Gehetzt
völlig außer Sicht parken können. Vielleicht unter der Brücke.«
»Unter der Brücke?«
Barnes ließ ihn einfach stehen und kletterte die Böschung hinab, bahnte sich einen Weg durch dichtes Buschwerk zum Ufer. Ja, da war genug Platz unter dem hohen Steinbogen.
Aber wie tief war der Fluß? Bert konnte ohne weiteres Gewässer von einem Meter Tiefe durchqueren, wenn man die Wasserklappen über die hinteren Luftansaugschlitze klappte.
Das Wasser unter der Brücke war jedoch kaum dreißig Zentimeter tief, und Barnes dankte Gott, daß es vierzehn Tage lang nicht geregnet hatte. Aus dem Flußbett ragten nur einige wenige Felsbrocken, sonst bestand es aus feinem Kies. Ein Fußweg führte am Ufer entlang, halb zugewachsen mit Gras und hohem Schilf – ein ausgezeichneter Schlafplatz in der Nähe des Tanks. Barnes versuchte die Höhe des Brückenbogens zu schätzen. Zwischen der Wölbung und Berts 2,40 Meter hohem Turm blieb noch genügend Zwischenraum.
Wie breit war das Versteck? Er folgte dem Fußweg unter der Brücke entlang. Fast acht Meter. Bert war nur knapp sechs Meter lang, paßte also auch der Länge nach unter die Brücke.
Blieb die Uferböschung als einziges Problem. Wie bekamen sie Bert zum Fluß hinunter? Die Böschung war mindestens vier Meter lang und sehr steil, mit dichtem Unterholz und einigen größeren Büschen bewachsen. Barnes ging zum Panzer zurück und gab seine Anweisungen. Er ließ Pierre an der Straße zurück und dirigierte Bert über ein sonnenbeschienenes Feld in einiger Entfernung, ehe sie die Abfahrt zum Flußbett wagten. Barnes wollte damit vermeiden, daß umgewalztes Unterholz ihr Versteck unter der Brücke verriet.
Er prüfte nochmals die Wassertiefe und befahl Reynolds, die Scheinwerfer einzuschalten, eine Maßnahme, die zwar gefährlich, aber notwendig war, weil es unterhalb des Flußufers jetzt schon fast dunkel war. Die Ketten rollten über den Rand der Böschung; krachend brach das Gestrüpp unter dem Gewicht. Der schwere Stahlkoloß tippte nach vorn, glitt die Böschung hinunter und rutschte in das aufspritzende Wasser. Reynolds bremste kurz die rechte Kette und nutzte den Schwung, um den Koloß um neunzig Grad in Richtung des Flußlaufs einzuschwenken. Barnes ließ den Strahl der Taschenlampe kurz über die Ketten gleiten. Das Wasser reichte kaum dreißig Zentimeter hoch. Sogar auf diesem ungewohnten Untergrund hatte Reynolds das tonnenschwere Vehikel meisterhaft unter Kontrolle. Der Tank rollte mitten durch das Flußbett bis unter den Brückenbogen. Drinnen in seiner Kabine hörte Penn deutlich das Wasser gegen die Ketten plätschern.
»Zeit fürs Abendessen«, verkündete Barnes knapp. »Penn, Sie schieben auf der Brücke Wache, bis Reynolds das Essen fertig hat. Dann löse ich Sie ab. Wo, zum Teufel, bleibt Pierre eigentlich?«
Er wollte schon die Uferböschung emporklettern, als er den Jungen auf dem Weg flußaufwärts kommen sah. Er trug etwas in seiner Hand. Barnes ließ kurz seine Taschenlampe aufblitzen. Es war ein großer Fisch.
»Ich habe ihn weiter oben in einem Wasserloch gefangen. Wir können ihn braten. Da sind noch mehr – mindestens einer für jeden.«
Penn, schon auf dem Weg zur Brücke, blieb stehen.
»‘ne tolle Idee. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Schade, daß wir keine Kartoffelchips dazu haben.«
»Gib her«, rief Reynolds und streckte begierig die Hand aus.
Barnes erinnerte sich daran, daß der Fahrer vor seinem Eintritt in die Armee Fischhändler gewesen war.
»Ich werde ihn säubern und zubereiten.«
»Ihr wollt wirklich rohen Fisch zum Abendessen?« fragte Barnes seelenruhig.
»Wieso roh?« protestierte Penn. »Wir braten den verdammten Hecht im Handumdrehen.«
»Hier wird heute nicht gekocht. Es ist ein warmer Abend, kein Lufthauch zu spüren. Der Fischgeruch bleibt vielleicht für Stunden in der Luft um die Brücke hängen. Ich will jedes Risiko vermeiden. Wir müssen uns mit Tee und Dosenfleisch begnügen – zu dem Stangenbrot, das Pierre organisiert hat.«
»Großer Gott im Himmel!« ereiferte sich Penn.
»Sollten Sie nicht auf der Brücke Wache halten?« erinnerte ihn Barnes sanft.
»Verzeihung.« Penn machte steif kehrt und stieg den Abhang hinauf.
Reynolds sagte nichts und wandte sich wieder seinen Kochutensilien zu. Barnes wartete gespannt auf die Reaktion des Belgiers. Pierre holte aus und schleuderte den Fisch, so weit er konnte, flußabwärts. Dann hockte er sich auf den Weg, ohne Barnes eines Blickes zu
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