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Geisterfjord. Island-Thriller

Geisterfjord. Island-Thriller

Titel: Geisterfjord. Island-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Träumen und dem Unfall gibt, aber bestimmt keine kriminelle. Védís könnte sich wegen dieser Träume auch einfach ungeschickt angestellt haben, beim Hantieren mit der Schere nervös gewesen sein und deshalb nicht richtig aufgepasst haben. Ich habe keine Ahnung, warum sie überhaupt von einer Gartenschere geträumt hat, dafür kann es tausend Gründe geben. Ausgeschlossen, dass ihr das jemand absichtlich eingetrichtert hat, um damit ihren Tod herbeizuführen, falls du das meinst.«
    »Nein, das meine ich nicht.« Dagný zog ihr Bein auf den Stuhl. »Es war eindeutig ein Unfall, an dem sonst niemand beteiligt war. Ich dachte eher an Selbstmord.«
    Freyr zuckte die Achseln und stellte die Flasche auf die Anrichte zwischen der Essecke und der Küche. »Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, auch wenn es natürlich die unterschiedlichsten Arten von Selbstmord gibt.«
    »Findest du es nicht merkwürdig, dass sie geträumt hat, dass Halla weinend, mit blau angelaufenem Gesicht und heraushängender Zunge in einer Kirche sitzt, die der in Súðavík ganz ähnlich sieht?«
    »Doch, das ist unglaublich. Und die Einzigen, die sie aus ihren Albträumen namentlich erwähnt, sind die Schulfreunde von dem Klassenfoto.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Dagný. Ihre Zähne hatten sich von dem Tannin im Wein blau gefärbt, aber Freyr fand sie dadurch nur noch anziehender. »Ich halte nicht viel von Weissagungen und Traumdeutungen, aber ich habe auch keine logische Erklärung dafür. Védís war schon tot, als die anderen gestorben sind. Es ist ausgeschlossen, dass sie irgendwas mit den Toden der anderen zu tun hat, aber sie hat sie auf wundersame Weise vorausgesehen.« Dagný blätterte hektisch in dem Traumtagebuch, bis sie eine bestimmte Stelle fand. »Hier, siehst du?
Jón mit schwarzem Gesicht und ohne Augenlider. Seine Finger sind halb verbrannt und kohlrabenschwarz.
« Sie blätterte auf die nächste Seite. »
Silja blau und mit Reif bedeckt, sie spricht mit mir, ohne zu blinzeln, ihre Augen füllen sich nach und nach mit Schneeflocken.
Silja ist erfroren, weißt du noch?« Eifrig blätterte sie weiter. »Hier. Steinn. Liegt mit gebrochenen Knochen vor ihren Füßen, und Védís schreibt wortwörtlich, dass die Verletzungen tödlich sind.
Er liegt da wie eine Puppe, die von einem Hochhaus gestürzt ist, und starrt mich an, er kann nicht sprechen, nur mit gebrochenen Augen zwinkern.
« Dagný schaute von dem Buch auf. »Ich hab den Polizeibericht über Steinns Autounfall gelesen, ihre Beschreibung passt ziemlich gut. Und das trifft auf alle zu. Védís hat geträumt, wie ihre alten Klassenkameraden umkommen werden.«
    Freyr war es unangenehm, dass das Thema in eine zweifelhafte Richtung abdriftete, und sagte: »Védís schreibt klar und deutlich, dass sie sich mit allen in Verbindung gesetzt hat. Sie haben zwar nicht positiv reagiert, aber auch nicht den Hörer aufgeknallt. Sie haben sich ihre Beschreibungen angehört, und wer weiß, ob das nicht einen gewissen Einfluss hatte. Ich glaube zwar nicht an so was, aber wenn mich ein alter Freund völlig verzweifelt anrufen und mir erzählen würde, dass er ständig davon träumt, dass ich ertrinke oder so, würde mich das auch beeinflussen. Vielleicht würde ich mich dann an Seen oder am Meer anders verhalten und dann womöglich erst recht reinfallen und ertrinken. Ich denke, so war es in diesen Fällen, auch bei Védís selbst. Daran ist nichts Geheimnisvolles.«
    Dagný strich mit den Fingern über das Buch. »Entschuldige, es ehrt dich zwar, dass du es zumindest versuchst, aber das kaufe ich dir nicht ab.« Sie starrte die blaue Schrift an, so als suche sie nach einer verborgenen Bedeutung. »Kannst du dir vorstellen, dass es gefälscht ist? Dass sie das Buch gar nicht selbst geschrieben hat, sondern jemand anders nach ihrem Tod – als alle anderen schon nicht mehr gelebt haben?«
    Daran hatte Freyr auch schon gedacht. »Tja, da sagst du was.« Er reckte sich nach dem Buch und schlug die erste Seite auf. »Ich bezweifle es, aber um es auszuschließen, müsste man ihre Schrift überprüfen. Andererseits passt das alles zu dem, was Hallas Mann mir erzählt hat. Er sagt, dass Halla vor etwa drei Jahren angefangen hat, ihre alten Freunde anzurufen, und zwar nachdem Védís wieder Kontakt zu ihr aufgenommen hatte. Und so steht es auch in dem Buch, Védís hat ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Halla zum ersten Mal in ihren Träumen aufgetaucht ist, wieder mit ihr

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