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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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aufzuhalten.
    Barnes fühlte ihr Kitzeln schon auf dem Bauch und an den Schenkeln. Es machte ihn beinahe wahnsinnig.
    * Barnes hatte sich verschätzt. Zu General von Rundstedts Heeresgruppe A gehörten sieben Panzerdivisionen mit über zweitausend Panzerfahrzeugen.

    Penn tippte ihm wieder auf die Schulter. »Ich höre nichts mehr. Was ist los?«
    »Ich glaube, die Kolonne ist vorbei. Gerade hält ein Stabswagen vorm Haus.«
    »Vielleicht ein General – die fahren immer hinter der Kolonne her.«
    »Der Offizier ist mit den Mandels ins Haus gegangen. Wird sicher nicht lange bleiben, denn der Fahrer sitzt noch im Wagen.«
    Zum Glück bekam Barnes das Gespräch nicht mit, das im Haus geführt wurde. Er wäre sonst vor Sorge schier umgekommen.

    Äußerlich blieb Mandel ganz ruhig, als der Stabswagen langsam heranfuhr und dann stoppte. Seine Miene war ausdruckslos, er hatte die Daumen in den Hosenbund gesteckt.
    Im Innern aber fühlte der Bauer, daß ihm das Schicksal just in dem Moment, als er schon glaubte, alles sei gut überstanden, schlechte Karten zuschob.
    Der Major, der vorn neben dem Fahrer saß, trug eine untadelige, frisch gebügelte Uniform. Die Offizierskappe hatte er verwegen in die Stirn gezogen. Eine Minute lang blickte er schweigend hinter der in der Ferne entschwindenden Kolonne her. Dann zeigte er den Mandels sein wie aus Stein gemeißeltes Profil und setzte zum Sprechen an. Sein Französisch klang sehr guttural.
    »Ich denke, dieser Anblick dürfte Sie sicher von der Unbesiegbarkeit der deutschen Wehrmacht überzeugt haben, oder?«
    »Er hat sicherlich nicht seinen Eindruck verfehlt«, entgegnete Mandel diplomatisch.
    »Gut, gut.«

    Der Major stand auf und stieg aus dem Wagen, schloß die Tür und schaute von oben auf Mandel herab.
    »Sie haben genügend Lebensmittel?«
    »Für den Moment reicht es gerade, aber später…«
    Der Bauer breitete vielsagend die Hände aus und ließ sie wieder sinken.
    »Auch zu trinken?«
    »Damit verhält es sich ähnlich.«
    »Sehr schön. Wollen Sie mich nicht ins Haus bitten?
    Vielleicht bescheinige ich euch dann, daß ihr gute, vertrauenswürdige Leute seid. Das könnte euch sehr von Nutzen sein, wenn die nächste Kolonne vorbeikommt. Es ist nämlich schon vorgekommen, daß französische Zivilisten auf deutsche Truppen geschossen haben. Manche Kommandeure sind deshalb übernervös und leider mit voreiligen Urteilen schnell bei der Hand.«
    Wortlos drehte Mandel sich um und ging zum Haus voraus.
    Seine Miene war immer noch ausdruckslos. Vor der Tür blieb er stehen, ließ seine Frau und Etienne zuerst eintreten und wartete dann auf den deutschen Offizier. Der Major war in der Hofmitte stehengeblieben, nahm aus einem goldenen Etui eine Zigarette und zündete sie an. Dabei betrachtete er die Reste des noch schwelenden Heuhaufens.
    »Wie ich sehe, hat’s bei Ihnen vor kurzem gebrannt.«
    »Ja, das Feuer brach kurz vor Ankunft der Kolonne aus. Zwei Ihrer Leute haben uns freundlicherweise beim Löschen geholfen.«
    »Das überrascht mich keineswegs. Die verlogene Propaganda der Engländer mag über die deutschen Soldaten verbreiten, was sie will – sie sind immer ritterlich. Sie haben es ja jetzt am eigenen Leib erfahren und können Ihren Landsleuten erzählen, wie die Deutschen wirklich sind.«

    Mandel sparte sich eine Antwort. Der Offizier zog an seiner Zigarette und ließ den Blick umherschweifen. Schließlich deutete er auf den Heustapel an der Straße.
    »Wie gut, daß dieser Haufen da nicht Feuer gefangen hat. Wäre sicher eine Tragödie für Sie, nicht wahr?«
    »Wir achten stets darauf, im Heu nicht zu rauchen«, erwiderte Mandel. Er hielt es für klüger, dem Deutschen zu antworten.
    »Na schön, wir sollten Ihre gute Frau nicht länger warten lassen. Ich bin sicher, sie mag es nicht, wenn im Haus geraucht wird.«
    Mit diesen Worten ließ der Offizier seine Zigarette auf ein paar Strohhalme fallen, die sofort lichterloh brannten. Mandel überzeugte sich davon, daß die Flammen sich nicht ausbreiten konnten, und folgte dem Deutschen ins Haus. In der Küche betrachtete der Major eingehend den gerahmten Orden an der Wand.
    »Das Croix de Guerre. Ich habe also das Vergnügen mit einem alten Soldaten. Ich vermute, die Auszeichnung erhielten Sie im letzten Krieg?«
    »Vielleicht sogar zur gleichen Zeit, als man Ihnen das Eiserne Kreuz an Ihren Uniformrock steckte«, antwortete Mandel höflich.
    Der Offizier warf ihm einen raschen Blick zu und nestelte an seinem

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