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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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zu lassen. Cooper und Sellitto hievten das Metallstück erst auf eine Waage – es wog knapp siebenunddreißig Kilo – und dann auf den Tisch. Die Strebe war etwa einen Meter achtzig lang, zweieinhalb Zentimeter breit und siebeneinhalb Zentimeter hoch. Durch jedes der Enden war ein Loch gebohrt. »Man benutzt diese Dinger hauptsächlich im Schiffbau, der Schwerindustrie sowie bei Kränen, Antennen und Brücken.«
    »Das dürfte die schwerste Mordwaffe sein, die ich je gesehen habe«, sagte Cooper.
    »Schwerer als ein Geländewagen?«, fragte Rhyme, dem Genauigkeit über alles ging. Er spielte auf den Fall einer Frau an, die ihren fremdgehenden Ehemann einige Monate zuvor auf der Dritten Avenue mit einem wahren Monstrum von Auto überfahren hatte.
    »Ach, das... his cheatin’ heart«, sang Cooper mit schräger Tenorstimme. Dann suchte er nach Fingerabdrücken und fand keine. Er kratzte ein paar Späne von der Stange ab. »Wahrscheinlich Eisen. Ich sehe hier Anzeichen von Rost.« Ein chemischer Test bestätigte die Vermutung.
    »Irgendwelche Identifikationsmerkmale?«
    »Nein.«
    Rhyme verzog das Gesicht. »Das ist ein Problem. Es gibt in Manhattan mindestens fünfzig mögliche Quellen... Moment. Amelia hat eine nahe Baustelle erwähnt.«
    »Oh«, sagte Pulaski. »Sie hat mich hingeschickt, und dort werden keine derartigen Metallstangen benutzt. Das hatte ich ganz vergessen.«

    »Sie hatten es vergessen«, murmelte Rhyme. »Nun, ich weiß, dass die Stadt derzeit größere Arbeiten an der Queensboro Bridge vornehmen lässt. Versuchen wir’s damit.« Er sah Pulaski an. »Setzen Sie sich mit dem zuständigen Bautrupp in Verbindung. Finden Sie heraus, ob solche Streben dort verwendet werden und ob gegebenenfalls welche fehlen.«
    Der Neuling nickte und zog sein Mobiltelefon aus der Tasche.
    Cooper nahm sich das Ergebnis vor, das die Analyse des Sandes ergeben hatte. »Okay, hier haben wir etwas. Thalliumsulfat.«
    »Was ist das?«, fragte Sellitto.
    »Rattengift«, antwortete Rhyme. »In den USA ist es verboten, aber manche Einwanderer setzen es dennoch in ihren Wohnhäusern oder am Arbeitsplatz ein. Wie hoch ist die Konzentration?«
    »Mächtig... und in den Kontrollproben, die Amelia im Umkreis genommen hat, findet sich nichts davon. Was bedeutet, dass es voraussichtlich von einem Ort stammt, an dem der Täter sich aufgehalten hat.«
    »Vielleicht hat er vor, jemanden damit zu ermorden«, warf Pulaski ein, der darauf wartete, weiterverbunden zu werden.
    Rhyme schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Es lässt sich nicht leicht verabreichen, und für einen Menschen benötigt man eine hohe Dosis. Aber es könnte uns zu ihm führen. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob dieses Mittel in letzter Zeit irgendwo beschlagnahmt oder der Umweltschutzbehörde gemeldet wurde.«
    Cooper erledigte die notwendigen Anrufe.
    »Jetzt das Klebeband«, wies Rhyme ihn an.
    Der Techniker untersuchte die rechteckigen Stücke des glänzenden grauen Isolierbands, mit dem das Opfer gefesselt und geknebelt worden war. Dann teilte er den anderen mit, dass es sich um ein weitverbreitetes Fabrikat handelte, wie es in tausenden von Baumärkten, Drogerien und anderen Geschäften überall im Land verkauft wurde. An dem Klebstoff des Bandes hafteten lediglich ein paar Körner Streusalz, die den von Sachs in der Gasse gesicherten Proben entsprachen, und etwas von dem Sand, den der Uhrmacher zur Beseitigung weiterer Spuren benutzt hatte.
    Rhyme war enttäuscht, dass das Isolierband sich nicht als hilfreicher erwies, und wandte sich den Fotos zu, die Sachs von Adams’ Leiche angefertigt hatte. Dann fuhr er näher an den Tisch heran
und musterte das Bild auf dem Monitor. »Achte mal auf die Kanten des Klebebands.«
    »Interessant«, sagte Cooper und verglich die Digitalfotos mit dem tatsächlichen Band.
    Was den beiden Männern seltsam vorkam, war die Tatsache, dass man die einzelnen Stücke Isolierband mit äußerster Präzision vorbereitet und sorgfältig angebracht hatte. Normalerweise riss ein Täter einfach ein Stück von der Rolle ab oder durchtrennte es mit den Zähnen (wobei er häufig Speichelspuren voller DNS hinterließ) und wickelte es dem Opfer dann nachlässig um die Handgelenke, Unterschenkel oder den Mund. Die Klebestreifen des Uhrmachers hingegen waren von identischer Länge und sauber mit einer scharfen Klinge zurechtgeschnitten worden.
    Ron Pulaski beendete sein Telefonat. »Bei den gegenwärtigen Arbeiten auf der Brücke werden keine

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