Gehetzt
im Sprung. Er sackte zusammen, sein Körper bäumte sich unter den Einschlägen auf, die Maschinenpistole entglitt seiner kraftlosen Hand.
»Traverse links, noch weiter links. Besa, Feuer!«
Gelassen, ohne jede Spur von Erregung befolgte Penn Barnes’ Anweisungen. Das Maschinengewehr ratterte los, der Turm schwang nach links. Zuerst holte sich Penn den Mann ganz rechts außen, dann nahm er während des Schwenks fünf vorwärtsstürmende Angreifer aufs Korn. Verzweifelt versuchten die Deutschen, die Schützenlinien weiter auseinanderzuziehen, doch Penn erwischte sie alle. Er unterdrückte den Wunsch, eine weitere Salve in die zu Boden Gestürzten zu jagen.
In weniger als dreißig Sekunden war der ganze Spuk vorüber, und Barnes ließ den Panzer auf die Straße zurückkehren. Der zerstörte Lastwagen hing schief auf seinen Rädern, Flammen züngelten aus dem zerfetzten Motor und fraßen sich an der Plane der Ladefläche empor. Dann explodierte der Tank mit dumpfem Knall. Flammen schossen hoch, die Plane brannte jetzt lichterloh und schwärzte die Metallbügel, über die sie gespannt war. Barnes ließ den Panzer halten und wartete, bis das Feuer verlosch. Angespannt hielt er Ausschau nach Flugzeugen an dem sommerlichen Himmel, doch der Krieg in der Luft machte eine Pause. Nur die Spuren des Todes auf der Erde paßten nicht zu dem herrlichen Sonnenschein.
Kaum waren die Flammen erloschen, gab Barnes den Befehl zur Weiterfahrt. Der Treffer hatte den Lastwagen mitten auf der Straße erwischt. Das Wrack blockierte die Fahrbahn.
Vorsichtig lotste Barnes den Panzer über die grasbewachsene Brückenrampe, bis er die Breitseite des Wracks vor der Nase hatte.
»Fahrer, langsam vorwärtsfahren und das Hindernis von der Auffahrt schieben.«
Der Panzer kroch vorwärts und drückte gegen Führerhaus und Ladefläche des Lastwagens. Zentimeter für Zentimeter schob er das Wrack vor sich her bis zum Anfang der Brücke.
Der Abhang der Rampe senkte sich steil zum Kanal hinunter.
Vom Turm aus konnte Barnes die Straße hinter der Brücke jetzt gut einsehen. Sie war leer, so weit der Blick reichte.
Auch Führerhaus und Ladefläche des zerstörten Lastwagens waren von dort oben aus gut zu überblicken. Das Knäuel Menschenleiber in blutdurchtränkten Kleidern erinnerte kaum noch an uniformierte Soldaten. Der Wagen hing schon halb über der Rampe, und der Panzer schob ihn weiter wie ein Bulldozer, der die Straße von Schutt und Gerümpel räumt.
Plötzlich arbeitete sich unter dem Berg von Leichen eine behelmte Gestalt hervor, rollte sich aus dem stürzenden Wagen auf die Straße und brachte seine Maschinenpistole in Anschlag. Gott allein wußte, wie der Mann das Flammeninferno überlebt hatte, doch jetzt lebte er nur noch Sekunden. Als die Maschinenpistole herumschwang, feuerte Barnes mit seinem Revolver. Im gleichen Augenblick ratterte das Bea los. Der Deutsche warf die Arme hoch und stürzte Sekundenbruchteile vor dem Wrack rückwärts über die Rampe. Der Wagen riß seinen Leichnam mit in die Tiefe, rollte krachend den Abhang hinunter und blieb zusammengequetscht wie eine Ziehharmonika dicht am Kanalufer liegen.
In der Luft hing der Gestank von verbranntem Gummi.
Barnes gab den Befehl, die Brücke zu überqueren und auf der anderen Seite anzuhalten. Er kletterte aus dem Panzer und ging zu Fuß über die Brücke zurück. Er sah, wie sich Pierre im Straßengraben aufrichtete, in den er geistesgegenwärtig gesprungen war, als der Lastwagen auftauchte. Der Belgier kam langsam auf der Straße näher, während Barnes den Abhang hinunterkletterte, um das Fahrzeugwrack näher in Augenschein zu nehmen.
Der Uferrand sah aus wie ein Miniaturschlachtfeld. Der Wagen hatte seine schreckliche Fracht beim Absturz herausgeschleudert, überall lagen zerfetzte Leiber. Ein Soldat hing mit dem Gesicht nach unten halb im Kanal. Die verrenkten, zerschmetterten Körper zeigten kein Lebenszeichen mehr.
Nur etwas abseits lag ein Schwerverwundeter, der laut stöhnte. Mit grimmiger Miene ging Barnes zu ihm hinüber. Das Stöhnen des Mannes erinnerte ihn an die Schmerzlaute eines Tieres im Todeskampf.
Der Mann lag auf dem Bauch, die Granate hatte ihm beide Beine weggerissen, der untere Teil seines Körpers war nur noch ein blutiger Stumpf. Er hatte den Stahlhelm verloren, sein Mund war voller Erde. Er würde die nächste halbe Stunde kaum überleben, doch diese dreißig Minuten wären eine Hölle voller Qualen.
›Verdammt, warum konntest du nicht
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