrebbeln, Diane hingegen verstand: »Sechs-sieben-eins, beide Personen sauber.«
»Roger.« Sechs-sieben-eins bedachte seinen Partner mit einem Achselzucken, nickte Gail und Diane flüchtig zu, verließ das Abteil und zog hinter sich die Tür zu.
Als der Türverschluss mit einem Klicken einrastete, fiel Gail ein Stein vom Herzen. »Das glaube ich einfach nicht«, sagte sie. »Ist das hier Amerika? Sind wir immer noch in Amerika? Oder hat man uns irgendwie ins Europa der frühen Vierziger versetzt? Was, zum Teufel, war das gerade?«
Diane stand auf, linste aus der Tür, machte sie wieder zu und schloss ab. »Es gibt zwei Möglichkeiten.« Sie war ganz bei der Sache. Gail spürte die Polizistin in ihr. »Entweder irgendein Spitzel hat ihnen gesteckt, dass in diesem Zug Rauschgift transportiert wird, oder …«
»Oder?«
»Dein angeblich zu verlässiger Freund ist in Wahr heit doch nicht dein Freund.«
»Mel ist sauber.«
»Gail, diese Cops hatten irgendwelche Informationen. Das war ganz klar an ihrem Verhalten zu erkennen. Sie haben nicht nur stichprobenartig im Dunkeln herumgestochert. Sie wussten etwas. Die Frage ist, ob sie etwas über uns wussten.«
»Offensichtlich nicht, sonst wären wir genau in diesem Moment auf dem Weg in den Knast. Unsere Identitäten hatten Bestand.«
»Es sei denn, sie wollten sich nur vergewissern, dass wir hier sind, damit sie sich an unsere
Weitere Kostenlose Bücher