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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ab, zog den Helm vom Kopf. Verblüfft hielt er inne und starrte sie an. Und dann senkte er seine Waffe ...
    Niemals würde sie sein Gesicht vergessen, das tiefe Blau seiner Augen, das rabenschwarze Haar, die hohen Wangenknochen, die kühn geschwungenen Brauen. Die Zeit hatte ihn verändert, so wie sie selbst. Trotzdem würde sie ihn immer und überall wieder erkennen -und sich stets entsinnen, wie er nach Atem gerungen hatte, als ein Feind von hinten an ihn herangeschlichen war. Kurz bevor er sich umgedreht hatte, um den Engländer abzuwehren, der sein Schwert geschwungen und ihn hatte enthaupten wollen. Davor hatte sie den jungen Soldaten bewahren müssen. Und so hatte sie den Griff ihrer Waffe auf seinen Kopf geschmettert. Lautlos war er zusammengebrochen und sie hatte seine schottischen Gefährten durch den Wald stürmen hören. Angstvoll hatte sie sich zwischen den Bäumen verborgen.
    Niemals hatte sie jenen Augenblick vergessen - obwohl sie sicher gewesen war, sie würde den jungen Mann nie wieder sehen. Manchmal träumte sie von ihm, von seinem eindringlichen Blick. Und beinahe dachte sie, für den Feind müsste der Krieg genauso schrecklich sein - weil die Jugend Schottlands, stolz und schön, gleichermaßen dahingerafft wurde wie die alten Krieger. Doch sie konnte den Schotten nicht verzeihen und empfand kein Mitleid.
    Um die Schotten vernichtend zu schlagen, konnte Edward nicht genug Streitkräfte ins Feld schicken. Und im nördlichen Schottland herrschten die schottischen Freiherren. Aber Falkirk war ein bedeutsamer Sieg für den englischen König gewesen. Vorerst würden sich die Schotten nicht mehr in den Süden wagen. Deshalb hatte Eleanor geglaubt, sie wäre in Sicherheit.
    In Sicherheit!
    Das Schiff schaukelte heftig und in ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hustete und nieste. Erst jetzt merkte sie, dass sie immer noch ihre nassen Kleider trug, und sie fürchtete, sie werde bald fiebern.
    Plötzlich flog die Tür auf. Eleanor wollte aus der Koje springen. Aber dafür fehlte ihr die Kraft.
    Er stand auf der Schwelle und sie sah sein Gesicht wie in ihren Träumen.
    Groß und breitschultrig, füllte er den Türrahmen aus. Inzwischen hatte er sich umgezogen. An seiner Schulter hielt eine silberne keltische Brosche einen abscheulichen wollenen Tartan zusammen. Eleanor starrte ihn an, bis er vor ihren Augen zu verschwimmen schien.
    Träumte sie oder war er wirklich zu ihr gekommen? Der Tag brach an, doch das Licht wirkte wie düsterer
    Nebel, und sie erkannte, dass der Sturm noch nicht abgeflaut hatte.
    »Begleitet mich, Lady!«, befahl er. »Sofort!«
    Ein rachsüchtiger Feind hatte sie gefunden, ein Teufel aus Fleisch und Blut. Gnadenlos und grimmig.
    Trotzdem lächelte sie. Mochte sie diese Szene träumen oder wirklich erleben - sie konnte dem Befehl nicht folgen, weil sie zu schwach war. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen. Nicht einmal das gelang ihr.
    »Eigensinniges Biest!«, fauchte er und eilte zu ihr. »Ich will Euch rausholen! In diesem wilden Sturm sollt Ihr nicht hier unten gefangen sein. Hört Ihr denn auf niemanden? Seid Ihr immer so borniert?« Er griff nach ihr und sie wehrte sich nicht. Wütend fluchte er. »Verdammt, Ihr seid immer noch triefnass! Und Eure Wangen glühen! Feuer und Eis!«
    Er hob sie hoch und trug sie aus der Kabine, auf sicheren Beinen, obwohl die Wasp immer heftiger schwankte.
    Über dem Deck lag etwas helleres nebliges Licht. Ein zuckender Blitz zerriss den Morgenhimmel, wie grelles weißes Feuer. Sekunden später ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag.
    Das Meer will uns alle töten, dachte Eleanor, der Sturm und der Regen, der Donner, der Blitz ... Gottes entfesselte Elemente ...
    Doch das bedrückte sie nicht. Ihr Kopf sank an die Brust ihres schlimmsten Feindes, tiefes Dunkel senkte sich herab. Unvermindert tobte der Himmel. Aber davon nahm sie nichts mehr wahr.

3. Kapitel
    »Wird sie's überleben?«
    Verwirrt blickte Margot Thorrsen auf, als Brendans tiefe Stimme die Stille in der Kabine durchbrach. Sie hatte geglaubt, sie wäre mit dem schlafenden Mädchen allein. Eigentlich hätte sie sich inzwischen an das beharrliche Schweigen der Männer gewöhnen müssen, die sich ständig vor Feinden hüteten.
    Der Wind war abgeflaut und es regnete nicht mehr. Sobald Brendan und Eric die Schiffe unter Kontrolle gebracht hatten, war Margot beauftragt worden, die englische Gefangene zu betreuen. Das Mädchen war bis auf die Knochen durchnässt gewesen, von

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