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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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vier Tage und Nächte abwechselnd neben dem bewußtlosen Sergeant in der Scheune bei Fontaine Wache gehalten hatten. Sie alle befanden sich in einem Stadium am Rande der totalen Erschöpfung. Und die Tatsache, daß sie sich im Hinterland des Feindes bewegten, machte die Situation nicht gerade angenehmer. Jeden Augenblick mußten sie damit rechnen, auf überlegene deutsche Kräfte zu stoßen, die sie in Minutenschnelle vernichten konnten. Am meisten fürchtete Barnes die Begegnung mit einer deutschen Panzereinheit.
    Ihre Anspannung zeigte sich auf verschiedene Weise.
    Unterwegs war ihnen plötzlich der Motor abgestorben. Zwei geschlagene Stunden hingen sie am Straßenrand fest, ehe sie den Defekt fanden und reparieren konnten. Die ganze Zeit hatte Pierre im Gras gesessen und kein Wort gesprochen, während die anderen den Motor durchcheckten. Barnes hatte das Gefühl, daß auch Penn sich langsam wünschte, den Belgier nicht mitgenommen zu haben. Jedenfalls war der Corporal ungewöhnlich still. Reynolds hantierte verbissen am Motor herum, merkte überhaupt nicht, daß die Stimmung getrübt war.
    Aber er war von Natur aus nicht übermäßig sensibel.

    Schließlich fanden sie den Fehler, behoben ihn, tranken einen Schluck Wasser und verließen die Straße, um querfeldein wieder eine kleinere Stadt zu umgehen. Bis jetzt hatten sie drei Städte in weitem Bogen umrundet, eine Taktik, die ebenfalls Penns Widerspruch hervorrief.
    »Warum riskieren wir es nicht einfach?« hatte er wissen wollen. »Wir haben doch Pierre. Einer von uns könnte mit ihm vorausgehen und die Lage sondieren.«
    »Vielleicht müssen wir später sogar so vorgehen«, hatte Barnes geantwortet. »Doch jetzt noch nicht. Ich möchte erst einigermaßen genau wissen, wo wir uns befinden.«
    »Können Sie das nicht auf der Karte erkennen?«
    Sie hatten gerade den Motor repariert, und während Reynolds einen letzten Probelauf vornahm, vertraten sich die beiden ein wenig die Beine.
    »Nein, wir umgehen diese Stadt wie die letzte auch, Penn.«
    In der Ferne ragte die Stadt vor ihnen auf: ein hoher Kirchturm, einige Fabrikschornsteine und eine lange Kette von Gebäuden. Hoch oben am Himmel flog eine Rotte Stukas in nordwestlicher Richtung. Seit Fontaine hatten sie viermal angehalten, während feindliche Kampfflugzeuge über sie hinwegzogen.
    Penn war irritiert.
    »Wieso, man braucht doch bloß der Straße von Fontaine zu folgen…«
    »Penn, die Straße, auf der wir jetzt sind, führt nicht zurück nach Fontaine. Wir fahren zwar jetzt in südwestlicher Richtung, doch eine ganze Weile führte diese Straße genau nach Süden.«
    »Vielleicht spielt der Kompaß verrückt. Sie wissen doch, wenn ein Haufen Metall in der Nähe ist…«
    »Ich richte mich nach der Sonne, und die wird doch nicht durch Metall beeinflußt, oder?«

    »Heißt das, wir sind bei einer unserer Umgehungstouren auf der falschen Straße weitergefahren?«
    »Das heißt, daß die ganze Sache ziemlich faul ist.« Barnes betonte jedes einzelne Wort. »Das heißt auch, daß wir die Stadt da vorn ebenfalls meiden. Wir umgehen sie, wo immer sie liegen mag. Machen wir, daß wir weiterkommen.«
    Bei Anbruch der Dämmerung entdeckte Barnes die Brücke, eine große Steinkonstruktion mit einem breiten Bogen, unter dem zwei Fahrbahnen verliefen. Sie befanden sich mitten im offenen Gelände, kilometerweit von nirgendwo. In einer knappen halben Stunde würden sie ohne Scheinwerfer keinen Meter mehr fahren können. Dieses Risiko war Barnes zu groß.
    Als sie näher kamen, bemerkte der Sergeant eine Baumgruppe rechts von der Brücke. Er ließ anhalten und ging mit Penn voraus.
    »Ein guter Platz«, sagte Penn. »Brücken scheinen uns Glück zu bringen. Wir könnten Bert unter den Bäumen parken.«
    Doch die Baumgruppe bot nur eine notdürftige Deckung. Die jungen Bäume hatten dünne Stämme und standen viel zu weit auseinander, um Bert mit ihrem Blätterdach gegen Feindsicht zu verbergen. Von der Straße aus wäre er immer zu sehen, und genau die Straße machte Barnes Kummer.
    Penn war mal wieder anderer Meinung.
    »Das ist ein prima Plätzchen, besonders bei Nacht.«
    »Falsch, Penn. Die Scheinwerfer eines jeden Wagens, der von Süden kommt, streifen diesen Platz. Bis jetzt hatten wir Glück. Ich glaube, die deutsche Offensive hat jeglichen Zivilverkehr von der Straße da verdrängt. Das bedeutet aber nicht, daß die Deutschen nicht ihre Truppen hier nachkommen lassen. Wir müssen einen Platz finden, wo wir Bert

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