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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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sich eine Gestalt aus den Schatten.
    »Entschuldigung«, sagte der Fremde, »ist das Ihr Shuttle?«
    Der Mann war groß, gut gekleidet und schien dem Aussehen nach zwischen Ende zwanzig und Anfang dreißig zu sein – aber bei den Verjüngungen, die er sich vermutlich leisten konnte, war sein Alter nur schwer zu schätzen. Ein Tourist, war Kyles erster Eindruck; ein Geschäftsmann auf Urlaub. Dann sah er den kleinen schwarzen Lederkoffer, den sich der Mann unter einen Arm geklemmt hatte, und der Anblick beschwor Bilder eines amtlichen Arbeitsinspektors aus einem uralten Melodram herauf. Eine Bedrohung schien ganz sicher nicht von ihm auszugehen, und das war zurzeit Kyles Hauptsorge. Dieser adrette Mann glich nicht im Entferntesten den muskelstrotzenden Kerlen aus Marlowes Gefolge. Aber was wollte er dann von ihnen?
    »Wer will das wissen?«, fragte Jim, Kyle um den Bruchteil einer Sekunde zuvorkommend.
    »Mein Name ist Philip Kaufman.« Die Stimme des Mannes klang präzise und selbstbewusst, als sei er es gewöhnt, zu Leuten zu sprechen – und dass man seinen Anweisungen gehorchte. »Mein Vater hat das Schiff gebaut, zu dem dieser Shuttle gehört. Ich möchte, dass Sie mich mitnehmen, damit ich es mir ansehen kann. Jetzt gleich, wenn ich bitten darf.«
    Okay, das war nicht ganz dasselbe wie »Bringt mich zu eurem Anführer«, aber es kam dem ziemlich nahe. Kyle hörte das leise Zittern in der Stimme und spürte die Nervosität des Mannes; er durchschaute die gelassene Fassade und merkte, dass der Bursche längst nicht so selbstsicher war, wie er auftrat. Erst mit Verspätung wurde Kyle stutzig.
    »Einen Augenblick. Sagten Sie, Sie sind Philip Kaufman, wie in Kaufman Industries und Kaufman-Antrieb?«
    »Ja«, bestätigte er ohne eine Spur von Verärgerung. »Was ist damit?«
    »Meine Güte, seit ich ein Junge war, habe ich davon geträumt, Sie kennenzulernen.« Das war reichlich übertrieben, denn Kyle war offensichtlich an die zehn Jahre älter als der Neuankömmling, ob mit oder ohne Verjüngung, aber seinem Empfinden nach stimmte es. »Ich bin Sternenschiff-Ingenieur; ich habe an verschiedenen Modellen Ihres Antriebs herumgebastelt, seit ich alt genug war, um einen Schraubenschlüssel zu halten.«
    Der Mann, Philip Kaufman, schaute völlig verdattert drein – als sei diese Bemerkung das Letzte, womit er gerechnet hätte. Seine Selbstsicherheit ließ noch ein wenig mehr nach. »Wirklich? Nun ja … ähem … da bin ich.«
    Jim wirkte zunehmend ungeduldig. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
    »Ich weiß, du hast recht.« Wir? Das hörte sich ja so an, als hätte der Söldner seinen Entschluss gefasst. Kyle musterte Kaufman. Sie mussten abhauen, bevor der Schlägertrupp eintraf, aber um gar keinen Preis wollte er sich diese Gelegenheit entgehen lassen. Er traf eine spontane Entscheidung, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, ehe er die Möglichkeit bekam, seine Meinung zu ändern. »Dann kommen Sie doch bitte mit uns.«
    Nur die Götter wussten, wie die Zombies und die sie steuernde AI reagieren würden, wenn er mit zwei unerwarteten Passagieren zurückkehrte, aber er hatte das Angebot gemacht und war an sein Wort gebunden. Sobald die beiden erst einmal an Bord gebracht hatte, konnten sie dann tun und lassen, was sie wollten. Als er sah, wie dieser Mann, der behauptete, Philip Kaufman zu sein, Jim und dem halbwegs wieder erholten Drevers in den Shuttle folgte, war es ihm völlig gleichgültig, ob jemand sein Tun missbilligte oder nicht.
    Als Philip einen automatischen Monitor installierte, um die Ankunft von Shuttles zu überwachen, rechnete er nicht unbedingt mit einem Erfolg. Solche Zeitpläne waren der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich, deshalb handelte er weder illegal noch war die Installation schwierig, allerdings änderte er das Überwachungsprogramm in ein paar speziellen Punkten ab. Immerhin befand sich Frysworld mitten im Aktionsradius der The Noise Within, und irgendwann musste man der Crew wohl erlauben, ihre Blechbüchse zu verlassen und einen Landurlaub zu nehmen; warum dann nicht hier, auf dem verrufensten Vergnügungsplaneten weit und breit? Als die Sun Seeker verschwand, führte sie an Bord einen einzigen Shuttle mit sich, so viel war ihm bekannt. Das Schiff wurde so überstürzt in Dienst gestellt, dass es beim Verlassen der Werft nicht mit einem Shuttle ausgestattet war, aber Malcolm hatte auf dieser Nachrüstung bestanden. Er wollte die Sun Seeker in einer möglichst

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