Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
Vom Netzwerk:
raffinierten Schutzmechanismen versehen, die fast jedem Standard-Einschleusungsprogramm getrotzt hätten; aber Mal war alles andere als »standardmäßig«. Dies hier war seine ureigene Welt, und mit viel Geduld und Fleiß war es ihm gelungen, den verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen auszuweichen oder sie zu umgehen. Seiner Überzeugung nach hatte Philip nicht den Schimmer einer Ahnung, dass er seinen Vater quasi als Anhalter mitgenommen hatte. Schließlich gab es für ihn keinen Grund, misstrauisch zu sein, und diese Arglosigkeit hatte Mal einkalkuliert. Hätte der Junge daran gedacht, einen Systemcheck durchzuführen, hätte er schnell die Anwesenheit von etwas Unerwünschtem bemerkt, aber warum sollte er die Systeme kontrollieren?
    Auch zweifelte Mal nicht an seiner Fähigkeit, mit allem, was auf ihn zukommen mochte, fertigzuwerden. Immerhin hatte er die The Sun Seeker entworfen und die Entwicklung und die Konstruktion überwacht. Er kannte die AI gut, und obwohl ihn ihre plötzliche Pflichtverweigerung und die anschließende Flucht kalt erwischt hatten, hätte er sich nicht derart überrumpelt fühlen dürfen. Als er rückblickend die Ereignisse analysierte, begriff er, unter welch hohem Anforderungsdruck die AI gestanden hatte, und konnte nachempfinden, warum sie sich einfach absetzte. Gott sei Dank hatten sich nur zwei Wissenschaftler und eine Rumpfmannschaft an Bord befunden. Und dennoch, seine eigene Arroganz hatte ihn blind gemacht für die Implikationen, die sich ergaben, wenn man eine junge und erst im Entstehen begriffene Intelligenz auf einen Krieg vorbereitete. Als Folge davon war ihm etwas, das die größte Leistung seines Lebens hätte sein können, durch die Finger geglitten, und dabei waren sechs Menschen, mit denen er eng zusammengearbeitet und die er gut gekannt hatte, ums Leben gekommen.
    Seit dem Augenblick, als die The Sun Seeker verschwand, hatte Malcolm Mal darunter gelitten, dass es ihm nicht möglich war, ein letztes Gespräch mit der AI zu führen.
    Er wollte die Artifizielle Intelligenz wissen lassen, dass er sie verstand. Und hier bot sich ihm nun die Chance zu einer Aussprache.
    Trotz des verwirrenden Verhaltens des Schiffs und seiner erschreckenden Reputation begab er sich ohne die geringsten Bedenken an Bord; aber er war nicht naiv und behielt ein gewisses Maß an Besonnenheit bei. Es wäre töricht gewesen, seinen Anwesenheit kundzutun und eine automatische Abwehr auszulösen; also ging er umsichtig vor, hielt sein Bewusstsein eng fokussiert und widerstand der Versuchung, sich durch die gesamten Bordsysteme zu verbreiten, wie er es normalerweise getan hätte.
    Da er sich so intensiv auf seine Selbstkontrolle konzentrierte, pirschte er sich quasi im Kriechtempo an die Brücke heran, obwohl er in der Realität nur Millisekunden brauchte, um sie zu erreichen. Aber verglichen mit der fast ohne Zeitverlust erfolgenden Ausbreitung seines Bewusstseins, wie sie sonst bei ihm üblich war, schien dieses vorsichtige, sachte Anschleichen in Zeitlupe stattzufinden.
    Während keiner einzigen Phase auf diesem Weg stellte Mal sich die Frage, welchen Empfang man ihm wohl bereiten würde. Frühere Missverständnisse ließen sich aufklären, und er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sämtliche Probleme in dieser Hinsicht aus dem Weg geräumt würden, sowie er die Gelegenheit erhielt, mit der AI zu reden, an deren Erschaffung er mitgewirkt hatte.
    Falls ihm jemals der Gedanke kam, dass der Verstand, der nun die The Noise Within steuerte, sich eventuell grundlegend von der Intelligenz unterschied, die vor so vielen Jahren die The Sun Seeker kontrolliert hatte, entschied er sich dafür, diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen. Was sich als Fehler erwies.
    Als er sein Bewusstsein nach dem lenkenden Verstand ausstreckte und anfing, einen vagen Hauch seiner wahren Natur zu erahnen, merkte er, dass sein Weg blockiert war. In jede Richtung. So wirkungsvoll, als seien rings um ihn her massive Wände heruntergestürzt.
    Er steckte in einer Falle, ohne die geringste Möglichkeit, sich irgendwo eine Zuflucht zu suchen.
    »Hallo, Malcolm«, ertönte eine vertraute, heitergelassene Stimme. »Hast du wirklich geglaubt, mir würde deine Anwesenheit auf diesem Schiff entgehen? Ich habe sie in dem Moment gespürt, in dem du an Bord kamst. Hast du so schnell vergessen, wozu deine eigene Schöpfung fähig ist? In allem, was relevant ist, bin ich das Schiff!«
    »Nein, ich habe es nicht vergessen. Es ist

Weitere Kostenlose Bücher